Kundgebung gegen Rechtsextremismus, Konstanz 24.01.2024 © hr

Rede der Gesellschaft der Stadt Konstanz (II)

2 Antworten

Demo gegen rechts, AfD, Konstanz 24.01.2024 © hr
Kundgebung gegen Rechtsextremismus, 24.01.2024 © hr

Sehr viele Menschen, Initiativen, Verbände, Vereine wollten sich auf verschiedene Art und Weise bei der Kundgebung am Mittwoch einbringen. Das ist einfach großartig! Alle Stimmen zu Wort kommen zu lassen, hätte der zeitliche Rahmen nicht zugelassen. Und so haben wir ein Statement der vielen Stimmen aus dieser Stadt zusammengestellt. Hier ist sie also, die Rede der Gesellschaft der Stadt Konstanz.

Teil 2/2

Konstanzer Friedensinitiative e.V.

Rassismus ist das Grundübel der Menschheit. Rassismus führte zu Ausbeutung, Sklaverei, zu Kriegen, zu abermillionenfachen Morden. Rassisten und Rassimus werden in der AfD geduldet. Das allein sollte Grund genug sein, dieser Partei keinen Raum zu geben.

Kulturkiosk Schranke e.V.

Damit wir den demokratisch legitimierten Boden nicht verlieren, braucht es eine breite Bewegung der Politisierung. Eine Bewegung, die in unsere Alltagsräumen hineinwirkt und erlebbar ist.

Es geht darum, dass Menschen spüren können, wie komplex unsere Gesellschaft ist, indem sie in Prozesse eingebunden werden und ihre eigene Wirksamkeit entdecken.

Hass- und machtgetriebene AFD Politiker:innen müssen wir nicht erreichen, aber wir alle müssen es uns zur Aufgabe machen, ihre gefrusteten Wähler:innen zu erreichen. Hand in Hand müssen wir jetzt als gesellschaftliche Basis von unten herauf uns engagieren und aktiv mitgestalten. Beteiligt euch, es braucht euch!

Jugendvertretung der Stadt Konstanz

Die Jugendvertretung und ihr Vorstand stehen für eine offene und vielfältige Gesellschaft. Unsere Vergangenheit lehrt uns, dass Rassismus, Ausgrenzung und die Benachteiligung von Minderheiten, wie sie die AfD predigt nur zu Unglück und Gewalt führen. Daher stellen wir uns, Konstanzer Jugendliche, mit aller Kraft gegen rechtsextremismus und intoleranz. Deutschland und Europa stehen ein für die Achtung der Grundrechte und die Würde des Menschen!

Demo gegen rechts, AfD, Konstanz 24.01.2024 © hr
Kundgebung gegen Rechtsextremismus, 24.01.2024 © hr

Caritasverband Konstanz e.V.

Caritas heißt Nächstenliebe. Dafür stehen wir als Verband – und wir heute Abend alle zusammen. Nächstenliebe schließt alle Menschen mit ein. Ohne Ausnahme. Wir stehen für Vielfalt und Toleranz. Wir leben Inklusion. Ausdrücklich widersprechen wir Gedanken, die eine Ausgrenzung von Menschen mit Behinderung in den Raum stellen, wie dies jüngst von Seiten der AFD geäußert wurde. Wir stehen ein für Menschenwürde – dies schließt alle Menschen ein. Wir danken allen, die sich heute hier versammelt haben und Menschlichkeit zeigen.

Fritz Schlienz, Radolfzell

Willst du Frieden, lass Nazis links liegen!

Gesellschaft für jüdisch-christliche Zusammenarbeit

Nie wieder ist Jetzt? Nie wieder ist nicht nur Jetzt, nie wieder war Gesten, ist Heute und Morgen. Nie wieder gilt immer! In Deutschland schicken sich wieder Leute an, Menschen mit falschem Stammbaum infrage zu stellen. Antisemitische Straftaten erreichen erschreckende Rekordzahlen. Es ist nicht allein Sache der Betroffenen, nicht allein Sache von Jüdinnen und Juden sich gegen Antisemitismus zu wehren. Es ist unser aller Auftrag! Treten wir einer Normalisierung von antisemitischer und rassistischer Sprache entgegen. Reden wir überall Klartext, dass die AfD Deutschland in dunkelste Zeiten zurückführt. Stellen wir uns all jenen entgegen, die Axt anlegen an das vielfältige Miteinander und eine pluralistische Gesellschaft, die Axt anlegen wollen an einen demokratischen freiheitlichen Rechtsstaat. Nie wieder ist Heute und Morgen! Nie wieder ist immer!

