1. Mai 2025 © DGB Pressebild

Unsolidarisch am 1. Mai?

9 Kommentare

1. Mai 2025 © DGB Pressebild

Kommenden Donnerstag wird der 1. Mai im Konstanzer Stadtgarten gefeiert, zusammen mit GewerkschafterInnen aus dem benachbarten Thurgau. Auch ein „Kulturfest für Demokratie und Menschenrechte“ steht ab 13 Uhr auf dem Programm. Umso unverständlicher, dass zeitgleich eine Gegenveranstaltung angekündigt wird. Was soll das?

Sie nennen es „Mai Parade“, für die man sich ebenfalls am 1. Mai am Seerhein treffen will, um für „Freiräume in Konstanz“ zu demonstrieren. Aufgerufen dazu haben u.a. der Kulturkiosk, die Initiative Bürgerpark Büdingen, das Café Mondial, das K9 und das Junge Forum Konstanz, das bei dieser Aktion  offensichtlich die entscheidenden Strippen gezogen hat und hofft, damit im Alleingang kommunalpolitisch zu punkten.

Ein schräges und auch unehrliches Vorgehen.

Sie fordern auf Flugblättern und Plakaten: „Wir möchten gemeinsam mit Initiativen & Vereinen aus dem Bereich Kultur & Soziales die Zivilgesellschaft darauf aufmerksam machen, dass ein Platz für sozio-kulturellen Austausch in Konstanz fehlt, der dringend benötigten Austausch im öffentlichen Raum ermöglicht“. Das allerdings liest sich ziemlich bemüht und entspricht auch nicht der Realität, denn diese Plätze existieren bereits, wenn da auch noch Luft nach oben ist.

Das Programm der 1. Mai-Feier im Stadtgarten inklusive Kulturfest am Nachmittag steht schon lange fest und die OrganisatorInnen der „Mai Parade“ haben das sicher auch gewusst. Sie hätten sich mit den GewerkschafterInnen absprechen und überlegen können, wie man gemeinsam vorgeht und den 1. Mai zu einem Tag für die berechtigten Forderungen aller gestaltet. Das nennt man immer noch: Solidarität, – gerade in diesen Zeiten. Doch danach stand den OrganisatorInnen der Parade nicht der Sinn. Nur gemeinsam sind wir stark, hieß es früher, und das gilt auch heute noch. Ist das so schwer zu begreifen?

In ihrem Aufruf zur Demo schreiben die Paradisten in fast schon entwaffnender Ehrlichkeit, ihr Event solle „laut, farbenfroh, humorvoll, provokant“ (und auch) „infantil“ entwickelt werden. Letzteres wird wohl klappen.

Text: H. Reile; Bild: DGB-Pressebild

9 Kommentare

  1. Pauli heinzelmann

    // am:

    Seemoz wirkt ja wie Donnerhall bis zur „Scheib“ im Stuttgarter Osten. Man spricht jetzt wieder von Arbeitszeit-Verlängerung und Steuererhöhung. Dagegen lasst uns gemeinsam Druck machen am 1. Mai und allen Tagen
    Wir brauchen nicht noch mehr Stress. Mach ds Beschte drus

  2. Paul Zinsmann

    // am:

    @Herr Neuper
    In welcher Welt ist Erinnerungskultur bitte konservativ?

  3. Jan Nikolas Neuper

    // am:

    Ziemlich konservative Ansichten für Revolutionär*innen (…unser Tag, war schon immer so, warum fragt uns keiner, …).
    Ich denke, Zeit & Platz reichen für 2 oder mehr Aktionen.

