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Nach 17 Jahren am Ende?

12 Antworten

Wir haben uns daran gewöhnt: Seit Mai 2007 erscheinen in diesem Online-Magazin von Montag bis Freitag täglich zwei, drei, manchmal auch mehr Artikel, Hintergrundberichte, Kommentare, Pressemitteilungen, Interviews zu lokalen, regionalen, mitunter auch internationalen Themen. Aber bleibt das auch so?

Beginnen wir mit einer kurzen Bestandsaufnahme. Dass seemoz.de bisher regelmäßig erscheinen konnte, ist einer überschaubar kleinen Gruppe vorwiegend ehrenamtlich aktiver Journalist:innen und Unterstützer:innen zu verdanken, die recherchieren, schreiben, redigieren, Fakten prüfen und die Beiträge ins Netz stellen. Unterstützt werden sie dabei seit einigen Jahren von den rund sechzig Mitgliedern des gemeinnützigen Vereins seemoz e.v., der das Magazin herausgibt und politische Bildungsveranstaltungen organisiert.

Anders als beispielsweise das lokale Online-Magazin Karla, das vorübergehend den Betrieb einstellte, nachdem es innerhalb eines Jahres zweihunderttausend Euro verbraten hatte, wird das Projekt seemoz von Spenden und den Werbeeinkünften solidarischer Unternehmen finanziert, die jedoch in der Summe selten 20.000 Euro im Jahr übersteigen. 

Mit diesem Geld begleicht seemoz die Kosten für den technischen Betrieb (Servergebühren, Wartungsarbeiten und ähnliches), minimale Aufwandsentschädigungen für die beiden Redakteure, die Bearbeitung des Veranstaltungskalenders – und mitunter kleine Honorare bei aufwändigen Recherchen. Mehr war und mehr ist nicht drin.

Rückzug der grauen Panther

Das ging lange gut. Und könnte so weitergehen. Schließlich stand bisher stets das politisch-aufklärerische Engagement im Zentrum des Projekts: Darüber zu informieren, was abgeht in der Region. Wer wen ausbeutet oder mit schönen Worten in die Irre führt, wo die Mächtigen sitzen und was sie tun, wie wir in der Klassengesellschaft eine soziale und angesichts des Klimawandels eine ökologische Transformation der Gesellschaft angehen können, was denkbar und was möglich ist …

Doch es geht so nicht weiter. Dafür gibt es mehrere Gründe.

Beispielsweise den biologischen Faktor: Die ohnehin schon kleine Zahl der Aktiven altert. Manche Leser:innen werden sich vielleicht noch an die beiden seemoz-Redakteure Hans-Peter Koch und Jürgen Geiger erinnern. Beide, der eine Mitbegründer von seemoz, der andere jahrelang unverzichtbar, starben viel zu früh und mitten in der Arbeit. Das aber – Schuften bis zum letzten Schnauf – wollen sich die beiden jetzigen Redakteure, Holger Reile (seit 2007 presserechtlich verantwortlich) und Harald Borges, nicht antun. Und denken, inzwischen leicht angegraut, ans Aufhören.

Hintergründiges in einer schnelllebigen Zeit

Ein weiterer Grund für ein mögliches Ende von seemoz könnte das zunehmende gesellschaftliche Desinteresse an differenzierter, ausführlicher und faktenbasierter Berichterstattung sein. Wer liest in unserer von Social-Media-Posts geprägten, krisengeschüttelten, schnelllebigen Zeit noch hintergründige Berichte? Und vor allem: Wer setzt sich aus purem Engagement noch hin, recherchiert und schreibt und gestaltet stunden- und tagelang Beiträge für ein überschaubares Publikum – wenn knackige Sprüche und Sekundenvideos viel mehr Leute erreichen können?

Kommt also die engagierte, kritische (und aufwändige) lokale Medienarbeit – die in Konstanz mit den Neuen Seeblättern in den 1970er und dem Nebelhorn in den 1980er Jahren begann – an ein Ende? 

Und das, obwohl es am westlichen Bodensee mittlerweile so viele basisnahe Initiativen, Bündnisse und Gruppierungen gibt wie nie zuvor? Obwohl es auch vor Ort überall rumort, sich immer mehr Menschen für eine bessere, sozialere, humanere, nachhaltigere Zukunft einsetzen? Und ständig irgendwo Aktionen, Veranstaltungen und Treffen stattfinden, über die das lokale Monopolblatt nur selten berichtet?

Wollen wir also wirklich auf eine Berichterstattung darüber, was abgeht und so viele bewegt, verzichten? Dem zutiefst konservativen Südkurier und Konzernen wie denen von Elon Musk („X“) oder Mark Zuckerberg („Facebook“, „Instagram“) das Feld überlassen?

