Philharmonie-Gebäude 10.11.2019 © Harald Borges

Knüppel aus dem Sack

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Philharmonie-Gebäude am 10.11.2019 © Harald Borges
Philharmonie-Gebäude am 10.11.2019 © Harald Borges

Der Gemeinderat ist nicht zu beneiden: Er muss am nächsten Wochenende in öffentlicher Sitzung über das Schicksal zumindest einiger Orchestermusiker*innen befinden, denen aus Kostengründen der Rauswurf droht. Aber es gibt eine Alternative.

Die Rahmenbedingungen sind bekannt: Die Stadt Konstanz hat geprüft, wie sich massenhaft Geld einsparen lässt. Während das Bodenseeforum, das in diesem Jahr wieder 2,34 Millionen minus machen soll (Einzelheiten finden Sie hier), von vornherein von dieser Prüfung ausgenommen wurde, wurden Theater und Orchester offenkundig sehr ergebnisoffen untersucht, auch auf die Gefahr hin, sie finanziell zu erledigen.

Was die Philharmonie anbelangt, ging schon seit geraumer Zeit das Gerücht, dass die Verwaltung den Rausschmiss verdienter Musiker*innen nicht ausschließen wollte (seemoz berichtete hier). Sie hat dem Gemeinderat jetzt mehrere mögliche Szenarien vorgelegt, wie eine zwanzigprozentige Kürzung der städtischen Zuschüsse für die Philharmonie denn zu bewerkstelligen wäre oder was sich sonst so tun ließe. Da das Land in diesem Fall die Zuschüsse an das Orchester dann seinerseits kürzen dürfte, kann dies durchaus das Ende des Orchesters – zumindest in seiner heutigen Form als Sinfonieorchester –bedeuten.

Darüber soll der Gemeinderat entscheiden

1. 20 Prozent des städtischen Zuschusses zur Südwestdeutschen Philharmonie (SWP) werden gekürzt und so 684.000 Euro gespart. Dafür werden 10 Stellen im Klangkörper abgebaut. Hierzu sind zum nächstmöglichen Zeitpunkt, gegebenenfalls schrittweise, betriebsbedingte Kündigungen auszusprechen.

Oder

2. 10 Prozent des städtischen Zuschusses zur Südwestdeutschen Philharmonie (SWP) werden gekürzt und so 342.000 Euro gespart. Dafür werden 5 Stellen im Klangkörper abgebaut. Hierzu sind zum nächstmöglichen Zeitpunkt, gegebenenfalls schrittweise, betriebsbedingte Kündigungen auszusprechen.

Oder

3. Das Orchester wird zukunftsgerichtet weiterentwickelt, steigert seine Erträge und liefert ein „erweitertes Leistungsversprechen“: „Dieses beinhaltet zusätzlich auf der Einnahmenseite eine Steigerung der Erlöse der Philharmonischen Konzerte um mindestens 80.000 Euro und eine jährliche Drittmitteleinwerbung von 120.000 Euro.“ Dafür soll die Verwaltung einen neuen Haustarifvertrag aushandeln, „der u.a. eine größere Flexibilität im Einsatz der MusikerInnen und mehr Beiträge des Orchesters kultureller, sozialer und bildungspolitischer Art für die Stadtgesellschaft ermöglicht. Eine Anlehnung an das Modellprojekt der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz ist gewünscht“. (Man erinnert sich, bei der Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz in Ludwigsburg steht heute der ehemalige Konstanzer Intendant Beat Fehlmann am Ruder.) Es gibt in diesem Fall auch keine Zuschusserhöhungen, „ausgenommen hiervon sind von der SWP nicht beeinflussbare Kostensteigerungen, wie z.B. Tariferhöhungen.“

Das alles soll während der ersten fünf Spielzeiten der neuen Intendanz, die noch gefunden werden muss, gelten. „Dies garantiert der Südwestdeutschen Philharmonie eine angemessene Zeit zur Bewährung und schafft Planungssicherheit für die verantwortlichen Akteure.“

Das könnte dabei herauskommen

Die naheliegende Lösung, das Bodenseeforum dichtzumachen und mit einem Teil der dadurch pro Jahr eingesparten über zwei Millionen Euro die Konstanzer Kultur am Leben zu halten und zu entwickeln, steht ausdrücklich nicht zur Abstimmung.