  4. Christina Herbert-Fischer

    // am:

    naja, hier lief keine Information gegenseitig. Die Frage ist, wie können wir das verbessern? Bei uns, den OMAS GEGEN RECHTS, sind Mitglieder im Café Mondial beteiligt. Wir sind am Demokratiefest beteiligt. Da lief ja mal ordentlich was schief. Das sollte so nicht mehr passieren. Ich denke, ärgern hilft nicht weiter, wir sollten sehen, wie wir das in Zukunft besser vernetzen. Blöd ist nur, dass jetzt zwei Veranstaltungen parallel laufen, die zum Teil ähnliche Gründe bewegen. Zukünftig sollte man sich zusammen tun und aus dem Fehler lernen.

  5. Pauli heinzelmann

    // am:

    Es gibt halt sotte und sotte, Kollege Reile, Kultur ist wichtig, aber ich brauch Kohle und Freizeit um sie zu genießen und dafür steht der 1. Mai
    Mei Opa hat oft gesagt: dronternei muss au mol Pause sei, und dafür steht der 1. Mai.

  6. Sonja Hasemann

    // am:

    Wenn das die offizielle Begründung für diese Veranstaltung ist, dass es doch um ein anderes Thema geht und man erst nach der Maikundgebung startet, dann ist das ein politisches und kommunikatives Armutszeugnis. Wobei es schon erstaunlich ist, dass man weiß, wann die Kundgebung der Gewerkschaften endet, aber angeblich nicht weiß, dass danach noch ein Kulturfest bis 16:00 Uhr stattfindet. Zumal das ja bereits im vergangenen Jahr so war. Da hätte man mal ganz unverbindlich eine Kooperationsanfrage stellen können. Das ist genauso schwach argumentiert, wie das geschichtliche Bewusstsein in Bezug auf den 1. Mai als „Tag der Arbeit“ ausgeprägt ist. Am 1. Mai feiert man international alles, was bessere Arbeits- und Lebensbedingungen ausmachen und wofür Arbeitnehmende sich in den letzten rund 160 Jahren eingesetzt haben. Gerade in Kunst und Kultur sind prekäre Arbeitsverhältnisse und deren Bedrohung durch technische Neuerungen wie die künstliche Intelligenz eine große existentielle Bedrohung. Also runter vom Schaukelpferd und rein in die großen sozialen Themen. Dann wird es vielleicht auch was mit sozio-kulturellen Austausch.

  7. Paul Zinsmann

    // am:

    Lieber Herr Roth,
    vom etwas zu scharfen Ton eines Herrn Reile mal abgesehen, sind viele der Punkte doch nachvollziehbar.

    Jetzt einmal unabhängig von sich sicherlich überschneidenden Teilnehmerkreisen und verschenkten Chancen für Vernetzung und einen gemeinsamen Kampf:

    So oder so gehört meines Erachtens nach zu progressiver Politik auch ein gewisses Geschichtsverständnis. Der 1. Mai „gehört“ den Gewerkschaften, vielleicht sollte man hier einfach die Geschichte und den langen Kampf würdigen und einfach einen anderen der 364 Tage im Jahr nehmen.

  8. F. Roth

    // am:

    Ohje, Herr Reile, da haben Sie aber gehörig was falsch verstanden. Die Maipara.de war von Anfang an losgelöst von der Gewerkschaftsdemo geplant, da 1. anderes Thema (sie Arbeiterrechte/wir kulturelle Freiräume), 2. andere Uhrzeit (sie vormittags/wir nachmittags). Haben auf der Webseite auch auf die Veranstaltung im Stadtgarten hingewiesen und die Teilnehmenden eingeladen, im Anschluss zu uns rüberzukommen. Dass das Bündnis für Demokratie auch was geplant hat, wussten wir nicht, finde ich aber auch nicht schlimm. Ist doch schön, wenn mal was los ist in unserer Stadt 🥳🥁🦏

  9. Christina Herbert-Fischer

    // am:

    Es wäre doch wirklich kein Problem gewesen sich zusammen zu tun. Ich kann nicht glauben, dass die Maidemo und das anschließende Fest nicht bekannt waren. Schade, man kann nur hoffen, dass es beim nächsten Anlass besser läuft.

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