Alvaro und Jens-Peter Volk. Bild: Privat

Kulturfonds der Stadt Konstanz: Neun Projekte werden gefördert

Alvaro und Jens-Peter Volk. Bild: Privat
Alvaro (links im Bild) und Jens-Peter Volk mit neuem Projekt – ALVARO_R_80. Bild: Privat

Der Konstanzer Kulturfonds wird jährlich vergeben und fördert freie Kulturprojekte von Konstanzer und Kreuzlinger Kulturschaffenden mit rund 50 000 Euro. Für den Kulturfonds 2024 konnten aufgrund zweier zurückgezogener Vorhaben aus dem Kulturfonds 2022 sogar 57 000 Euro vergeben werden. Mit dabei diesmal auch ein interessantes Projekt der Musiker Alvaro (links im Bild) und Jens-Peter Volk. Hier ein Überblick.

Emmanuel Vogel – Soul Sessions Vol. 1

Ziel des Projektes ist es, ein Soulmusik-Wochenende im KULA Konstanz zu organisieren. An zwei aufeinanderfolgenden Abenden sollen Soulbands (je eine unbekanntere und eine bekanntere) die Möglichkeit bekommen, aufzutreten. Die Band Monotape tritt hier u.a. als Organisator auf. Die 4 MusikerInnen vom Bodensee machen Musik, die nicht wie der Standard klingt, sondern auf Soul-/Funk- und Rockelemente setzt, die zusammen einen eher unterrepräsentierten Klang innerhalb der aktuellen deutschen Musikwirtschaft erzeugen.

Kai Lehmann – Das Gartenhäuschen – Vom Geheimnis der vergessenen Malerei

Mit dem Dokumentarfilm »Das Gartenhäuschen« soll die Geschichte einer Entdeckung erzählt werden, die tief in der Region (Meersburg/ Konstanz) verwurzelt ist. Im verwunschenen Gartenhäuschen der Familie fand der Filmemacher beim Säubern verblüffende Malereien aus der Barockzeit. Der Dokumentarfilm macht sich auf die filmische Spurensuche und beleuchtet auf originelle Art verschiedene Aspekte künstlerischen Schaffens. Der Film soll in den regionalen Kinos laufen und beim Tag des offenen Denkmals gezeigt werden, inkl. Gespräche mit dem Regisseur. Ziel ist auch die Teilnahme an nationalen und internationalen Filmfestivals.

Robert Ritter – agua mala (dark pop)

Das Projekt agua mala (dark pop) soll nicht nur eine herkömmliche Kunstausstellung sein, sondern an drei Orten stattfinden und auf diese Weise einen für eine breite Öffentlichkeit wahrnehmbaren Beitrag zum kulturellen Leben der Stadt Konstanz leisten. Adressiert ist nicht nur das klassische, kulturinteressierte Publikum, sondern darüber hinaus alle Menschen, die bereit sind, sich im Alltag auf visuelle Erfahrungen einzulassen. Die künstlerische Arbeit von Robert Ritter erstreckt sich seit vielen Jahren über verschiedene Techniken und künstlerische Herangehensweisen. Gemeinsam ist den unterschiedlichen Ansätzen eine Verschmelzung von Popkultur und musealer Malerei. Dieser Ansatz zieht sich leitmotivisch durch die Teile der künstlerischen Inszenierung mit ihren drei Orten: dem Seerhein/ Heroséareal, dem Frontline Skateshop sowie dem Kulturzentrum am Münster/ Richental-Saal.

Konstanzer Kammerchor e.V. – Utopie – Jubiläumskonzert zum 75-jährigen Bestehen

Das Projekt bezieht sich auf das Jubiläumskonzert zum 75-jährigen Bestehen des Chores im November 2024 (genaues Datum folgt). Herzstück ist eine Kooperation mit dem Preisträger des Konstanzer Förderpreises für junge Kunst! 2017, Jeremias Heppeler (Text/ Konzeption/ Performance), Jan Wagner (Komposition/ Sound/ Konzeption) und Christof Heppeler (Performance/ Sound): Eine experimentelle Auseinandersetzung mit dem »Kollektiv Chor« und – passend zum Jahresmotto – der utopischen Kraft von Kunst. Die Zielgruppe des Projektes geht über die übliche Zielgruppe des Kammerchor-Publikums hinaus und soll auch Interessierte an musikalisch-künstlerischen Experimenten ansprechen, darunter vor allem jüngere Menschen die bisher wenig Berührung mit »klassischer« Chormusik hatten. Weitere Aktionen im Jahr 2024 sollen diese Zielgruppen bereits ansprechen und erschließen, ein Werbe- und Social-Media-Konzept soll ebenfalls dazu beitragen.

