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Stephansplatz – für Menschen statt Autos

Aus der Redaktion
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Mit über 200 Teilnehmer:innen war die Besetzung des Stephansplatzes in Konstanz ein deutliches Zeichen für den Klimaschutz: Bei spätsommerlichen Temperaturen verwandelte sich der Ort am vergangenen Samstag von einem Parkplatz in einen lebendigen Ort des Austauschs.

Bei einem gemeinsamen Klimapicknick folgten viele über den Tag verteilt dem Aufruf zur Klimademo, die nicht nur zum Verweilen einlud, sondern auch Raum für Diskussionen, Vorträge, Workshops und kreative Aktionen bot. Die Veranstaltung stand unter den Mottos „#ExitGasEnterFuture“ und „Unzureichender Konstanzer Klimamobilitätsplan“, wie das Konstanzer For-Future-Bündnis in einer Pressemitteilung schreibt.

Das Programm wurde von einem breiten Spektrum aus lokalen Umweltinitiativen, Wissenschaftler:innen, Mobilitätsaktivist:innen und engagierten Bürger:innen gestaltet. Ziel war es, die drängenden Fragen zur Klimapolitik in Konstanz – und darüber hinaus – sichtbar zu machen und dabei Menschen aller Altersgruppen zu erreichen.

Raum für Menschen und schneller Ausstieg aus fossilen Energien

Bereits um 11 Uhr wurde mit einer Begrüßungsrede die Parkplatzbesetzung eröffnet. Die Platzwahl wurde nicht zufällig getroffen, denn damit sollte gezielt die Frage aufgeworfen werden, wie wir als Gesellschaft unseren öffentlichen Raum gestalten wollen. Im Anschluss begann das Klimapicknick, mitgebrachte Speisen und Getränke wurden geteilt und Picknickdecken ausgerollt. So konnte bei entspannter Atmosphäre der Stephansplatz für den zwischenmenschlichen Austausch und den klimapolitischen Diskurs genutzt werden.

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Richard Bartscher: Klimamobilitätsplan – mangelhaft

Um 12:30 Uhr hielt Richard Bartscher seine pointierten Rede „Klimamobilitätsplan: Setzen, 6!“. Er kritisierte die schleppende Umsetzung nachhaltiger Mobilitätskonzepte und erinnerte daran, dass der Stadtrat bereits 2021 beschlossen hatte, bis 2035 klimaneutral zu werden, während der aktuelle Mobilitätsplan jedoch nur eine Reduktion der CO2-Emissionen von 84 % bis 2035 anstrebt. Hat die Stadt Konstanz nicht einmal mehr die Ambition, die selbst gesetzten Ziele zu erreichen?

Direkt im Anschluss wurde mit einem symbolischen Spatenstich ein bildstarkes Zeichen für den dringend notwendigen Wandel des Stephansplatzes und insgesamt für eine Neuaufteilung des Straßenraums zugunsten von Rad, ÖPNV und Fußgänger:innen gesetzt. Dr. Markus Tittelbach sprach um 13 Uhr zum Thema „Verbrenner-Aus? Wie steht’s eigentlich ums Elektroauto?“ und beleuchtete die Chancen und Herausforderungen der Elektromobilität. Dabei ging er auch auf die sozialen und ökologischen Aspekte der Verkehrswende ein und plädierte für eine ganzheitliche Betrachtung.

Ein besonderer Höhepunkt war der Workshop um 13:20 Uhr mit Prof. Frank Best: „Zweifel an der Klimaforschung – Ursachen und Reaktion“. In interaktiver Form wurden die psychologischen und gesellschaftlichen Mechanismen von „Klimaskepsis“ diskutiert. Der Workshop zeigte Strategien im Umgang mit Desinformation auf und ermutigte dazu, im Dialog zu bleiben.

Aktionen, Dialog und kreative Impulse

Um 14:15 Uhr sprach Niklas Becker in seiner Rede „#ExitGasEnterFuture“ über die Notwendigkeit eines schnellen Ausstiegs aus fossilen Energien. Jetzt noch in den Ausbau von Erdgas zu investieren, sei absolut rückwärtsgewandt. Direkt im Anschluss wurde ein 5 mal 20 Meter großer Schriftzug „NO GAS!“ ausgelegt.

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Klimademo am 20. September 2025 auf dem Stephansplatz

Ein Bürgerdialog um 15 Uhr mit Norbert Wannenmacher mit dem Titel „Plädoyer fürs Fahrrad“ rundete das Programm ab. In einem offenen Gespräch wurden Ideen zur Förderung des Radverkehrs in Konstanz gesammelt und über sichere Radwege bis hin zu Bildungsangeboten für Kinder diskutiert. Der Stephansplatz blieb bis zum Ende ein Ort der Begegnung, des Spiels und der Kreativität.

Neben den Vorträgen und Aktionen gab es durchgängig Angebote für Kinder und Familien: Straßenkreidebotschaften, ein Maltisch unter dem Motto „Schöner Stephansplatz“, Dosenwerfen, organisiert von der Linksjugend [’solid], ein Kistenlauf sowie ein Lastenradparcours sorgten für Bewegung und Freude. Infotische zu Carsharing, zur Gäubahn und zu klimafreundlicher Mobilität boten vertiefende Informationen.

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Auch ein Büchertisch lud zum Stöbern ein. Die Mischung aus politischem Anspruch und niederschwelligem Zugang machte die Veranstaltung besonders. Viele Teilnehmende äußerten sich positiv über das Format: „Es ist schön, dass man hier einfach ins Gespräch kommen kann – ohne Barrieren“, sagte eine Besucherin. Ein anderer Teilnehmer betonte: „Die Themen sind ernst, aber die Atmosphäre ist freundlich und offen. So erreicht man mehr Menschen.“

Konstanz für Klimaschutz

Mit über 200 Teilnehmenden war die Klima-Demo ein sichtbares Zeichen für das Klima-Engagement in der Region. Die Veranstalter:innen zeigten sich zufrieden: „Wir wollten zeigen, dass Klimaschutz nicht nur Protest ist, sondern auch Gemeinschaft, Kreativität und Dialog. Das ist uns gelungen“, so Richard Bartscher vom Organisationsteam. Die Veranstaltung reiht sich in eine Serie von Aktionen ein, die in Konstanz und Umgebung für eine konsequente Klimapolitik werben. Der Stephansplatz wurde an diesem Tag zum Symbol für eine Stadt, die sich bewegt – im wörtlichen wie im übertragenen Sinne.

Die Organisator:innen kündigten an, auch in Zukunft ähnliche Formate zu planen und sich
weiter für den Klimaschutz einzusetzen. Dabei soll der Fokus soll weiterhin auf Beteiligung, Information und konkreten Handlungsmöglichkeiten liegen. Wer sich engagieren möchte, ist herzlich dazu eingeladen. Die Klima-Demo am 20. September 2025 war jedenfalls mehr als ein Picknick – sie war ein lebendiger Ausdruck von Verantwortung und Hoffnung für die Zukunft aller und den Willen zur Veränderung. Konstanz hat gezeigt: Klimaschutz beginnt vor Ort – und kann Spaß machen.

MM, Bilder: For-Future-Bündnis Konstanz

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