Büroeröffnung, luigi pantisano, sibylle röth, die linke 2025 07 04 10 beschnitten © die linke tb

„Ich habe auch für Konstanz kandidiert” – Luigi Pantisano eröffnet Büro in der Chérisy

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Luigi Pantisano, MdB, und seine Regionalmitarbeiterin in Konstanz, Sibylle Röth (v.r.n.l.)

Bei der Bundestagswahl im Februar wurde der in Konstanz bestens bekannte Luigi Pantisano (Die Linke) für den Wahlkreis Stuttgart I in den Bundestag gewählt. Jetzt hat er seine eigene Anlaufstelle in Konstanz mit festen Sprechzeiten eröffnet. Er will sich in Berlin auch für Konstanz einsetzen, dem er sich weiterhin sehr verbunden fühlt.

Obwohl sie noch nie einen Abgeordneten aus Konstanz in den Bundestag geschickt hat, fand Die Linke in Konstanz gestiegenen Zuspruch. Mit 5,9 Prozent der Erststimmen und 7,4 Prozent der Zweitstimmen erzielte sie bei der Wahl im Februar 2,3 bzw. 3,7 Prozent mehr Stimmen als 2021. Der überzeugende Wahlausgang sowie die Zahl der Neumitglieder haben die Partei so gestärkt, dass sie jetzt bundesweit mehr Präsenz zeigen will und kann. Auch in mittleren und kleineren Kommunen sowie auf dem Lande, in Regionen also, die im Bundestag sonst oft „untergehen”, soll eine stabile Brücke zwischen Politik und Bürger*innen entstehen. Dazu ist es notwendig, dass sich linke Bundestagsabgeordnete auch um Regionen abseits ihres eigentlichen Wahlkreises kümmern.

Für Pantisano sind das die Stadt und der Landkreis Konstanz.

Viele Wurzeln in Konstanz

Dass er sich für Konstanz entschied, ist kein Zufall: Der studierte Architekt und Städteplaner war von 2009 bis 2014 im Berchengebiet als Quartiersmanager tätig. Bei der OB-Wahl 2020 trat er gegen den Amtsinhaber Ulrich Burchardt an, gewann den ersten Wahlgang und unterlag knapp in der zweiten Runde. Dass er sich zudem schon vor 15 Jahren im Zebra Kino engagierte – im selben Haus der Chérisy, in dem er jetzt sein Büro eröffnete – ist manchen noch in Erinnerung.

Pantisano will eine – über die regionale Stimmung bestens informierte – Stimme der linken Opposition in und für Konstanz sein. Deshalb hat er sich, zusammen mit seiner Mitarbeiterin Sybille Röth, als zentrale Anlaufstelle für ein Büro im Joseph-Belli-Weg 5 in der Chérisy in Fürstenberg entschieden. „Dies ist ein links-historisch wichtiger Ort, an dem sehr viele gemeinnützige, soziale und ökologische Initiativen zu finden sind, darum passen wir sehr gut hierher.”

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Die Nase im Wind

Das Regionalbüro soll ein Ort werden, an dem die Bürger*innen ihre Fragen und Anliegen persönlich vorbringen und besprechen können. Pantisanos Ziel ist es, mindestens einmal im Monat selbst vor Ort zu sein, während die übrigen Sprechzeiten durch seine hiesige Mitarbeitern Sybille Röth, schon lange in der hiesigen Linken aktiv und zudem Kreisrätin, übernommen werden. Mittwochs von 16.00 bis 17.30 Uhr und donnerstags von 14.30 bis 16.00 Uhr ist dort immer jemand anwesend, jedoch eine vorherige Anmeldung per Mail erforderlich.

Die Anliegen der Menschen werden dann von Pantisano auf Bundesebene oder von Röth im Kreisverband angesprochen werden, um „konkrete, bürgernahe Lösungsansätze” zu entwickeln. Diese Sprechzeiten und Begegnungen versteht der Abgeordnete als Alternative und Ergänzung zur Arbeit der hiesigen Bundestagsvertreter*innen von CDU und SPD.

Politik beginnt vor Ort

Pantisano will auch selbst lokal aktiv werden, beispielsweise mit Haustürgesprächen und Events, wie man sie eigentlich nur aus dem Wahlkampf kennt, wo sie sehr viel bewirkt haben. Er will aber auch außerhalb des Wahlkampfs mit den Konstanzer*innen regelmäßig „direkt ins Gespräch kommen, um zu hören, welche Dinge sie brauchen, was ihnen wichtig ist und was sie sich von der Politik wünschen”.

