Symbolbild rostiger Panzer © Pixabay

Studie zur Diskursverschiebung über den Konzern Rheinmetall AG

4 Kommentare

Symbolbild rostiger Panzer © Pixabay

Die Informationsstelle Militarisierung (IMI) e.V. hat eine Studie zur Berichterstattung über den Rüstungskonzern Rheinmetall veröffentlicht. Der Autor Jonas Uphoff untersucht anhand einer Diskursanalyse, wie sich die Berichterstattung über den Rüstungskonzern Rheinmetall AG in den letzten sechs Jahren verändert hat.

Eine deutliche Verschiebung in der Berichterstattung ist demnach vor allem seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine im Februar 2022 und der damit vorangetriebenen „Zeitenwende“-Politik bemerkbar.

Es wird seither nicht nur deutlich mehr über Rüstungskonzerne, von denen die Rheinmetall AG der größte allein deutsche Konzern ist, berichtet. Die Darstellung Rheinmetalls in den Medien fällt auch wesentlich positiver aus. Anhand verschiedener Narrative und Kontexte, in denen über den Konzern in diesem Zeitraum berichtet wurde, zeichnet die Diskursanalyse diese Verschiebung nach.

Rheinmetall wird seit dem Februar 2022 eine Bühne geboten, um als politischer Akteur das Tagesgeschehen und den Diskurs um die aktuelle Aufrüstungspolitik mitzubeeinflussen. Zuvor war Rheinmetall hingegen vor allem durch Kritik und Skandale um Rüstungsexporte in Kriegsregionen in den Schlagzeilen vertreten gewesen. Bei dieser Veränderung im gesellschaftlichen Diskurs spielen nicht nur politischer Wille und wirtschaftliche Macht eine Rolle. Auch die mediale Berichterstattung in ihrer Funktion zur Bildung einer öffentlichen Meinung muss eingehend untersucht werden.

Die Autor kommt dabei zu dem Schluss: „Die Wandlung vom eher unsympathischen Geschäftemacher mit Krieg und Tod zum geschätzten Partner, der Seite an Seite mit dem Bundeskanzler den ersten ‚Spatenstich‘ einer neuen Munitionsfabrik ausführt, wirkt fast hastig, so schnell geschah sie. Die beteiligten Akteure (Politik, Medien und Rüstungsindustrie) nehmen sie jedoch mit Wohlwollen und Professionalität auf.“

Weiter heißt es in der Studie: „Im politischen Programm zu einem konventionell hochgerüsteten Europa wird die Rheinmetall AG also die nächsten Jahre oder Jahrzehnte eine Schlüsselrolle spielen. Eine gesteigerte Präsenz in den Medien verschafft ihr und der allgemeinen Politik der Aufrüstung hierbei einen großen Vorteil in Sachen Reklame und Legitimation, weshalb der Konzern wortwörtlich auf der Bildfläche bleiben wird. Nicht nur, weil alle Vorgänge, die Rheinmetall betreffen, einen hohen Stellenwert in der hegemonialen Meinung zur Aufrüstung des deutschen Staates darstellen.“

Die Studie kann über die Informationsstelle Militarisierung bezogen oder kostenlos von der Internetseite heruntergeladen werden:
IMI-Studie 2024/01
Von der Schmuddelecke in die Systemrelevanz.
Die mediale Zeitenwende im öffentlichen Diskurs über Rheinmetall.
https://www.imi-online.de/download/IMI-Studie2024-1-Rheinmetall.pdf oder https://www.imi-online.de/2024/04/16/von-der-schmuddelecke-in-die-systemrelevanz/

Rückfragen gerne an das Büro der Informationsstelle Militarisierung e.V.:
Tel.: 07071-49154; Email: imi@imi-online.de

Symbolbild: Pixabay

4 Kommentare

  1. Thomas Martin

    // am:

    Herr Faulhaber,
    natürlich sind mir die Hintergrundgeschichten zum NATO-Doppelbeschuss, die Sie schildern, lange bekannt. Ob diese sich im Detail so zugetragen haben, vermag ich nicht zu beurteilen – lassen wir es im Raume stehen. Aber selbst wenn, ist das kein Widerspruch zur korrekten Entscheidung für den Beschluss, denn in letzter Konsequenz führte der NATO-Doppelbeschluss zur Entspannung und Abrüstungsgesprächen. Pannen können immer passieren, im vorliegenden Fall wurde die Katastrophe aber dennoch verhindert. Pannen und/oder Unfälle lehren, dass die Kontrollsysteme besser werden müssen und das ist seit damals sicher geschehen. Ein Restrisiko bleibt, bei einer wissenschaftlichen Argumentation gibt es fast nie 100%.
    Damit Angriffskriege erst gar nicht begonnen werden, muss das Zielland so glaubhaft wehrhaft sein, dass der Aggressor die Gewissheit hat, bei einem Angriff, selbst in eine entscheidend unterlegene Position zu gelangen. Die Ukraine war militärisch schwach und nach Putins Einschätzung auch die gesamte EU und gleichzeitig die USA „kriegsmüde“. Das war der Hauptgrund für Putin, die Sache jetzt durchzuziehen. Nur weil die Ukraine militärisch aufgerüstet wurde (in erster Linie durch die USA), besteht sie im Wesentlichen überhaupt noch. Länder, wie Finnland, werden Mitglied der NATO weil sie durch militärischen Beistand ihr Überleben sichern. Was glauben Sie, was mit Taiwan nicht schon längst passiert wäre, stünden nicht die USA im Hintergrund bereit?
    Zum Schluss: Man sollte sich durch Katastrophenfilmchen aus Hollywood keine Angst einbrennen lassen – da geht es um Geldmaschinen, stets den Strömungen der jeweiligen Zeiten angepasst.

