Debatte im rheinstrandbad 02 © hr

„Lasst uns unser Bädle!“

Von Ralph-Raymond Braun (Text) und Holger Reile (Fotos)
Debatte im rheinstrandbad 02 © hr

Für wachsenden Unmut sorgen die massiv eingeschränkten Öffnungszeiten des Rheinstrandbads, das an schönsten Sommertagen gar komplett geschlossen war. Bäderchef Julian Meser stellte sich der Kritik und lud zum Gespräch. Gut 70 Besucher:innen drängten sich Dienstagabend im Eingangsbereich des Bads, dessen kurze Saison schon wieder geendet hatte.

Mit diesem Andrang hatte die Bädergesellschaft Konstanz (BGK) wohl nicht gerechnet. Trotz schnell herbeigeschleppter zusätzlicher Bierbänke mussten einige Gäste mit Stehplätzen vorliebnehmen.

Die Gäste beklagten die über die Jahre immer weiter gekürzten Öffnungszeiten. Dereinst durfte man bereits ab 9 Uhr schwimmen, in der abgelaufenen Saison jedoch öffnete das Bad erst um 12 Uhr. War früher um 21 Uhr Schluss – wer wollte, konnte ohne Badeaufsicht gar noch länger bleiben –, ist heute bereits um 20 Uhr Kehraus. Dabei „gehen viele Berufstätige erst um 19 Uhr schwimmen“, hieß es aus dem Publikum.

Auf Unverständnis stieß, dass das Bad bereits eine Woche vor Ende der Sommerferien in die Winterpause geht. Wie zum Beweis traten mitten in der Diskussion zwei junge Leute durch die Eingangstür – und zogen, nachdem sie bemerkt hatten, hier nicht mehr schwimmen zu können, enttäuscht wieder von dannen.

Rheinstrandbad in der Abwärtsspirale?

Das Bad, so der Eindruck, befindet sich in einer Abwärtsspirale. Mit kürzeren Öffnungszeiten kommen weniger Badegäste. Zählte die Statistik für 2019 noch 36.288 Besucher:innen, waren es 2024 nur noch 25.201. Auch die Instandhaltung wird vernachlässigt. So steht etwa die Wanduhr über der Kasse seit ein oder vielleicht schon zwei Jahren – die Stammgäste waren sich da nicht ganz einig – bewegungslos auf 6 Uhr.

Bäderamtschef julian meser hochformatig © hr

BGK-Chef Julian Meser hörte den manchmal hitzig vorgebrachten Klagen geduldig zu und hielt tapfer dagegen. Es sei schwer, Fachpersonal zu finden. Immerhin habe man vor Saisonbeginn sechs neue Bäderfachangestellte rekrutieren können. Wovon einer noch in der Probezeit wieder kündigte, ein zweiter sich den Arm brach und ein dritter ungeachtet langer Berufserfahrung den erforderlichen Fitnesstest nicht mehr bestand. So sei es kein Wunder, dass bei kurzfristigen Ausfällen das Bad auch bei bestem Badewetter hätte geschlossen bleiben müssen.

Gegen den Vorschlag, das Strandbad schon vormittags und dann nur mit qualifizierten Freiwilligen, also Rettungsschwimmer:innen als Aufsicht zu öffnen, führte Meser ins Feld, das gechlorte Wasser im Kinderplanschbecken erfordere die Anwesenheit einer Fachperson – so wollten es die Vorschriften. Doch warum nicht, wenn sich denn tatsächlich Rettungsschwimmer als ehrenamtliche Alleinaufsicht finden lassen, das Kinderbecken erst mit Eintreffen der Fachperson öffnen?

Schwimmen als Daseinsfürsorge

Überhaupt, die Vorschriften. Ein Wall, den zu überwinden oft große Mühe macht, hinter dem man sich aber auch gut verschanzen kann. Der Autor erinnert sich, früher im Herbst, im Frühling und auch im Winter manchen Sonnentag auf den warmen Stufen des Rheinstrandbads genossen zu haben. Ein Freund mit beengter Wohnung gab unter den Arkaden regelmäßig Mathenachhilfe. Irgendwann war’s damit vorbei und man wurde vom Personal des Platzes verwiesen.

Warum ist das Rheinstrandbad nicht wie das Hörnle und die anderen Strandbäder der Stadt auch außerhalb der Badesaison zugänglich? Ist es nicht auch ein Park? Diese Anregung nehme er aus dem Treffen mit und werde sie prüfen lassen, versprach der Bäderchef – der übrigens in seinen Ausführungen auffallend oft von Schwimmbädern als Teil der kommunalen Daseinsfürsorge sprach, sie also zur notwendigen Grundversorgung mit lebenswichtigen Leistungen zählte. Eine Diskutantin ging gar noch einen Schritt weiter und unterstellte dem „Bädle“ eine wichtige Rolle für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Wo sonst noch träfen einander Arm und Reich, Jung und Alt, Hübsch und Hässlich?

Debatte im rheinstrandbad 01 © hr

Wie weiter? Volker Martins von der Initiative „Freunde des Rheinstrandbads“ betonte die Bereitschaft der Stammgäste, mit anzupacken. Julian Meser versprach ein weiteres Treffen zum Jahreswechsel oder spätestens vor Eröffnung der neuen Saison, um „im Gespräch zu bleiben“ und dann zu berichten, wie die Bädergesellschaft mit den erhaltenen Anregungen umzugehen gedenke.

Erwähnt und dem Bäderchef zugutegehalten sei abschließend noch, dass er sich in einem Gutachten für den Erhalt des ja immer wieder infrage gestellten Hallenbads aussprach. Sollte der Gemeinderat dem folgen, wäre damit auch der Fortbestand des Rheinstrandbads gesichert. Wie die in Mesers Gutachten zwecks Einnahmensteigerung vorgeschlagene Vermietung des Bades an Sommervormittagen „z. B. für Yoga, Pilates, Freeletics, Body-Art“ zu den Wünschen der „Freunde des Rheinstrandbads“ nach erweiterten Öffnungszeiten passt, bleibt offen.

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