Wochenmarkt, möhren, brot, liebe 2025 07 04 © harald borges

Wie weiter mit den Wochenmärkten?

Von Wolfgang Moßmannn (Text) & Harald Borges (Fotos)
Wochenmarkt, möhren, brot, liebe 2025 07 04 © harald borges

Am letzten Donnerstag trafen sich Marktbeschicker*innen und Verwaltung im Verwaltungsgebäude an der Laube, um Lösungen etwa für die Umbauphase am Stephansplatz oder den Markt an der Gebhardskirche zu finden.

Im Vorfeld hatte Thomas Romer für den Förderverein Wochenmarkt e.V. einen Brief an Bürgermeister Langensteiner-Schönborn, Frau Schwytz und Herrn Bohn vom Amt für Liegenschaften sowie an die Stadträtinnen und Stadträte geschrieben. Darin verwies er auf die Bedeutung des Marktes: „Der Wochenmarkt Konstanz stellt seit vielen Jahren ein unverzichtbares Element des städtischen Lebens dar und vereint auf bemerkenswerte Weise kulturelle Tradition, ökologisches Bewusstsein und wirtschaftliche Bedeutung.“ Für kleine Betriebe aus der Region ist er oft eine extrem wichtige Einnahmequelle.

An diesem Gespräch nahmen dann mehr als 20 Marktbeschicker:innen, Vertreter:innen aller Gemeinderatsfraktionen sowie Herr Kreuzer von der Feuerwehr und Frau Schnitzlein von den Entsorgungsbetrieben teil – der gute Besuch zeigt, welch große Bedeutung der Markt für unsere Stadt hat, und dass den Marktbetreiber:innen einiges am Herzen liegt.

Wochenmarkt 2025 12 20 01 © harald borges

Markt am Sankt-Gebhards-Platz

Am Samstag ist der Markt in Petershausen mittlerweile schlauchartig über eine lange Wegstrecke verteilt: Neben der Sankt-Gebhards- und der Friedrich-Hug-Straße gibt es noch einen eigenen Ableger jenseits der Luisenstraße auf dem Parkplatz des Krankenhauses.

Abgesehen von der räumlichen Trennung, die diesen Markt quasi in zwei Märkte „zerreißt“, ist der Weg zum Krankenhausparkplatz für ältere und mobilitätseingeschränkte Menschen mit und ohne Rollator oder anderen Gehhilfen kaum zu bewältigen. Wenn es in absehbarer Zeit keine bessere Lösung gibt, sollte zumindest der Weg von der Luisenstraße auf den Parkplatz ertüchtigt werden, so der Wunsch der Märktler. Die Verwaltung erklärte sich bereit, mit der Eigentümerin des Klinikumareals, der Spitalstiftung, zu sprechen, um hier Abhilfe zu schaffen und zumindest ein besseres Geläuf sicherzustellen.

Natürlich wäre es noch idealer, den Markt wieder kompakter zu gestalten, und dafür gibt es eine Idee: Mittwochs weist der langgezogene Markt viele Lücken auf, da dann nicht alle Standplätze belegt sind. Die Idee ist es, in Zukunft den Mittwochsmarkt möglichst um die Stankt-Gebhards-Kirche herum zu konzentrieren. Die Marktbeschicker:innen können dann feste Plätze einnehmen, die sie auch am Samstag behalten. Am Samstag sollen dann die restlichen Stände, die nur an diesem Tage dazukommen, um diesen Kern herum gruppiert werden, und das möglichst rund um die Kirche. Damit gäbe es an allen Markttagen einen Markt mit kurzen Wegen, der echten Marktplatz-Flair vermittelt.

Dieses Konzept muss von der Verwaltung noch im Detail abgeklärt werden, scheint aber durchaus praktikabel, auch weil den Anwohnern als Alternative für an Markttagen gesperrte Parkplätze angeboten werden kann, ihre Autos kostenlos auf dem dann freiwerdenden Krankenhausparkplatz abzustellen.