Deshalb ist die 3. Möglichkeit jene, die am meisten Charme versprüht, setzt sie doch auf das Prinzip Hoffnung und verschiebt einen etwaigen Abend der langen Messer in die Zukunft.

Es gibt aber vermutlich auch Ausnahmen:

  • Gestandene Wirtschaftsliberale (die meinen, Kultur sei überflüssig, weil sie keinen Profit bringt);
  • konservative Sparfüchse, die immer gern gegen Arbeitnehmer*inneninteressen stimmen,
  • sowie bürgerliche Kulturbolschewiken (die ihre Abo-Konzerte nur unter Aufwendung aller Willenskraft und unter den strengen Blicken ihrer Partnerin absitzen und daher insgeheim auf ein schnelles Ende des Konzertlebens hoffen)

könnten hingegen aus Prinzipientreue bzw. Selbstverteidigung für die Vorschläge 1. und 2. stimmen.

Allerdings werden bei der öffentlichen Sitzung im Ratssaal am nächsten Donnerstag auch zahlreiche Musiker*innen anwesend sein, und so manche Rät*innen werden sich scheuen, Aug‘ in Aug‘ mit den potenziellen Opfern für deren Rausschmiss zu stimmen.

Natürlich hat sich auch im Rat herumgesprochen, dass es für Musiker*innen insbesondere jenseits der 35 Jahre kaum mehr möglich ist, noch irgendwo auf der Welt, geschweige denn in der Nähe von Konstanz überhaupt eine neue Stelle zu finden, weshalb eine Kündigung katastrophale soziale Folgen haben kann. Ebenso wie klar ist, dass derartige Stellenstreichungen (die sinnigerweise nur die Streicher, vor allem die Geigen, treffen können) nicht spurlos am Orchester vorbeigehen werden: Das wäre wie als Fußballmannschaft nur mit 9 Spieler*innen aufzulaufen und bedeutete eine Amputation vor allem am klassisch-romantischen Repertoire, das bis heute eine Cashcow unserer Orchester ist.

Die Arschkarte hat der/die neue Intendant*in, und man darf gespannt sein, welche erfahrene Kraft angesichts dieser Rahmenvorgaben ihren Hut in Konstanz in den Ring werfen mag. Es geht ja um nichts anderes, als – immer mit der Kündigungsdrohung im Hintergrund – eine Verschlechterung der Arbeitsbedingungen der Musiker*innen durchzudrücken und zusätzlich mit dem Hut in der Hand bei möglichen Sponsoren die Runde zu machen. Beides ist gleichermaßen beliebt – nämlich etwa so wie Pest und Cholera – und daher nicht gerade ein Pluspunkt bei der Bewerbung. Wohlgemerkt: Nicht etwa bei der Bewerbung von Intendant*innen um diese Stelle in Konstanz, sondern bei der Bewerbung der Stadt Konstanz bei erfahrenen Intendant*innen, denen zuzutrauen ist, dass sie das Orchester sicher durch die Turbulenzen der nächsten Jahre bringen werden.

Quelle: Beschlussvorlage HSK, Vorberatung nö – 2023-3472, Prüfauftrag Reduzierung des Zuschussbedarfs für die Südwestdeutsche Philharmonie um 20%.

Text: O. Pugliese, Foto: Harald Borges

6 Kommentare

  1. Peer Mennecke

    // am:

    Hallo Herr Rössler, Thema verfehlt, soweit es mich betrifft. Weder habe ich behauptet, irgendjemand (auch nicht Herr Sobisch) möchte Theater und Philharmonie abschaffen (das hat Herr Daub zwar angeregt), noch stellte ich die Existenz dieser Institutionen infrage (das machen gerade ganz andere). Was sollen also diese Unterstellungen bezwecken?
    Mein eigentliches Anliegen, über die Sinnhaftigkeit der Geldvernichtungsmaschine am Seerhein nachzudenken, haben Sie offenbar (bestenfalls) überlesen.
    Fragwürdige, für den geneigten Leser jedoch durchschaubare Taktik.