Noch sind wir nicht so weit. Noch glauben wir, dass es Leute gibt, die sich für einen unabhängigen Lokaljournalismus einsetzen wollen, der mehr bietet als nur billiges Blabla. Aber nicht wissen wie. 

Und deswegen hier unser Aufruf:

Wer auch immer zur Berichterstattung von seemoz beitragen möchte (Informationen liefern, Texte schreiben, Videos aufnehmen und bearbeiten, Beiträge korrekturlesen oder redigieren, redaktionelle Verantwortung übernehmen, und so weiter): Wir suchen dringend Mitstreiter:innen! Um mit ihnen das Projekt auf neue Beine zu stellen.

Dafür bieten wir nicht viel Geld (das Budget ist, siehe oben, begrenzt), aber viele Einblicke, redaktionellen Erfahrungsaustausch, kollektives Lernen, Einführungen mit Workshops. Interessiert?

Über Mails an Ralph.Braun[at]seemoz.de würden wir uns freuen.

Text: Vorstand des Vereins seemoz e.v.

12 Antworten

  1. Christina Herbert-Fischerc

    // am:

    zu Herrn Schneider und Herrn Reile
    Den Lebensunterhalt bestreiten zu können, das ist wichtig im Journalismus. Das ist weder ein Hinweis auf Verschwendung, noch schmälert das den Verdienst Jahrzehnte langer ehrenamtlicher Arbeit, wenn man die Vorgänger von seemoz mit einbezieht. Es darf und muss doch beides geben, die mediale Vielfalt entfaltet sich durch beide Wege.
    Jede Berichterstattung ist zu einem erheblichen Grad selektiv, ob die der öffentlich rechtlichen Sendeanstalten, vom Südkurier, Karla oder Seemoz. Das nicht wahrzunehmen oder genauso der ein oder anderen Seite zu unterstellen, ist absurd.
    Es im Besonderem seemoz zu unterstellen ist allerdings schräg. Ungeachtet dessen, dass das politische Engagement der Engagierten allgemein bekannt ist, finden sich ja wohl jede Menge Beiträge, die diesem nicht geschuldet sind. Auch was Kommentare angeht wird keineswegs zensiert. Seemoz bringt Beiträge zu vielen Themen außerhalb ihrer expliziten Ausrichtung. Auch wenn sich die Linke nicht unbedingt durch Kirchenfreundlichkeit auszeichnet, veröffentlichte sie z.B. vor Kurzem eine Erklärung der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen Konstanz
    und nahm die Ankündigung eines Gottesdienstes für Demokratie und Toleranz in ihren Veranstaltungskalender auf.
    Ich schätze Karla, doch hier geht es mir entschieden zu weit. Ich hoffe mal, dass nicht alle in der Redaktion so denken, denn das wäre schade. Ich bitte aber auch in Richtung seemoz nicht zu unterstellen, dass Geld versenkt wird, ohne irgendwelche stichhaltige Hinweise. Ich denke für seemoz und Karla ist Platz in Konstanz. Der Einzige, der sich sonst freuen kann, ist der Südkurier. Ich hoffe, dass Beide hier eine Zukunft haben und nicht am Ende allein ein SK Monopol bleibt.

  2. Holger Reile

    // am:

