Patrick Manzecchi 2010 beschnitten für Startseite © Kai Kopp

Patrick Manzecchi: Neues Album in Concert

Patrick Manzecchi 2010 © Kai Kopp
Patrick Manzecchi © Kai Kopp

Auf ein halbes Dutzend eigener Alben kann der Konstanzer Schlagzeuger Patrick Manzecchi inzwischen verweisen, und am Montag wird sein jüngstes Kind im Kulturzentrum aus der Taufe gehoben: „Tenderly“, eine geradezu klassische CD in einer hochkarätigen Besetzung unter anderem mit dem Saxophonisten Scott Hamilton.

Als in der Wolle gefärbtem Jazzer ist es Patrick Manzecchi ein Herzensanliegen, auch heute (noch) Alben einzuspielen, die einen musikalischen Atem haben und nicht wie ein Gemischtwarenladen funktionieren. „Einen solchen musikalischen Bogen zu zimmern, ist gar nicht so einfach, ich habe mir immer wieder Gedanken gemacht, diese und jene Nummer hätte ich auch unbedingt gern noch auf der Scheibe und dann noch die oder die … es hat lange gedauert, bis ich die richtige Zusammenstellung fand. Aber was gäbe es schließlich Schöneres, als ein Album mit einer wunderschönen Ballade wie ‚Tenderly‘ zu beschließen? Scott Hamilton sagte damals, er wolle jetzt ‚Tenderly‘ als Duo zusammen mit dem Pianisten spielen. Da war ich nicht etwa sauer, dass ich nicht mitspielen sollte, sondern bin von der Bühne gegangen und habe mich gefreut, einem derart herausragenden Musiker zuhören zu dürfen.“

Nicht umsonst wurde die Hälfte von Manzecchis bisherigen Alben live aufgenommen, denn bei Produktionen, bei denen jeder nur allein für sich seine eigene Stimme einspielt, und das alles am Ende zusammengemischt wird, fehlt ihm das, was Musik eigentlich ausmacht. Für ihn sind Live-Situationen gegenseitige Anregung, und er erinnert sich, dass die Band bei den beiden Konzerten 2018, aus denen die CD schöpft, geradezu überkochte. „Natürlich musst du live auch mal mit einem kleinen Fehler leben, aber insgesamt sind uns die Aufnahmen hervorragend gelungen.“ Letzteres bestätigt übrigens auch die Fachpresse.

Gut Ding darf im Jazz, anders als etwa in der Pop-Musik mit ihrer zumeist sehr gleichförmigen Zeittaktung, natürlich auch Weile haben: Die sieben Stücke auf der neuen CD variieren zwischen 5:47 und 15:11. Diese Spannbreite spiegelt einen individuellen Ansatz wieder, der ein wenig aus unserer Zeit gefallen zu sein scheint, in der manche Musik gleich als streamingdiensttauglicher Happen produziert wird.

Patrick Manzecchi 2014 © Marcus Greineder
Patrick Manzecchi © Marcus Greineder

Jazz wie dieser aber folgt einem anderen Selbstverständnis, und das nicht aus einem zutiefst reaktionären Grundverständnis heraus, sondern um der Fast-Food-Falle zu entkommen. Ein Stück Ehrlichkeit und Wille zur Authentizität steckt darin ebenso wie ein ausgeprägter Spaß am Musikmachen, der sich im Idealfall direkt auf das Publikum überträgt. Auch unter diesem Aspekt wird das Konzert am Montag spannend, denn es findet in derselben Besetzung statt wie die Konzertaufnahmen 2018. Deren relativ spätes Erscheinen ist nicht zuletzt Corona geschuldet, einer Zeit zwischen Panik und Lockdowns, in der viele Musiker*innen massive finanzielle Schwierigkeiten hatten, so dass an neue CD-Produktionen kaum zu denken war.

Herausgekommen ist mit der CD „Tenderly“ eine stimmige Jazzreise mit Kompositionen von George Gershwins „I got Rhythm“ und Jule Stynes „Just in Time“ (der Mann schrieb übrigens auch „Diamonds are a Girl’s Best Friend“) bis hin zu Duke Ellingtons „Tonight I Will Sleep with a Smile on My Face“ und Antônio Carlos Jobims (nach dem ja der Flughafen in Rio benannt ist) „Wave“.

Die dämlichste Frage, die einem Pressemenschen überhaupt einfallen kann, ist natürlich die, welche Jazz-Alben Manzecchi für die gelungensten hält. Dämlich ist die Frage selbstredend, weil der menschliche Geschmack ja einerseits ständigen Wandlungen und Stimmungswechseln unterworfen ist und andererseits auch ein alter Hase wie er ständig Neues entdeckt.

Aber ein paar Schlückchen Weines später an diesem Abend findet er dann doch noch eine – natürlich vorläufige – Antwort, denn auch ein Vollblutmusiker wie er funktioniert nicht anders als wir hundsgewöhnlichen Menschen, die dazu neigen, von fast immer derselben Musik zu schwärmen, wenn es in uns wetterleuchtet …

Live-Alben:
– The Thelonious Monk Orchestra At Town Hall
– Charlie Parker – Live At Rockland Palace
– The Duke Ellington Carnegie Hall Concerts – January 1946
– The Best Of Max Roach And Clifford Brown In Concert
– Charlie Parker / Dizzy Gillespie / Bud Powell / Charlie Mingus / Max Roach – Jazz At Massey Hall
– Ahmad Jamal Trio – Live At The Alhambra
– Franco Manzecchi – Hommage: Live At The Seekuh 1978

Studio-Alben:
– Miles Davis – The Birth Of The Cool
– Oscar Peterson Plays Count Basie
– John Coltrane – Giant Steps

Was: Patrick Manzecchi: Album Release „Tenderly“. Mit Scott Hamilton (Sax), André Weiss (Piano), Joel Locher (Kontrabass), Patrick Manzecchi (Schlagzeug), Special Guest Thimo Niesterok (Kornett)
Wann: Montag 25. März 2024, 20 Uhr, Einlass 19 Uhr
Wo: Kulturzentrum am Münster, 78462 Konstanz
Wofür: Eintritt 20 Euro / ermäßigt 16 Euro
Wie: Reservierungen beim Jazzclub Konstanz bitte unter Tel. (0)7531-52639 oder info@jazzclub-konstanz.de
Was noch: Einen ersten Eindruck von der Entstehung des Albums gibt es hier: https://www.youtube.com/watch?v=5QibU558qgY. Die CD wird vor Ort zu einem Vorzugspreis von 10 Euro erhältlich sein. Sie lässt sich aber auch gesondert bestellen für 15 Euro zzgl. Porto oder digital streamen.

Text: Harald Borges

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