  2. Norbert Faulhaber

    // am:

    Lieber Herr Martin,
    der NATO-Doppelbeschluss, den Sie so toll finden – sprich: die Stationierung von Pershing-II-Raketen im damaligen Westdeutschland – hätte seinerzeit mindestens zweimal (im Herbst 1983) um ein Haar dazu geführt, dass wir alle damals draufgegangen wären (und wenn Sie zu dieser Zeit noch gar nicht auf der Welt waren, wären Sie höchstwahrscheinlich nie geboren worden). Im November dieses Jahres startete die NATO ein großangelegtes Manöver, das einen Atomschlag gegen die damalige UdSSR simulierte – und die sowjetische Führung ging (irrigerweise) in der damals vor allem durch die völlig enthemmte Kriegsrhetorik von US-Präsident Ronald Reagan aufgeheizten Atmosphäre davon aus, es handele sich hierbei um einen unmittelbar bevorstehenden realen Nuklearangriff. Beide Supermächte standen sich schließlich im Stadium allerhöchster Alarmstufe gegenüber – und in einer solchen Situation genügt ein Computerfehler, und es knallt. Als die US-Regierung schnallte, dass die UdSSR-Führung das Manöver als realen Kriegsbeginn einstufte, wurden die Aktivitäten sofort zurückgefahren und Präsident Reagan fuhr demonstrativ in Urlaub, um zu signalisieren, dass die US-Seite keineswegs vorhatte, die UdSSR anzugreifen…
    Einen solchen Computerfehler gab es nämlich ein paar Wochen zuvor, und es ist dem damaligen sowjetischen Oberstleutnant Stanislaw Petrow zu verdanken, dass sich die Menschheit im September 1983 nicht selbst auslöschte. Als Kommandeur einer Radarstation nahe Moskau stufte er den mitternächtlichen Alarm seines Computersystems (zu Recht) als Fehlalarm ein und verzichtete darauf, seine Vorgesetzten aus dem Bett zu holen…
    Dies alles ist erst in den 2000er Jahren bekannt geworden, ging aber in den letzten 15 Jahren auch ziemlich prominent durch die Mainstreammedien. Sie können ja mal googeln, wenn das alles für Sie neu ist. Ich (und Hunderttausende andere) die damals gegen die Pershing auf die Straße gingen, haben das seinerzeit alles nicht gewusst – aber wir haben es geahnt. Die ungehemmte Hochrüstung damals hätte beinahe den Großteil der Menschheit vernichtet, und diese akute Gefahr spiegelte sich seinerzeit auch sehr schön in vielem wieder – etwa in einer ganzen Reihe von Spielfilmen, die das nukleare Armageddon an die Wand malten – „The Day After“ etwa oder „When The Wind Blows“. Ach ja, und noch etwas: Nach allem, was man von ehemaligen Wehrpflichtigen, die damals auf der Bundeswehrbasis Pfullendorf stationiert waren, hört, lagerten zumindest seinerzeit dort US-Atomwaffen. Wie weit ist es von Pfullendorf nach Konstanz?

  3. Thomas Martin

    // am:

    Entscheidend ist, dass die Rüstungsproduktion auf ein vernünftiges Maß hochgefahren und unsere Bundeswehr so aufgerüstet wird, dass unser Land wehrhaft ist und vernünftig verteidigt werden kann. Dazu benötigt unsere Armee mehr Soldaten, Waffen verschiedener Gattungen und vor allem ausreichend Munition.
    Wir sollten endlich aus dem Dornröschenschlaf aufwachen zu glauben, die Welt fast sich ohne Waffen an die Hände, singt Friedenslieder und alles ist gut.
    Es gibt – wie man täglich feststellt – immer wieder Menschen, die über Leichen gehen, die aus Machtgründen Angriffskriege vorbereiten und durchführen um andere Volksgruppen zu vernichten. Das hängt mit der Spezies Homo Sapiens zusammen bzw. damit, dass es das „Böse“ als eine Art Geisel des Menschen tatsächlich gibt. Bei solchen Menschen hängt die Hürde zum Töten sehr tief, da braucht man eine gescheite Verteidigungskeule. Das heißt nicht, dass man nicht versuchen soll gleichzeitig zu verhandeln. Denken wir an den NATO-Doppelbeschluss Anfang der 80er Jahre – Helmut Schmidt hatte das mit Jimmy Carter eingeleitet und Helmut Kohl hat dies dann vollendet. Das war die richtige Entscheidung und hat funktioniert.

  4. Thomas Willauer

    // am:

    Wann beenden wir endlich die Party der Rüstungskonzerne?

    Eine gute Ergänzung zu diesem Beitrag.
    https://www.telepolis.de/features/Wann-beenden-wir-endlich-die-Party-der-Ruestungskonzerne-9688657.html?seite=all

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