    @Moritz Schneider
    seemoz ist natürlich ein politisches Magazin, das sich v.a. um lokale und regionale Berichterstattung bemüht. Wenn Sie das anders sehen – auch recht.
    Ihr Hinweis, „wirkliche Medienvielfalt“ etabliere sich nur dann, wenn Menschen damit ihren Lebensunterhalt bestreiten können, ist zwar nachvollziehbar, aber damit negieren Sie wichtige Medienprojekte der vergangenen Jahrzehnte, die – anders als karla – finanziell nicht auf Rosen gebettet sind und dennoch wichtiger Bestandteil der bundesweiten Medienlandschaft waren und zum Teil auch noch sind. Treten Sie doch bitte bescheidener auf, denn das ursprüngliche Konzept von karla ist (bedauerlicherweise) ziemlich krachend gescheitert. Dazu: Sie haben sich bei Ihrer Finanzierung fast ausschließlich auf Gelder von Stiftungen verlassen, das kann auf Dauer nicht gut gehen. Und weiter fragen sich viele Ihrer LeserInnen, wie Sie es geschafft haben, innerhalb kürzester Zeit mindestens 200 000 Euro zu verheizen. Niemand wirft Ihnen vor, sich „bereichert“ zu haben, aber eine klare Auflistung Ihrer Einnahmen und Ausgaben für 2022 ff. wäre angebracht, da Sie doch ständig darauf verweisen, wie wichtig Ihnen an Transparenz gelegen sei.
    Wg Ihrer Auffassung, seemoz sei „der Blog der Linken Liste Konstanz“: Das ist eine verkürzte Darstellung, denn die LLK hat eine eigene Seite, auf der sie ihre Inhalte öffentlich macht. Das sollten Sie als Gemeinderatskandidat des Jungen Forums Konstanz (JFK) eigentlich wissen. Klar überschneidet sich da einiges personell und auch inhaltlich – na und? Bei Ihnen ist es doch nicht anders. karla ist personell sehr viel enger mit dem JFK verwoben – warum auch nicht? Auch Ihre Bemerkung, dass die Vorarbeit von seemoz „nicht gemeinsam mit einer veralteten Linken verpufft“, zeugt von unangenehmer und fast schon zwangsjuveniler Arroganz. Ich kann Sie be(un)ruhigen: Bei der Konstanzer Linken sind erfreulich viele junge Menschen aktiv, die gute Arbeit leisten.
    Eine letzte Bemerkung: Schon vor langer Zeit habe ich karla vorgeschlagen, gemeinsam zu überlegen, ob und wie seemoz und karla kooperieren könnten. Aber das hat Ihre Redaktion nicht die Bohne interessiert. Es wäre zu wünschen, dass Sie diesbezüglich aus Ihrer dogmatischen Starre herausfinden, denn für konstruktive Überlegungen ist seemoz offen. Durchaus möglich, dass es nichts bringt, aber einen Versuch wäre es immer noch wert.

  3. Moritz Schneider

    // am:

    @Holger Reile

    1. Wie ich schon meinte, ein Blog.
    2. Das wofür Projekte Geld brauchen, nennt sich Löhne. Wer meint bei karla hätte sich irgendeine Person bereichert, hat nicht wirklich hingeschaut. Ein wirkliche Medienvielfalt etabliert sich dann, wenn Menschen ihren Lebensunterhalt mit ihrer journalistischen Arbeit bestreiten können.
    3. Selektiv bezieht sich auf die einseitige Perspektive der Berichterstattung. Der seemoz ist, wie ich ihn zumindest immer wahrgenommen habe, der Blog der Linken Liste Konstanz. Es ist ja nicht so, dass Gemeinderäte anderer Fraktionen hier eine textliche Plattform bekommen. Wenn ich mich irren sollte, dann interessiert es mich, was ich missverstanden habe. Oder gelten die Statuten auch für andere Fraktionen: „Wer mitmachen will (sei es durch Informationen, Artikel, redaktionelle Mitarbeit oder Spenden) ist herzlich willkommen“

  4. Holger Reile

    // am:

    @Moritz Schneider
    Ihr Kommentar wirft doch einige Fragen auf. 1. Was soll seemoz anderes sein, als ein „journalistisches Magazin“? 2. Unser „Seitenhieb“ Richtung karla hat mit Selbstgefälligkeit nichts zu tun. Sie als immer noch geschäftführender Gesellschafter sollten eher ein wenig selbstkritischer sein und Fragen beantworten, die man sich in der Stadt schon lange stellt. Als da wären: Wo sind eigentlich die rund 200 000 Euro geblieben, die karla innerhalb von ca. 2 Jahren versenkt hat? Nun spülte Ihnen der Lotteriefonds weitere 100 000 Euro aufs Konto. Wer profitiert davon? Ich gönne Ihnen das, aber wenn Sie sich ständig der Transparenz verpflichtet fühlen, wären konkrete Angaben über Ihr Finanzgebaren angebracht. 3. Sie schreiben, mitbekommen zu haben, „was im seemoz gezielt nicht veröffentlicht wird“. Das ist erstaunlich, denn woher wollen Sie wissen, was unserer Redaktion angeboten wird? Sind Sie im Nebenberuf Hellseher? Hinter Ihrer Bemerkung steckt ja deutlich der Vorwurf der Zensur. Können sie das belegen?

