Gäubahn beim bahnhof hattingen 2023 09 03 © helmut reinhardt

Hans-Peter Storz: Planungen für Gäubahn-Ausbau konzentrieren

Gäubahn beim bahnhof hattingen 2023 09 03 © helmut reinhardt

Der Singener Landtagsabgeordnete Hans-Peter Storz fordert einen Strategiewechsel beim Gäubahn-Ausbau südlich von Horb. Die Bahn soll im Interesse der Fahrgäste den weiteren Baubeginn bis 2030 vorbereiten und die Planungen beschleunigen.

Hier die Medienmitteilung:

Geht es nach dem Fahrplan der für das Schienennetz zuständigen Bahn-Tochter DB InfraGO, benötigen Fahrgäste, die mit der Gäubahn vom Kreis Konstanz nach Norden wollen, viel Geduld. Erst Anfang der 2040er Jahre soll der leistungsfähige Ausbau der Strecke abgeschlossen sein. „Damit dauert es annähernd 100 Jahre, bis das demontierte zweite Gleis zwischen Horb-Neckarhausen und Immendingen-Hattingen wieder eingesetzt sein wird,“ schreibt der Landtagsabgeordnete Hans-Peter Storz (SPD) an die Konzernbevollmächtigte der Deutschen Bahn, Dr. Clarissa Freundorfer. Der Singener Abgeordnete, der häufig mit der Gäubahn zu den Sitzungen des Landtags nach Stuttgart fährt, macht daher konkrete Vorschläge für die Beschleunigung des umfangreichen Ausbauprojekts.

Storz sagt: „Die Bahn muss die Planungen zunächst auf die Abschnitte konzentrieren, deren Ausbau spürbare Verkehrseffekte für die Fahrgäste bringen.“ Dies können nach seiner Überzeugung nur die beiden sogenannten Doppelspurinseln sein. Hinter diesem technischen Begriff verbergen sich die zwei Bauabschnitte, in denen die Gäubahn wieder zweigleisig geführt werden soll. Dies sind 16 Kilometer Gleisneubau zwischen Sulz über Oberndorf nach Epfendorf im Landkreis Rottweil und neun Kilometer von Rietheim-Weilheim bis nach Tuttlingen. Die Bahn soll die Planungsarbeiten zunächst auf diese beiden Abschnitte konzentrieren und so Prioritäten setzen, damit die laufende Vorplanung so schnell wie möglich abgeschlossen werden könne, fordert der Abgeordnete. Hintergrund seiner Forderung: Ein vorgesehener neuer Tunnel im Raum Sulz stößt auf erhebliche Schwierigkeiten, so dass die Gesamtplanung in Verzug kommen könne.

Durch das Vorziehen der Doppelspurinseln ergäben sich einige Vorteile, die auch im Landesverkehrsministerium so gesehen würden. So könne der langsamere Intercity zwischen Singen und Stuttgart die Strecke künftig in höherem Tempo befahren. Dadurch entstehe ein echter Stundentakt auf der Gäubahn. Außerdem böten sich durch eine leistungsfähigere Infrastruktur neue Chancen für den Schienen-Regionalverkehr.

Bislang rechnet die Bahn damit, dass die Vorplanungen für alle Bauabschnitte südlich von Horb bis 2028 vorliegen könnten. „Doch das ist nur der Anfang,“ macht Storz auf das langwierige weitere Verfahren aufmerksam. Erst Anfang bis Mitte der 2030er-Jahre könnte das Baurecht in Form der Planfeststellungsbeschlüsse gegeben sein. „Das ist zu langsam.“ Bei einer Konzentration der Planungen müsste es möglich sein, mit dem Bau des zweiten Gleises bereits ab 2030 zu beginnen, ist Storz überzeugt. Deswegen hat der Abgeordnete, der dem Verkehrsausschuss des Landtags angehört, die Bahn um Überprüfung ihrer Planungsstrategie gebeten. „Der gesamte Ausbau der Gäubahn belastet während der Bauarbeiten die Fahrgästen erheblich“, so Storz. Sie seien nur dann bereit, Einschränkungen hinzunehmen, wenn eine konkrete Aussicht auf Verbesserungen absehbar sei.

Für die Planungsbeschleunigung gebe es bereits praktische Vorbilder. So habe das sogenannte „Partnerschaftsmodell Schiene“ dazu geführt, dass das Planfeststellungsunterlangen für den Pfaffensteig-Tunnel zwischen Böblingen und dem Stuttgarter Flughaben bislang etwa zwei Jahre schneller erstellt werden konnten als nach konventioneller Vorgehensweise. „Daraus sollten wir für den südlichen Abschnitt der Gäubahn lernen“, begründet der Abgeordnete seine Forderung nach der umfassenden Prüfung der bisherigen Planungsstrategie.

Für die insgesamt 155 Kilometer lange Ausbaustrecke von Böblingen bis zur Schweizer Grenze sind umfangreiche Arbeiten an drei Tunneln notwendig. Insgesamt werden an 25 Kilometern ein zweites Gleis gelegt, auf 36 weiteren Bahnkilometern soll eine höhere Geschwindigkeit ermöglicht werden. 25 Eisenbahnbrücken und sechs Straßenbrücken müssen erneuert oder verändert werden. Außerdem sind Arbeiten an 13 Bahnhöfen und Haltepunkten sowie an vier Bahnübergängen erforderlich. Anfang 2021 wurden die Gesamtkosten für den südlichen Gäubahn-Ausbau auf über eine Milliarde Euro geschätzt.

Text: MM, Bild: Helmut Reinhardt

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