Seebrücke Konstanz

Seit Jahrzehnten werden Menschen- und Flüchtlingsrechte in Europa abgebaut. Zehntausende Schutzsuchender sterben auf dem Mittelmeer, an den EU-Außengrenzen und auf den Fluchtwegen. Wir haben uns längst von demokratischen Grundwerten entfernt. Wir, die Zivilgesellschaft müssen diese verteidigen. Jetzt. Rechtsradikale regieren bereits in Europa. Zeigen wir endlich klare Kante gegen die Höckes in Europa. Nicht Seenotrettung ist ein Verbrechen. Faschismus ist ein Verbrechen!

Demo gegen rechts, AfD, Konstanz 24.01.2024 © hr
Kundgebung gegen Rechtsextremismus, 24.01.2024 © hr

Große Konstanzer Narrengesellschaft von 1884 e.V.

In wenigen Tagen feiern wir ein großes Fest der Freiheit: Die Fasnacht. Jede*r kann sein was er*sie sein will oder was er*sie schon immer sein wollte. Dieses große Volksfest ist fröhlich, ausgelassen und bunt. All das wurde schon einmal von den Nazis gekapert und versucht zu unterdrücken. Heute stemmen wir uns wieder gegen dieses Gedankengut und feiern die Fasnacht ganz bewusst mit allen demokratischen Menschen in unserer Stadt.

Save Me, Konstanz

save-me-konstanz möchte alle an das Schicksal der vielen Geflüchteten – 3500 Menschen allein in Konstanz – erinnern, die aus Kriegsgebieten, aus Diktaturen, aber auch aus Erdbebenregionen kommen, die hier in Deutschland, in Konstanz, Frieden und Sicherheit suchen und jetzt fürchten, dass sie auch hier zunehmend rassistischen Angriffen ausgesetzt sind. Dass nicht nur die AfD, sondern auch bürgerliche Parteien den Begriff „Remigration“ oder seine Umschreibungen ernsthaft vertreten, macht uns allen Angst. Für die Geflüchteten ist es unerträglich und verhindert eine Integration auf Augenhöhe.

Eine Intendantin am Theater Konstanz

Aufgrund der aktuellen, sehr greifbaren Bedrohung und Gefahren durch rechte, nationalistische Manipulationen müssen alle Demokrat*innen zusammenstehen und sich sehr deutlich und unmissverständlich positionieren.

Es darf nicht sein, dass soziale Missstände und Zukunftssorgen mit Rechtsradikalismus und Hass gegen Minderheiten beantwortet werden. Das ist eine Gefahr für alles, was liberal, gerecht, sozial, vielfältig und offen an dieser Gesellschaft ist.

Wir alle müssen Verantwortung übernehmen, immer wieder im Alltag Meinung beziehen, jeden Tag aufs Neue – für die Demokratie und die kostbare Vielfalt in diesem Land.

Wir danken für Ihre Aufmerksamkeit.

Demo gegen rechts, AfD, Konstanz 24.01.2024 © Harald Borges
Kundgebung gegen Rechtsextremismus, 24.01.2024 © hr

2 Antworten

  1. Marifet Kaya

    // am:

    Die AFD ist eine Gefahr für uns ALLE!

    Zunächst möchte ich anmerken, dass ich stolz auf dieses Land (damit meine ich die Zivilgesellschaft) bin. Ein Land, das ich mir zwar nicht als Heimat ausgesucht habe, es mir dennoch nach über vierzig Jahren zur Heimat geworden ist. Dieses Land hat in den letzten Wochen Gesicht und Courage gezeigt. Die Menschen sind auf die Straße gegangen, sie haben sich laut und deutlich gegen die abscheulichen Deportationspläne der AFD und Co. gestellt. Irgendein Politiker hat in einer Fernsehtalkshow sinngemäß folgendes gesagt: Wenn jeder Zehnte von denen, der heute demonstriert hat, morgen in eine demokratische politische Partei eintritt, dann ist damit auch viel getan.
    Unrecht hat der Mann nicht. Im fehlenden Engagement liegt das größte Problem unserer Demokratie.