  5. Christina Herbert-Fischer

    // am:

    Selbstzufriedenheit bezieht sich auf die eigene Person. Wertschätzung für ehrenamtliches Engagement anderer, hat damit wohl eher nichts zu tun. Über den Südkurier kann man geteilter Meinung sein, aber das was ihr hier leistet verdient wirkliche Anerkennung. Das heißt nicht, dass sich nichts ändern darf oder soll. Wer stehen bleibt, fällt zurück, denn die Welt geht weiter.
    In Konstanz muss sich vieles ändern, das haben so manche Bürger noch nicht verstanden. Aber wer benennt denn das, was sich ändern muss, so deutlich, klar und konstant, wenn nicht seemoz. Danke dafür

  6. Moritz Schneider

    // am:

    Ich habe nie ganz verstanden, inwiefern sich der seemoz als journalistisches Magazin versteht. Entweder man gesteht sich ein, ein Blog zu sein, oder man kümmert sich darum Finanzierungsmodelle für einen fundierten Journalismus zu schaffen. Der Seitenhieb in Richtung karla Magazin zeigt die zugrundeliegende Selbstgefälligkeit. Anstatt sich über die Bemühung für mehr Medienvielfalt zu freuen, wird alles, was nicht den eigenen Dogmen entspricht, ins schlechte Licht gerückt.

    Je mehr man mitbekommt von alldem, was im seemoz gezielt nicht veröffentlicht wird, klingt die Selbstbeschreibung einer „differenzierten, ausführlichen und faktenbasierten Berichterstattung“ wie eine Farce. Vielmehr ist die Berichterstattung des seemoz vor allem leider eines: selektiv.

    Und gleichzeitig ist es wichtig, dass der seemoz erhalten bleibt. Ich hoffe die Leitung erkennt, dass es Zeit ist, für frischen Wind und neue Ideen. Die Plattform ist da, auf der Sichtbarkeit kann aufgebaut werden und selbst wenn man der politischen Ausrichtung nicht wohlgesonnen ist, sollte allen klar sein, dass der seemoz einen Beitrag zur Medienvielfalt leistet, von der wir alle profitieren.

    In diesem Sinne vielen Dank für das Engagement. Ich hoffe ihr könnt die Angst vor Veränderungen ablegen und neuen Ideen ein offenes Ohr schenken, damit es weitergehen kann und eure Vorabeit nicht gemeinsam mit einer veralteten Linken verpufft.

  7. Christoph Nix

    // am:

    Na, dann mag alles so bleiben wie es ist in Konstanz:
    die Ironie habe ich verstanden, das Feuilleton im Südkurier lässt sogar mich schreiben
    und der Selbstzufriedenheit von Frau Fischer mag ich nicht widersprechen. Es war ein Versuch, der Rest
    ist Schweigen ….und Nix findet immer einen Raum: es muss nicht Konstanz sein: die Welt ist groß und Rettung lauert überall.

  8. Christina Herbert-Fischer

    // am:

    mir fehlt nichts am seemoz, ihr macht eine super Arbeit. Die Abdeckung von kommunalen Themen und Kultur ist gut, für weitgehend ehrenamtlich hervorragend. Dass da und dort über den Tellerrand hinweg gesehen wird, empfinde ich als echte Bereicherung. Ich hoffe von Herzen, dass sich weitere Mitstreiter und Unterstützer finden.

  9. Gunder Haschker

    // am:

    Lieber Herr Nix, ich achte Sie sehr, vor allem aus vergangenen Jahren, als sie das verstaubte Konstanzer Provinztheater in Brechtscher Manier aufgemischt haben…:-).
    Auch Ihrem Kommentar stimme ich weitgehend zu, nicht ohne anzumerken, dass meine „abgelassene Plattitüde“ in „banalem Farbenspiel“ rein ironisch gemeint war.
    Auch der „Südkurier“ ist nicht immer konservativ, er hat u. a. auch Ihnen immer wieder Raum gegeben… Insofern ist die Abwertung als „zutiefst konservativ“ ebenfalls nichts als eine Plattitüde.

  10. Minotti

    // am:

    Wenn das so ist, würde ich bei Gelegenheit, oder öfter, gern mal wieder ein paar verhaltensauffällige Torfnasen am Ring über die Marktstätte ziehen. Bin zwar auch schon im sterbefähigen Alter, aber irgendwas muss man ja machen, damit seemoz vielleicht doch nicht abblubbert.

  11. Christoph Nix

    // am:

    Da beschreibt einer ein wirklich trauriges Szenario und einem anderen fällt nichts besseres ein,
    als ein banales Farbenspiel.
    Es geht aber um etwas ganz anderes: Es wäre ein großer Verlust, wenn Seemoz nicht weiter existieren würde. In all den Jahren gab es Recherchen vor allem von Hans Peter Koch und Holger Reile, die an keinem anderen Ort aufgedeckt oder thematisiert worden wären und das wäre ein Verlust “ Kritischer Öffentlichkeit,“ wenn es das nicht mehr gäbe.