  2. Jürgen Rössler

    // am:

    Sehr geehrter Herr Menecke, wenn ich den Beitrag von Herrn Sobisch richtig deute, dann fordert er ja nicht die Abschaffung von Stadttheater und Philharmonie (wurde auch nie wirklich ernsthaft gefordert, die Schwarzmalerei erscheint mit eher ein rhetorisches Mittel der Hochkulturlobby zu sein, um Kürzungen aufzuhalten), sondern eine angemessene Bewertung der Zuschüsse, die in den letzten Jahren nahezu diskussionslos zu fließen schienen und stark angehoben wurden – der städtische kommunale Zuschuss Betrug im Jahr 2012 4,8 Millionen Euro, 2022 6,4 Millionen, bei der Philharmonie wurde von 2,2 Millionen im gleichen Zeitraum auf 3,3 Millionen erhöht. Die bequeme Subventionierung führt auch hier zu wirtschaftlicher Trägheit – der Steuerzahler richtet es ja! So mussten die aktuell für die Philharmonie Verantwortlichen hier gravierende Defizite im Südkurier-Interview einräumen. Auf die Frage nach Sponsoring erläutert Organisationsleiter Rouven Schöll: „Das sieht leider mau aus, es gibt gerade keine wirklichen Sponsorenpartnerschaften.“ Und die Antwort auf die Frage „Warum?“ entlarvt die Arbeitshaltung restlos. Schöll: „Es wurde halt nicht gepflegt!“ Wirklich „Volle Kraft für die Kultur?“ Braucht man ja auch nicht, wenn man die nahezu kritiklosen Mehrheit der Gemeinderäte und -rätinnen hinter sich weiß. Und noch ein paar Fakten zu den Kartenpreisen: In Konstanz geht das Spektrum von 13 bis 34 Euro, im nahen Schauspielhaus Zürich hingegen von 20 bis 98 Franken. Dies lässt sich nicht nur mit den höheren Lebenshaltungskosten der Eidgenossen erklären, hier ist die entsprechende Zielgruppe einfach auch bereit, sich intensiver zu beteiligen (wenn auch hier beachtliche Zuschüsse der Stadt fließen). Und dann sollte ja auch berücksichtigt werden, was Herr Sobisch ebenfalls erwähnt, aber in der Berichterstattung mehrfach nicht korrekt wiedergegeben wird: Es geht nicht um eine Kürzung des Gesamtbudgets, sondern lediglich um die kommunalen Zuschüsse – also hier von existentiellen Probleme zu reden scheint mir weit hergeholt, es fließen immer noch reichlich Euro in diese Einrichtungen. Und hier muss ich auch Herr Daub zustimmen, dass auch an anderen Orten in Konstanz Kultur geboten wird und es dort zumeist deutlich weniger Zuschüsse (wenn überhaupt) gibt. Der Psychologe Alexander Maslow hat eine Bedürfnispyramide entwickelt, aus der abgelesen werden kann, welche Bedürfnisse in welcher Priorität für Menschen relevant sind. Hoffentlich schaffen es die Gemeinderäte und -rätinnen, die Bedürfnisse der Mehrheit der Konstanzerinnen und Konstanzer bei ihrer Entscheidung zu berücksichtigen und entsprechend zu entscheiden.

  3. Wolfgang Daub

    // am:

    @Sobisch: Bravo! Endlich jemand, der das Thema auf den Punkt bringt!

    Ich denke sogar durch die Schließung von Philharmonie und Ensembletheater könnte Konstanz nicht nur viel Geld einsparen sondern gar mehr Kultur bieten: durch Gastspiele von namhaften Orchestern und Theaterproduktionen aus dem In- & Ausland!
    Wenn 80 Prozent der Etats der jetzigen Institutionen vom Steuerzahler bezahlt werden müssen, um deren Existenz zu sichern, dann ist das schlicht nicht mehr zeitgemäß!

    Ich stelle mir einmal vor die Vertreter von K9, Zebra oder Kula hätten derartige Forderungen von 80 Prozent und mehr Zuschuss vom Steuerzahler gestellt sowie die Reaktion der gewählten Vertreter hierauf im Gemeinderat!

    Aber auch dort wird Kultur geboten!

  4. Alexander Binder

    // am:

    Ungeachtet der Kürzungsdebatte:

    Das Bodenseeforum könnte tatsächlich seinen Beitrag leisten, als regelmäßige Spielstätte der SWP fungieren und bei deren Auslastung und Präsenz helfen.