Ein Hindernis für eine solche Lösung schien allerdings der Brandschutz darzustellen, und der ist ja mitnichten ein bürokratisches Monster, sondern sorgt dafür, dass im Notfall Menschenleben gerettet werden können. In einem Fachgutachten wurden Stände mit nicht mehr als 2,50 Höhe und ohne Vordächer gefordert, was eine erhebliche Einschränkung für die Stände bedeutete. Zum Glück konnte hier eine pragmatische Lösung gefunden werden. Die Feuerwehr erklärte sich in diesem durch und durch lösungsorientierten und kooperativen Gesprächskreis bereits, Vordächer vor den Verkaufswagen und Ständen zu akzeptieren, wenn diese so konstruiert seien, dass sie im Notfall schnell eingeklappt werden können.

Wochenmarkt 2025 12 20 02 © harald borges

Markt auf dem Stephansplatz

Die Umgestaltung des Sankt-Stephans-Platzes soll, so hat es der Gemeinderat gerade in seiner letzten Sitzung diesen Jahres beschlossen, nach dem Ende des Weinfestes Anfang August 2026 beginnen und zum Jahresende 2027 abgeschlossen sein.

Wohin aber mit dem Markt in diesen rund anderthalb Jahren?

Als Ausweichplätze wurden etwa Marktstätte, Münsterplatz, Wintersteig, Laube und Lutherplatz geprüft, doch all diese Lösungen sind zu klein und nicht praktikabel. Klein Venedig böte zwar genügend Platz, ist aber zu weit vom eigentlichen Stadtgeschehen entfernt. Auch der Platz vor dem Konzil und am Stadtgarten ist nicht optimal gelegen und könnte zudem während des Weihnachtsmarktes nicht genutzt werden.

Übrig bleibt als sinnvolle Ausweichmöglichkeit in der Stadt das Döbele. Es bietet genug Fläche und ist gut mit dem ÖPNV zu erreichen. Über die genaue Platzierung der Stände soll dann zu gegebener Zeit in enger Abstimmung mit den Marktbeschicker:innen entschieden werden.

Allerdings bringt eine solche Verlagerung auch Probleme mit sich: In der Eingewöhnungsphase ist mit Umsatzeinbußen von 20 Prozent zu rechnen, die gerade für kleinere Standbetreiber:innen existenzgefährdend sein können. Deshalb bittet der Förderverein die Verwaltung um Unterstützung. „Sollte der Markt während dieser Zeit auf den Parkplatz Döbele verlegt werden müssen, wäre es von großem Wert, wenn die Stadtverwaltung uns aktiv dabei unterstützt, diese Veränderung breit bekannt zu machen und wirkungsvoll zu kommunizieren. Eine flankierende Maßnahme könnte zudem darin bestehen, während der Marktzeiten die dortigen Parkplätze kostenlos zu machen, um einen besonderen Anreiz für Besucherinnen und Besucher“ zu bieten. Auch eine Marktführung mit einem erfahrenen Stadtführer wird angeregt. Bürgermeister Langensteiner-Schönborn sicherte seine Unterstützung zu und will auch Herrn Thiel vom Stadtmarketing einbinden, um geeignete Maßnahmen umzusetzen. Vielleicht können auf diesem Weg ja sogar zusätzlich zu den bisherigen Kunden, die zu 90 Prozent sehr treue Stammkund:innen sind, neue Käufer:innen hinzugewonnen werden.

Wochenmarkt 2025 12 20 03 © harald borges

Auch die Forderung des Fördervereins nach einer verbindlichen Marktmeisterstelle konnte die Verwaltung zumindest teilweise erfüllen. Herr Bohn wird diese Aufgabe zwar nicht zu 100 Prozent wahrnehmen können, versprach aber, ein erreichbarer und fairer Ansprechpartner zu sein und die Marktordnung wo nötig durchzusetzen.

Eine Onlineumfrage ergab übrigens (wie zu erwarten), dass für die Kund:innen das (in der Tat großartige) Gemüse-, Obst- und Salatangebot der wichtigste Anreiz zu einem Marktbesuch ist. Die Besucher*innen geben den Konstanzer Märkten im Durchschnitt die Note 1,5.

Das spricht für sich und die Konstanzer Märkte mit ihrer mehr als 1000-jährigen Tradition.

Unser Autor Wolfgang Moßmann ist Stadtrat der Linken Liste Konstanz.

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