    Ich erspare es mir, allgemeine gesellschaftspolitische Analysen wiederzugeben, über den Verlust von
    Stadtteilzeitungen, Gegen-Öffentlichkeit oder Zivilgesellschaft, ich bitte aber auch nicht mißverstanden zu werden, wenn man einen kritischen Blick auf die Entwicklung der Berichterstattung von Seemoz wirft, also auf ein auch hausgemachtes Problem.

    1. In den letzten 5 Jahren haben konkrete Recherchen über schlechte Kommunalpolitik, Postenschieberei, Mafia im Südwestraum, Kommunalmachtkonzentration erheblich abgenommen, stattdessen gab es mehr weltpolitische Exkurse. Dagegen spricht nichts, nur sind manche Analysen von SZ, TAZ, FAZ (ja auch die) einfach fundierter. Die Stärke von Seemoz war Recherche über Machtmissbrauch, Mobbing, Bevorteilung vor Ort. Da fehlt zum Beispiel Peter Koch. Warum gelingt es Burchardt-Osner einfach nicht, Wirtschaftsmacht nach Konstanz zu holen? Wie sind wirklich die Arbeitsbedingungen bei der Caritas (warum wechseln die Geschäftsführer), warum können Kaufmännische Direktoren von Kliniken Ärzte in den Abgrund treiben. Welchen Einfluss haben jahrelang Menschen wie Herr Müller-Fehrenbach gehabt, auf die Besetzungen von Stellen, die oft Parteikarrieren waren. Diese konkreten Recherchen verhindern Populismus, zeigen auf, dass es eine Vierte Gewalt gibt, dass Mini-Cum-Ex nicht geht. Das fehlt, gibt es diese aber wieder, dann wird das Blatt mehr gelesen.

    2. Was der Vorkommentator als Plattitüde ablässt, interessiert mich nicht, aber es gab bei Seemoz durchaus einen dogmatischen Tonfall alter Linker, die nichts dazu gelernt haben. Dieser Tonfall trägt etwas Rechthaberisches, wo Geduld gefragt wäre. Die Sprache der alten 68 war, wenn sie gut war: humorvoll, böse, aber farbenfroh, phantasievoll, lebensbejahend: leicht gesagt in Zeiten des Krieges. Ich weiß. Es geht mir nicht um Besserwisserei, aber um konstruktive Kritik, um undogmatische Poesie: Küsst die Faschisten, wo ihr sie trefft.
    3.Um Dunkles offenzulegen, braucht man Whistleblower, wenn man die nicht hat, kann man nichts schreiben. Das Paradoxe an Konstanz (die Region über die Seemoz schreibt) ist, sie scheint reich und schön, grün und esoterisch, aber eben nicht weniger verlogen, schwerer zu durchschauen; will sagen: die Kritik an den hier herrschenden Verhältnissen müsste erst einmal den grünen Schleier durchschauen, der hier errichtet wurde, ohne in ein Grünen-Bashing zu verfallen. Aber wie geht das?
    Indem man mal untersucht, wer hier das Sagen hat? Oder ob hier jemand das Sagen hat?
    Apotheker (FWG), Aristokraten (Mainau), Handwerker (Elektro oder Holz), Immobilienbesitzer
    (wem gehören all die BNB Wohnungen), Spiel-und Bordellbesitzer (TippEx) oder doch die Wirtschaft (welche), doch die Kneipen und Hotelkartelle (B.)? Und was machen die da, wie gehen die mit ihren Leuten um, mit Mietern und Zimmermädchen….
    3.Der Lay-out Wechsel war in meinen Augen nicht gelungen. Der Magazin-Charakter ist nicht erhalten geblieben. Aufklärung braucht Optik.

    4. Seemoz hat kein Feld mehr, wo es sich neu profilieren könnte, auch im kulturellen Bereich (ich habe als Intendant davon profitiert) sind die Kritiken (ich werde sicherlich keine Schreiben) nie wirklich kritisch: Herr Borges liebt die Philharmonie wie sie ist, komme was da wolle und Frau Spanner lobt (meist) die Stücke, wenn sie politisch sind. Das reicht aber nicht, das haut die Sache nicht raus, das gibt keinen Leserkick.
    Kurzum: ja, es braucht ehrenamtliche Redakteure, die bekommt man aber erst, wenn Seemoz wieder Geschichte macht, indem konkrete Schiebereien, Mobbing, Diskreditierung bei Seemoz einen Platz findet. Seemoz darf nicht sterben.

  12. Gunder Haschker

    // am:

    Dem „zutiefst konservativen Südkurier“ steht mit dem „seemoz“ ein zutiefst links-grünes Medium gegenüber, insofern gleicht sich das aus, abgesehen vom Reichweitenunterschied…

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