    Man stelle sich vor, es kämen regelmäßig Gäste aus dem Deutsch-Österreich-Schweizer Umland zu diesem festen Ort, um der Philharmonie zu lauschen.

    Alternativ könnte der Beitrag des Bodenseeforums darin bestehen, sich durch leistbare Mietpreise endlich all den Vereinen und Institutionen als Veranstaltungsort zu öffnen und zur Verfügung zu stehen, wo es doch an solchen Räumlichkeiten in Konstanz derart mangelt. Und das wäre sicher wirtschaftlicher als Leerstand.

  5. Peer Mennecke

    // am:

    Herr Sobisch, Theater hat nichts mit Hochkultur im Sinne dieses Begriffs zu tun. Theater ist Kultur für alle (auch, wenn es sich viele Menschen nicht mehr leisten können in Deutschland). Orchester wie die Philharmonie gehören begrifflich zur Hochkultur (was allerdings Blödsinn ist).
    Liebhaber beider Institutionen jetzt zur Kasse bitten zu wollen, ist vielleicht populär, aber genauso falsch wie höhere Preise für z.B. Sportveranstaltungen zu verlangen. Sollte sich die größte Stadt am Bodensee Kultur, Sport und Bildung nicht mehr leisten wollen, um komatöse Projekte wie das Bofrost künstlich am Leben zu halten, dann läuft etwas schief, das leicht zu erkennen und benennen ist.

  6. Manfred+Sobisch

    // am:

    „Voller Einsatz für die Kultur!“ titelt der Südkurier und fasst damit die Bestrebungen der Vertreter von Theater und Philharmonie unterstützt von ihren Freundeskreisen am 21.Oktober zusammen. Ähnlich fatalitisch klingt es beim regionalen Onlineportal seemoz.de: „Philharmonie: Schneller Tod oder langes Dahinröcheln?“ Podiumsdiskussionen, offene Briefe und Leserbriefe flankieren die Bemühungen des etablierten Bildungsbürgertums, die von einem hochkulturaffinen Gemeinderat in den letzten Jahren gut ausgestattet wurde, dennoch oft mit diesen Mittel nicht klarkam und Defizite produzierte, die Kürzung der Mittel zu stoppen. Fakt ist: Konstanz muss sparen! Aber, so die Hochkulturlobbyisten, nicht beim so wichtigen Theater oder der Philharmonie. Wo dann? Bei der Ausstattung der Schulen? Bei der zeitgemäßen Ausstattung von Kitas? Bei der Instandhaltung und dem Unterhalt von Spielplätzen? „Für Karin Becker würde eine Schließung der Werkstattbühne bedeuten, nicht in die Zukunft, nicht in junge Menschen zu investieren!“ Und im Gleichschritt mit der Theaterintendantin werden Horrorszenarien über die Zukunft der lokalen Kultur und der Gesellschaft insgesamt entworfen, das Kulturangebot und damit das gesellschaftliche Leben in der Konzilstadt stünden vor dem Aus! Den Begriff des „vollen Einsatz“ kennen wir Sportler gut. Es bedeutet, an die Grenze oder darüber hinaus zu gehen, eben Leistung bringen, wenn es erforderlich ist. Und hier könnte man ansetzen, wenn man es mit dem „vollen Einsatz“ ernst meint. Ein Ansatz: Es wird von der Kulturlobby betont, welche Wertigkeit die Hochkultur habe. Nun, dann sollen doch diejenigen, die diesem Angebot einen so hohen Wert zumessen, auch diesen Wert an der Kasse berappen. Warum soll der Steuerzahler in hohem Maß das Freizeitvergnügen einer kleinen, aber zumeist durchaus gut verdienenden Gruppe finanzieren, während man von jüngeren Menschen in der Universitätsstadt verlangt, dass sie für ihren Kulturgenuss kostendeckende Preise bezahlt – zum Beispiel verlangt das Campusfestival längst dreistelliges Eintrittsgeld? Auch bei der Suche nach Sponsoren scheint man noch nicht mit „vollem Einsatz“ zu Werke gehen, denn ein Eigenerlös (Eintrittsgelder + Zuschüsse Dritter, wie es in der Broschüre „Konstanz in Zahlen“ heißt) von deutlich unter 20 % beim Theater und knapp über 20 % bei der Philharmonie ist eigentlich indiskutabel. Würden die Handballer der HSG Konstanz so wirtschaften, dann wäre der Verein mit seinem Leistungs- und Breitensportangebot längst insolvent. Und wenn zu wenige bereit sind, das Theater mit höheren Eintrittspreisen oder mit finanziellen Zuwendungen zu unterstützen, dann scheint Konstanz eben nicht das passende Pflaster für solch ein Angebot zu sein. Jeder steuerpflichtige Bürger in Konstanze zahlt umgerechnet über 500 Euro pro Jahr an Steuergeldern für Theater und Philharmonie, ob er das Angebot nutzt oder nicht. Über die Zuschüsse von Stadt und Land aus Steuergeldern wird also das Freizeitvergnügen einer rhetorisch cleveren Elite, die nicht bereit ist, einen gebührenden Anteil am eigenen Vergnügen selbst zu entrichten, obwohl sie nicht müde wird, die Wertigkeit dieses Angebots zu betonen, finanziert. Von der nicht so zahlungskräftigen Zielgruppe erwartet man aber genau das – siehe Campus-Festival. Ich ahne schon, jetzt kommt der Konter mit der schützenswerten Hochkultur! Ein sehr schwammiger Begriff, aber, um mit Fontane zu reden: „Ein weites Feld!“ Zudem: Es geht ja gar nicht um die Schließung, sondern um die Kürzung um 20 %. Und dies betrifft nicht einmal das Gesamtbudget, sondern den städtischen Anteil.
    Eine andere Möglichkeit, die zudem den Schwarzmalern der Kulturlobby den Wind aus den Segeln nimmt, wäre ein Zurückschrauben auf der Zeitachse. Betrachten wir fairerweise die Vor-Corona-Zeit (die Zahlen der Nach-Corona-Phase sind aus bekannten Gründen desaströs). Im Jahr 2019 bekam das Stadttheater 6,6 Euro Millionen kommunale Zuschüsse, die Philharmonie 8,03 Mio Euro, im Jahr 2016 flossen noch 5,58 Millionen Euro der Stadt in den Theateretat und 2015 6,38 Millionen Euro in die Philharmonie. Und in diesen Jahren wurde auch Theater gespielt, wurden klassische Konzerte am Bodensee gegeben, war das Kulturleben in Konstanz nicht tot. Fakt ist: Über Jahre wurden hier die Zuschüsse stark erhöht, man hat sich an das bequeme Zuschuss-Bett gewöhnt, von „vollem Einsatz“ keine Rede. Jetzt sollte man sich eben auch einmal nach der Decke, die kürzer geworden ist, strecken, muss man sich Gedanken machen, welches Kulturangebot sich eine Stadt von der Größe von Konstanz leisten kann. Muss es denn ein Konzert mit über 60 Berufsmusiker sein? Wer hochklassigen Bundesliga-Fußball sehen will, muss eben auch nach Freiburg oder Stuttgart.
    Es wäre schön, wenn sich die Gemeinderäte und -rätinnen hier endlich einmal auf ihre Rolle als Volksvertreter besinnen und überlegen, was Konstanz, was die Bürgerinnen und Bürger in der Konzilstadt wirklich brauchen, beispielweise in Sachen Bildung, Bau- und Verkehrslenkungsmaßnahmen, Klima- und Umweltschutz und Angeboten für die gesamte Bevölkerung. Aktuell jedoch haben wir Politiker an der Spitze, die gerade der anwesenden Zielgruppe nach dem Mund reden. Unser für Kultur und Sport zuständige Bürgermeister Andreas Osner betont vor Kulturvertretern, dass für ihn eine 20-prozentige Kürzung hier nicht in Frage komme, sein Vorgesetzter Uli Burchardt betonte bei der Ankündigung, dass Konstanz im Jahr 2026 das Landesturnfest ausrichtet, dass Konstanz eine Sportstadt sei. Fähnchen im Wind! Politikverdrossenheit und Wahlerfolge der AfD sind Resultat von solch einer bürgerfernen, wenig transparenten Lobbypolitik – in Stadt, Land und Bund!

    Mit freundlichem Gruß
    Manfred Sobisch

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