Die Kunsteishalle in Kreuzlingen direkt an der Grenze ist in die Jahre gekommen und muss mit großem Aufwand saniert werden. Natürlich erhoffen sich die Kreuzlinger*innen, denen die Liegenschaft gehört, von ihren Konstanzer Nachbar*innen einen kräftigen Zuschuss zu dem Millionenvorhaben. Der Konstanzer Gemeinderat will heute darüber befinden.
Die Multifunktionshalle für Veranstaltungen und Eissport, den Konstanzer Spaziergänger*innen von ihren sonntäglichen Ausflügen über die Grenze in Richtung Seepark bestens bekannt, ist in die Jahre gekommen. 1972 begann ihre Geschichte, als die Städte Kreuzlingen und Konstanz als Hauptaktionäre die gemeinsame Kunsteisbahn AG gründeten. Im Oktober 1977 startete dann der probeweise Betrieb der Eisbahn, die von Anfang an gut angenommen wurde, worauf man sie 1999 zur Sport- und Eventhalle erweiterte.
Die wirtschaftliche Lage war immer wieder schwierig, es gab auch personelle Turbulenzen, und 2004 zog sich die Stadt Konstanz schließlich aus der Gesellschaft zurück. Seither „betreibt und finanziert die Stadt Kreuzlingen die Anlage als Alleinaktionärin. Konstanz fördert den Betrieb durch die Kostenübernahme der Eismieten des Schul- und Vereinssports“, wie die Verwaltung in der Sitzungsvorlage schreibt.
Früher eine große Nummer
Die Arena sah viele Konzerte und andere Veranstaltungen mit bis zu 5.000 Besucher*innen und war zeitweise als Spielstätte der Eishockeyvereine HC Thurgau und EHC Kreuzlingen-Konstanz überregional bekannt. Auch Aufzeichnungen und Live-Sendungen des Schweizer Fernsehens und des ORF fanden hier statt.
Mittlerweile ist der Bau aber in einem so schlechten Zustand, dass an Veranstaltungen solcher Größenordnungen nicht mehr zu denken ist. Selbst eine rein sportliche Weiternutzung wäre wohl nur noch beschränkt möglich.
Die Stadt Kreuzlingen treibt dieses Sanierungsprojekt schon seit geraumer Zeit um. Bereits am 14.11.2023, also vor einem guten Jahr, schrieb der Kreuzlinger Stadtpräsident Thomas Niederberger an OB Burchardt und BM Osner und bat in Konstanz um einen einmaligen Investitionskostenbeitrag von 5 Mio. CHF und einen jährlichen Betriebskostenzuschuss von 150.000 CHF. Die Gesamtkosten für die Großsanierung werden auf ca. 27.000.000 CHF, die jährlichen Betriebskosten auf ca. 1.600.000 CHF geschätzt.
Angesichts der Bedeutung der Halle für die Konstanzer Eisbegeisterten scheint das auf den ersten Blick eine berechtigte Forderung zu sein, denn rund 15.000 Konstanzer*innen nutzen nach schweizerischen Angaben das öffentliche Eislaufen und stellen somit rund 60% des Publikums. Außerdem üben sich auch 239 Konstanzer Vereinsmitglieder in der Kreuzlinger Halle im Eiskunstlauf, Eishockey und Curling.
Beim Geld hört die Nachbarschaft auf
Sowohl als Unterhaltungs- als auch als Trainingsstätte ist die Bodensee-Arena damit für die Konstanzer*innen kaum wegzudenken, aber so recht will die Stadt Konstanz nicht mit ins Boot springen. Die Verwaltung schlägt vor, in Zukunft einen jährlichen Betriebskostenzuschuss von 150.000 Euro oder CHF zu zahlen und zusätzlich 90.000 Euro für die Nutzung der Räumlichkeiten durch die Konstanzer Vereine hinzulegen. Aber mehr als diese knappe Viertelmillion im Jahr sei nicht drin, so wünschenswert der Erhalt dieser Sportstätte auch sei.
Die Gründe für die Ablehnung eines Investitionskostenbeitrags von 5 Mio. CHF sind zahlreich: Einerseits fehlt der Stadt Konstanz ganz einfach das Geld, sie will einen strikten Sparkurs fahren und sieht sich schon jetzt nicht in der Lage, alle notwendigen Investitionen zu tätigen. Schon die 240.000 Euro, die man jetzt insgesamt jährlich zu zahlen bereit sei, seien für die Sportförderung rekordverdächtig: „Der Eissport würde damit in Relation der Sporttreibenden und der Fördersumme in einer ähnlichen Größenordnung wie der Schwimmsport gefördert und läge mit an der Spitze der Förderung der Sportarten.“
Ganz zu schweigen davon, dass ein grenzüberschreitender Zuschuss aus Konstanzer Sicht den Gepflogenheiten widerspräche: Investitionszuschüsse sind laut Sitzungsvorlage bei grenzübergreifenden Projekten unüblich, „weil insbesondere das Besitztum in diesem Fall klar bei der Stadt Kreuzlingen liegt und sich keine Nutzungsrechte [für Konstanz] ableiten lassen.“ Nicht zuletzt weist die Verwaltung der Konzilstadt mit dem Klimanotstand darauf hin, dass eine Eishalle ein klimakritisches Gebäude sei, aber dieses Argument wirkt in der Vorlage ein wenig verloren.
So soll es weitergehen
Die Schweizer brauchen heute eine definitive Entscheidung des Konstanzer Parlaments, um das Verfahren zur Volksabstimmung Ende September 2025 fristgerecht in Gang setzen zu können. Es gilt in gewöhnlich gut informierten Kreisen als sicher, dass der Konstanzer Gemeinderat, dem Verwaltungsvorschlag folgend, den Zuschuss von 5.000.000 CHF ablehnen und „nur“ die jährlichen insgesamt 240.000 Euro genehmigen wird. Ganz unabhängig davon darf man gespannt sein, wie das Stimmvolk im nächsten Jahr über die imposante Arena entscheiden wird. Sollten die Stimmberechtigten der Sanierung zustimmen, soll die Bodensee-Arena 2030/2031 fertig sein.
Sollten die Stimmberechtigten die Investition allerdings ablehnen, ist die Zukunft der Bodensee-Arena äußerst ungewiss …
Quelle: Sitzungsvorlage 2024-3978, Homepage der Bodensee-Arena, Thurgauer Zeitung vom 08.07.2021
Text: O. Pugliese, Bild: Harald Borges
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