Münsterbaustelle © Archäologisches Landesmuseum

Mönche, Mission, Abenteuer: Archäologie & Playmobil

Münsterbaustelle © Archäologisches Landesmuseum

Das Archäologische Landesmuseum (ALM) in Konstanz hat eine neue Auflage der nicht nur bei Kindern beliebten Reihe „Archäologie & Playmobil“ eröffnet. Diese Familienausstellung flankiert das Jubiläumsjahr der Klosterinsel Reichenau sowie die Große Landesausstellung „Welterbe des Mittelalters – 1300 Jahre Klosterinsel Reichenau“, die ebenfalls im ALM zu sehen ist.

Ein Besuch im Museum bildet nicht nur, er kann auch richtig Spaß machen, zumal wenn die Ausstellung zwar historisch fundiert, aber auch mit einigen ironischen Seitenhieben aufgebaut wurde. Allein die Playmo-Figuren, die in diesem Jahr übrigens ihren 50. Geburtstag feiern, haben bekanntlich die hartnäckige Liebe zahlreicher Kindergenerationen gewonnen. Bei der Darstellung historischer Szenen erlauben sie den Kindern das Eintauchen in längst vergangene Welten – und lassen die Erwachsenen so manches Mal stillvergnügt vor sich hingrinsen. Auf jeden Fall sollten Eltern nicht nur ihre Sprösslinge, sondern auch genug Zeit mitbringen, denn es gibt viele liebevoll gestaltete Details zu entdecken, und Kinder, die ganz genau hinschauen und die Fehler finden, können auch an einem Preisausschreiben teilnehmen und etwas gewinnen.

Das Datum für diese Ausstellung hat einen historischen Hintergrund: Gegründet wurde das Kloster Reichenau, das im frühen Mittelalter zum bedeutenden Impulsgeber für Kunst, Kultur und Politik wurde, vor 1300 Jahren von Wandermönch Pirmin. Mittelalter-Experte Ralph Röber, der die neue Auflage von „Archäologie & Playmobil“ konzipiert hat, freut sich über den reichen Erzählstoff, den die damaligen historischen Ereignisse bieten: „Die Klosterinsel Reichenau ist einer der geschichtsträchtigsten Orte am Bodensee. Ich freue mich, dass wir im Rahmen der neuen Ausstellung einen Beitrag zum Inseljubiläum leisten und die reichhaltige Geschichte wie auch die Erkenntnisse der Archäologie auf unterhaltsame und spielerische Weise vermitteln können.“

Münsterbaustelle © Archäologisches Landesmuseum

Die Sonderausstellung „Mönche, Mission, Abenteuer“ nimmt die überlieferten Personen und Ereignisse, die zur Entstehung des Reichenauer Klosters geführt haben, wissenschaftlich fundiert in den Fokus und lässt die Besucherinnen und Besucher in die Geschichte und das Wirken berühmter Zeitgenossen eintauchen.

Sie erleben beispielsweise, wie Pirmin die Insel bewohnbar machte. Ein paar Schritte weiter kann den nicht immer ganz nüchternen Handwerkern bei der Entstehung der Klosterkirche Mittelzell über die Schulter geschaut werden, während Mönche im noch provisorischen Skriptorium bereits kunstvolle Handschriften produzieren. Fünf Finger führen bekanntlich die Feder, aber der ganze Mönch leidet mit, auch wenn das Scriptorium gut geheizt werden musste, damit sich die Farben auch verwenden ließen.

Klosterabt Walahfrid Strabo findet sich beim Obst- und Gemüseanbau und in seinem berühmten Kräutergarten. Mit von der Partie ist auch der Stephen Hawking des Mittelalters: Der gelähmte Mönch Hermannus Contractus war Universalgenie und einer der größten Denker seiner Zeit, der sich nicht zuletzt um die Entwicklung des Astrolabiums verdient gemacht hat.

Nur ein paar Schritte entfernt nimmt die Ausstellung die Besucherinnen und Besucher mit nach Bregenz, wo der irische Mönch Columban mit seinen Gefährten sehr eindrucksvoll den christlichen Glauben bei der skeptischen Bevölkerung des Bodenseeraums verbreitete, angeblich nicht zuletzt durch das beherzte Zertrümmern eines Fasses voller Bier. Dass die Einheimischen ihrerseits dann einigen von Columbans rechtgläubigen Begleitern die Schädel zertrümmert haben sollen, nimmt sich aus heutiger Sicht als ein Akt der ausgleichenden Gerechtigkeit aus.

Sonderausstellung „Archäologie & Playmobil – Mönche, Mission, Abenteuer“. Archäologisches Landesmuseum Baden-Württemberg, Benediktinerplatz 5, 78467 Konstanz, Di.–So. und feiertags, 10.00–17.00 Uhr. 6,- Euro, ermäßigt 5,- Euro (inkl. Dauerausstellung), bis einschließlich 17 Jahre frei.

Text: MM/red., Fotos: Archäologisches Landesmuseum

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