
Die Stadtverwaltung will in den nächsten Jahren massiv sparen. Aber wohin fließt das städtische Geld überhaupt, wo ließe sich der Rotstift ansetzen? Die Kämmerei hat jetzt die städtischen Zuschüsse an städtische Einrichtungen aufgelistet.
Eine solche Auflistung von Ausgaben kommt zu diesem Zeitpunkt natürlich nicht von ungefähr, sondern ist Munition in der Spardebatte, in der es derzeit vor allem um die von der Stadt Konstanz (mit-) finanzierten Kultureinrichtungen geht. Dass diese Zahlen nicht nur reine Statistik sind, sondern in der politischen Diskussion der nächsten Monate eine gewisse Sprengkraft entfalten können, ist dabei mitzudenken: „Deutliche jährliche Steigerungen der Zuschussbedarfe kann sich die Stadt in der angespannten Haushaltslage nicht mehr leisten. Entscheidungen zur Begrenzung und/oder Senkung der Zuschussbedarfe sind notwendig und müssen vorbereitet werden. Die Vorlage soll in einem übersichtlichen Format Transparenz über die Zuschussbedarfe herstellen und eine Diskussionsgrundlage bieten.“
Kinder-, Jugend- und Familienhilfe ist größter Batzen
Wohin geht dieses städtische Geld nun? Es fließt in städtische Einrichtungen, in nicht-städtische Einrichtungen und Organisationen und wird für die allgemeine Finanzwirtschaft (Umlagen, Zinsen etc.) benötigt.
Danach ergibt sich im Haushaltsentwurf für 2025 folgendes Bild:
Aufgabenbereich | Zuschüsse in Mio. Euro | Anteil |
Kinder-, Jugend- und Familienhilfe | 50,783 | 27,97% |
Tiefbau | 25,245 | 13,90% |
Kultur | 23,471 | 12,93% |
Schulträgeraufgaben | 20,745 | 11,42% |
Sicherheit und Ordnung | 15,489 | 8,53% |
Städtebauliche Planung | 10,610 | 5,84% |
Gesundheit, Sport und Bäder | 7,568 | 4,17% |
Wirtschaft/Tourismus | 7,795 | 4,29% |
Soziale Hilfen | 7,474 | 4,12% |
Allgemeine Verwaltung | 6,582 | 3,62% |
Hochbau und Liegenschaften | 5,810 | 3,20% |
Diese insgesamt rund 182 Millionen Euro machen also einen nicht unerheblichen Anteil des für 2025 geplanten Haushaltsvolumens von ca. 370 Millionen Euro aus. Auf viele dieser Zuschüsse hat die Stadt übrigens keinen Einfluss, da sie gesetzlich vorgeschrieben sind, zum Beispiel im Schul- und Jugendhilfebereich. Auch deshalb richtet sich der Blick der Sparwilligen vor allem auf das kulturelle Angebot, das von manchen hinter vorgehaltener Hand gar als letztlich weitgehend verzichtbar bezeichnet wird.
Welche städtischen Einrichtung bekommen wie viel?
Es gibt Zuschüsse an städtische und nichtstädtische Einrichtungen, und im Folgenden geht es vor allem um die Zuschüsse an städtische Einrichtungen (über die Zuschüsse an nichtstädtische Organisationen will die Verwaltung im Juli gesondert berichten). Bei 86.845 Einwohner*innen stellen sich ausgewählte Zahlen für 2025 wie folgt dar, eine umfangreichere Auflistung findet sich in der Offenlage:
Aufgabenbereich | Zuschüsse in Euro | Zuschüsse pro Kopf in Euro |
Kindertagespflege | 42.107.482 | 485,– |
Kultur | 20.674.233 | 238,– |
– Theater | 8.194.601 | 94,– |
– Philharmonie | 3.777.665 | 43,– |
– Rosgartenmuseum | 3.214.687 | 37,– |
– Büchereien | 2.103.658 | 24,– |
– Musikschule | 1.145.351 | 13,– |
Schulen | 17.010.298 | 196,– |
Gesundheit, Sport und Bäder | 11.072.94 | 128,– |
– Schwaketenbad | 4.843.600 | 56,– |
– Therme | 1.285.600 | 15,– |
Feuerwehr | 7.853.405 | 90,– |
Sportanlagen | 3.215.241 | 37,– |
Bodenseeforum | 2.535.000 | 29,– |
Soziales | 2.320.990 | 27,– |
– Anschlussunterbringung | 1.227.269 | 14,– |
Treffpunkte für Senioren | 988.735 | 11,– |
Konzil | 217.029 | 2,50 |
Insgesamt | 105.257.02 | 1.212 |
Was davon sich die Stadt in Zukunft leisten will oder kann, darüber debattiert hinter verschlossenen Türen die Haushaltsstrukturkommission, und letztlich wird der Gemeinderat ein entscheidendes Wort mitreden. Die Stadtverwaltung beschreibt die Aussichten so: „Das Defizit im ordentlichen Haushalt sinkt nach den Beratungen 2025 von -16,4 Mio. € auf -13,4 Mio. €. Im Jahr 2026 sinkt es von -17,6 Mio. € auf -11,5 Mio. €. Grundstücksverkäufe bringen ein Sonderergebnis von +12,8 Mio. €, sodass 2025 insgesamt ein Überschuss von 1,3 Mio. € erzielt wird.“
Blutig könnte es trotzdem werden, auch wenn sich die Haushaltsprognosen in der Vergangenheit oft als eher zweckpessimistisch erwiesen haben und am Ende wundersamer Weise deutlich mehr Geld als prognostiziert in den Kassen klingelte.
Text O. Pugliese, Bild: Harald Borges.
Quelle: Öffentliche Offenlage 2025-0795, Mitteilung der Stadt Konstanz
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