    Aber warum engagieren sich so wenig Menschen in Parteien, Organisationen, Vereinen und Initiativen? Diese Frage beschäftigt mich seit längerem. Auch ich sitze zu Hause, sehe in den Medien, wie die AFD von Tag zu Tag ihre Stimmanteile erhöht und etablierte Parteien zusehends an Zustimmung in der Bevölkerung verlieren. Ich sitze auf meinem Sofa und bin frustriert und angepisst von der momentanen politischen Situation. Was ist passiert?

    Wenn ich mir eine kurze Analyse erlauben darf: Kennzeichnend für die Entwicklung der Parteienlandschaft (heute) ist, dass im Laufe der letzten Jahre der Einfluss der etablierten Parteien verschwunden ist. Zum einen liegt es an der fragmentierten Parteienlandschaft. So fragmentiert war das bundesdeutsche Parteiensystem noch nie bzw. die kleineren Parteien haben in den Parlamenten kaum eine Rolle gespielt. Neu ist, dass eine neugegründete Partei es direkt ins Bundesparlament und in die Landtage schafft. Die Wähler sind verunsichert und wechseln von einer Partei zur nächsten. Von dieser Entwicklung profitiert vor allem die AFD.

    Die Ursache der Fragmentierung der verschiedenen Lager liegt nicht selten in den persönlichen Ambitionen sowie in gegenseitigen Machtkämpfen der Parteienführer und Funktionären begründet. Inhaltliche Differenzen spielen in der Regel eine untergeordnete Rolle. Auch in der jetzigen Regierung kann gut beobachtet werden, dass es nicht unbedingt um programmatische Differenzen geht. Es geht um persönliche Macht, es geht darum, wer sich durchsetzen kann, wer der Stärkere ist. Regierungskrisen sind die Folge. Die Krise der politisch-parlamentarischen Repräsentation zeigt sich wie erwähnt vor allem in den Wahlergebnissen.

    Doch das größte Problem liegt meiner Meinung nach wo anders. Auf der Bundes-, Landes- und Kommunalebene werden Menschen nicht abgeholt, junge Menschen werden nicht motiviert sich zu engagieren. Wenn sie sich engagieren wollen, stoßen sie an machtbesessene, egomane, ICH-zentrierte Persönlichkeiten, die nicht in der Lage sind, neue Menschen in die bestehenden Strukturen zu integrieren und ihnen die Chance zu geben, das politische Leben mitzugestalten. Diejenigen, die seit Jahrzehnten in den Strukturen sitzen, die Strukturen für sich vereinnahmen, befürchten Machtverlust. Dies hat Frustration und Verdrossenheit zur Folge bei denjenigen, die sich einbringen wollen.
    Genau diese Entwicklung ist auch bei Organisationen, Vereinen und Initiativen zu beobachten. Auch in diesen Strukturen sitzen Menschen, die nicht willens sind, die Strukturen für neue Menschen zu öffnen. Auch hier geht es um persönliche Macht. Niemand wird reingelassen; man bleibt lieber unter sich und kloppt sich gegenseitig auf die Schultern.
    Natürlich gibt es auch gute Gegenbeispiele, die Einschätzung gilt nicht ausnahmslos für alle.

    Mein Appell geht an die Menschen, die in den politischen und sozialen Strukturen agieren. Öffnet die Türen für neue, junge Menschen. Lasst sie sich mit euch engagieren. Es hilft niemandem, wenn wir so weiter machen. Die AFD ist eine Gefahr für uns ALLE!

    M. Kaya (she/her)

  2. Werner Volk

    // am:

    Sehr gute Positionen. Ich bin überrascht und hatte nicht erwartet, dass Menschen hier sich so akzentuiert positionieren.

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