Seehas, bahn, rheinbrücke 2022 10 18 01 16 zu 9 © harald borges

Verkehrswende ade? Kritik der Linken an der Ticketpreiserhöhung des VHB

Seehas, bahn, rheinbrücke 2022 10 18 01 16 zu 9 © harald borges

Während Radolfzell und Kreuzlingen (anders als Konstanz) durch günstige Fahrpreise immer mehr Menschen in ihre Öffis locken, will der Verkehrsverbund Hegau-Bodensee (VHB) seine Tarife weiter erhöhen. Mit solch unsozialen Maßnahmen wird das nichts mit der Verkehrs- und Klimawende, moniert die Linke.

Hier die Medienmitteilung des Kreisverbandes Konstanz der Linken:

„Es kann so nicht funktionieren: Wir erhöhen die Preise, dünnen die Fahrpläne aus und lassen uns im Fernverkehr von Stuttgart abkoppeln.“ So ließen sich die Menschen nicht zum Umstieg auf die öffentlichen Verkehrsmittel bewegen, meint Sibylle Röth, Kreisrätin der Linken im Kreis Konstanz. Auf diese Weise könne die Mobilitätswende mit Sicherheit nicht gelingen.

Die Reise von Konstanz nach Engen wird ab 2026 neu 8,30 Euro kosten, die kürzeste Fahrt im Kreis statt 3,20 dann 3,40 Euro. Gemittelt liegen die Kosten für den Treibstoff eines privaten PKWs für die Fahrt nach Engen (40 km) bei 4,76 Euro. „Die Öffis sind einfach absurd teuer: Schon bei kurzen Strecken wird niemand dazu bewegt, das Auto stehen zu lassen. Und wenn man zu zweit im Auto sitzt, sind Bus und Bahn vollständig überteuert“, kritisiert Lars Hofmann, Kandidat für den Wahlkreis Konstanz zur Landtagswahl. Beim dreimonatigen 9-Euro-Ticket hätten wir dagegen gesehen, wie erfolgreich Menschen durch günstige Angebote dazu gebracht werden können, den Öffis eine Chance zu geben. Regelmäßige Erhöhungen der Preise seien der entschieden falsche Weg.

John Löser, Direktkandidat für den Wahlkreis Singen ergänzt: „Der Preis ist das eine, die Verlässlichkeit und die Abdeckung das andere. Im Stadtgebiet Konstanz fahren die Busse regelmäßig, im Singener Umland sieht es aber ganz anders aus. Wie oft fährt zum Beispiel ein Bus von Steißlingen nach Hohenfels? Am Wochenende alle zwei Stunden, bei einer Fahrt von drei Stunden und 15 Minuten – mit dem Auto braucht man für die Strecke weniger als eine halbe Stunde. Wer kann und will bei solchen Bedingungen auf sein Auto bzw. seine Autos verzichten?“ Die Mobilitätswende müsse die Menschen in ihrem Alltag abholen und diesen vereinfachen.

Die Steigerung der Ticketpreise um durchschnittlich 6,8% spiegelt sich in keiner Lohnsteigerung in ähnlicher Höhe. Das heißt, die massiven, jährlichen Kostensteigerungen im Nahverkehr führen abseits der Attraktivitätseinbußen der Öffis auch zu einem realen Kaufkraftverlust. Neben den Personalkosten machen die Träger dafür die steigenden Energiekosten verantwortlich. „Es ist ein Teufelskreis: Die Reallöhne stagnieren, und die Preise für Lebensmittel und Energie explodieren. Die Menschen haben weniger Geld in der Tasche – wie sollen sie die Steigerungen der Ticketpreise noch stemmen?“, fragt sich Lars Hofmann und kritisiert die ausbleibende Strompreisreduzierung durch die Bundesregierung.

Die Verkehrswende müsse auch immer sozial sein, also alle mitnehmen. Schon jetzt liegen fast alle Monatstickets über den Kosten für das Deutschlandticket. Zugleich wird dieses immer wieder in Frage gestellt und Kostensteigerungen für die Zukunft angedroht. John Löser: „Die Transformation braucht Verlässlichkeit und Planbarkeit für die Bürger:innen, aber auch für Betriebe und Kommunen.“

„Den kommunalen Trägern fehlt leider schlicht das Geld: Der öffentliche Nahverkehr ist immer ein Minusgeschäft, das mit öffentlichen Geldern ausfinanziert wird. Wichtig wäre es, endlich das Land dazu zu bewegen, die richtigen Anreize in Richtung einer Mobilitätswende zu setzen. Hier im Kreis müssen wir zumindest ein Sozialticket einführen, um niemanden zurückzulassen. Aber auf beiden Ebenen gilt: Wir müssen ganz einfach als Gesellschaft Geld in die Hand nehmen und den öffentlichen Nahverkehr als attraktives Mobilitätsangebot für lange und kurze Strecken, im urbanen wie im ländlichen Raum etablieren“, plädiert Sibylle Röth.

Am Ende sind sich die drei einig: Die sozial-ökologische Verkehrswende muss endlich angegangen werden.

Text: PM, Symbolbild: Harald Borges

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