Sybille Röth betont die Wichtigkeit dieser Anlaufstelle auch für Die Linke: „Ehrenamtliche Parteiarbeit ohne feste Strukturen ist sehr fordernd, und mit dieser festen Stelle vor Ort eröffnen sich ganz neue Spielräume, denn wir können endlich kontinuierlich und verlässlich arbeiten. Bisher haben wir das mit freiwilligem Engagement erledigt, das immer davon abhängt, wie viel Zeit die Einzelnen gerade haben. Ich denke, wir können hier etwas aufbauen. In diesem Moment, in dem unsere Partei noch am Wachsen ist, ist das eine Riesenchance auch für uns als Linke in Stadt und Landkreis Konstanz”. Die Eröffnung dieses Büros sei aber nur der Beginn eines Prozesses, der in den nächsten Jahren etabliert und erweitert werden soll.

Für Konstanz einmischen

Bei der Bundestagswahl habe er „auch für Konstanz kandidiert”, versichert Pantisano. Es sei ihm wichtig, diese Stadt genauso engagiert wie seinen Wahlkreis Stuttgart zu vertreten. Er will sich „in politische Debatten einmischen, die Konstanz betreffen, und im Bundestag das Wort für die Stadt und den Landkreis erheben”, für die linke Wählerbasis hierzulande und für all diejenigen „über die keiner spricht”. Auch in der lokalen Politik will sich Pantisano sichtbar machen und ist gern bereit, einen Austausch sowohl mit OB Burchardt als auch mit dem CDU-Abgeordneten Jung zu pflegen.

Viele Abgeordnete seiner Fraktion haben sich übrigens nach seinen Angaben so wie er selbst dazu entschlossen, ihr eigenes Einkommen auf dem Niveau eines durchschnittlichen Facharbeiter*innenlohnes zu deckeln und alles darüber hinaus in einen Sozialfonds einzuzahlen. Aus diesem Fonds können dann Menschen unterstützt werden, die durch die sozialen Netze gefallen sind. Pantisano erinnerte in diesem Zusammenhang an die absurde Situation, dass sehr viele Menschen im Gefängnis sitzen, weil sie schwarzgefahren sind und die gegen sie verhängten Strafen nicht zahlen können.

„Die Menschen haben gar keine andere Wahl, als mit dem Auto nach Konstanz zu kommen“

Als Mitglied des Verkehrsausschusses im Bundestag zählen die Verkehrswende und die Vernetzung verschiedener Verkehrsmittel zu Pantisanos Kernkompetenzen. Was Konstanz anbelangt, positioniert er sich klar gegen das neue Parkhaus an der Europabrücke. Die Botschaft dürfe nicht sein, „kommt mit dem Auto nach Konstanz, hier findet Ihr genug innenstadtnahe, preiswerte Parkplätze“, sondern „lasst Eure Autos zuhause und kommt mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Konstanz“.

Im Gegensatz zum neuen Parkhaus hätte sich Pantisano etwas anderes von der Stadt gewünscht – dass man beispielsweise alle Parkplätze in der Innenstadt abschafft oder so sehr verteuert, dass es sich gar nicht mehr lohnt, mit dem Auto anzureisen. Preiswerte Parkhäuser am Stadtrand mit guter Innenstadtanbindung hingegen würden nur noch mehr Autos anlocken.

Andererseits beklagte er aber den oft genug abschreckenden Zustand der Deutschen Bahn. „Wie sollen die Menschen sich für etwas anderes als das Auto entscheiden, wenn gleichzeitig die Gäubahn nach Stuttgart gekappt, die B33 ausgebaut und ein neues Parkhaus errichtet wird? Viele haben unter den gegenwärtigen Umständen doch gar nicht die Möglichkeit, ohne Auto irgendwohin zu kommen. Die Bahn versagt zu oft, gerade in der Fläche, sie streicht die Familienreservierung, und das Deutschlandticket, das ein großer Erfolg war, wird teurer. So macht man niemandem das Bahnfahren schmackhaft.“

Quellen:
https://www.bundeswahlleiterin.de/bundestagswahlen/2025/ergebnisse/bund-99/land-8/wahlkreis-287.html
https://www.konstanz.de/service/presse/pressemitteilungen/ob-wahl_+ergebnis

Text: Iulia Danis & Harald Borges, Bild: Die Linke TB

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