Florian Schwarz – Schattenwelten. Ein Fotografie-Projekt mit papierlosen Migranten (Arbeitstitel)

In Kooperation mit der Zürcher NGO »Sans-Papiers Anlaufstelle Zürich (SPAZ)« hat Florian Schwarz die Möglichkeit, einige sogenannte »Sans-Papiers« – »illegale« Migranten ohne Aufenthaltsstatus – zu treffen, mit ihnen über ihre Lebensumstände zu sprechen und sie (anonym) zu portraitieren. Auf Basis dieser Fotografien und Interviews soll im Herbst 2024 eine öffentliche Ausstellungsinstallation an den Fassaden des ehemaligen Zollhauses am Tägerwiler Zoll entstehen. Das künstlerische Konzept geht bewusst über den klassischen Kulturkontext hinaus; hinein in das Stadtbild, den Alltag der Menschen. Dieser Kontext, insbesondere die Symbolik des Ausstellungsortes Grenzübergang/ Landesgrenze, erscheint besonders eindrücklich für die Auseinandersetzung mit dem Thema der illegalen Einwanderung, das eine der großen Herausforderungen unserer Zeit darstellt. Im Kern geht es um grundlegende Fragestellungen der Menschenrechte und Integration sowie der Suche und Sehnsucht nach einem Leben in Würde und Selbstbestimmung.

Tomasz Robak – Durch die Jahreszeiten mit Hermann Hesse

Hermann Hesse lebte zwischen den Jahren 1904-1912 in Gaienhofen auf der Höri und verfasste in dieser Zeit nicht nur die Erzählung »Unterm Rad«, sondern auch viele Gedichte und Briefe über das Land und die Menschen, denen er am Bodensee in diesen Jahren begegnet ist. Das Projekt »Durch die Jahreszeiten mit Hermann Hesse« soll an vier Terminen 2024, mit dem Frühling angefangen, als musikalische Lesungen im Zyklus der Jahreszeiten, im März, Juni, September und Dezember in Seniorenresidenzen stattfinden. Die Texte und die Musik richten sich thematisch an den Jahreszeiten. Eine unterschiedliche Instrumentierung an den jeweiligen Terminen ist denkbar. Die musikalischen Stücke können Improvisationen und/oder bekannte Volkslieder sein, die ebenfalls zur Jahreszeit passen.

Jens-Peter Volk – ALVARO_R_80

Der Anlass für dieses Projekt ist der 80. Geburtstag von Álvaro Peña-Rojas im Dezember 2023. Dessen Gesamtwerk umfasst über hundert Kompositionen, Songs und Texte, die zumeist als unangepasst und unkonventionell bezeichnet werden können. Charakteristisch für seine Musik ist seine markante Stimme, die spartanische Instrumentierung und die eigenwilligen Arrangements. Das »R« im Projekttitel steht nicht für Retrospektive, sondern vielmehr für »Renaissance«. Jens-Peter Volk arbeitet seit den 80er Jahren mit Alvaro zusammen, seit Mitte 2022 nimmt er in seinem Recording-Studio sowohl neue als auch bestehende Alvaro-Songs auf. Die sehr inspirierte und offene Arbeitsweise resp. Zusammenarbeit führt zu völlig neuen musikalischen Ergebnissen. ALVARO_R_80 ist geplant als eine Serie von Alben, die regelmäßig im 1-Jahres-Rhythmus zukünftig publiziert werden sollen.

Verein für elektronische Musik / Band »Dystropicania«– »Dystropicania meets hochzufriedenstellende Industriemaschinen 4.0«

Das Projekt »Dystropicania meets hochzufriedenstellende Industriemaschinen 4.0« stellt eine Film- und Musikperformance im Zebrakino mit Livemusik dar. Es ist ein filmisch-musikalisches Plädoyer, das die funktionale Optimierung und bedingungslose Sinnstiftung anspricht. In einem Experiment der performativen Film-live-Vertonung mit der Band »Dystropicania« verschneidet sich der Sound der Band für Momente beinahe unmerklich mit dem Sound der Videos, der Maschinen mit ihrem rhythmischen Zischen, Klicken und Klacken – und driftet im nächsten Moment auseinander, um sich wieder zu verlieren. Die visuellen Rhythmen der Maschinen und Anlagen in den Videos werden in der Wahrnehmung der Besuchenden mit denen des live gespielten, »analogen« Sounds als generatives Kopfkino individuell zusammengeführt – mal synchron, mal als polyrhythmische Verschiebungen, die einem virtuellen, durchgehenden Takt folgen.

Kulturkiosk Schranke – Kunst am Kiosk

Der Kulturkiosk Schranke e.V. betreibt in Petershausen einen Kiosk mit einem gekiesten Vorplatz und einem geräumigen Garten. Er besteht seit Winter 2021 und fungiert inzwischen als Nachbarschaftstreffpunkt, Begegnungsort und Imaginationsraum. Abseits der Raumgestaltung und Verpflegung schafft der Kiosk durch sein Kulturprogramm Anlässe zur Begegnung und zum Austausch. Einerseits werden selbst Formate entwickelt (Speed-Dating für FreundInnen, Jam-Sessions, Bastel-Workshops, …), andererseits agiert der Kiosk als Plattform, die unkompliziert von der Stadtgemeinschaft genutzt werden kann. 2024 sollen in Kooperation mit lokalen KünstlerInnen mindestens vier einmonatige Ausstellungen realisiert werden. Diese Ausstellungen werden über das Jahr hinweg mit einem bunten Veranstaltungsprogramm begleitet und ergänzt. Der Plan ist es, den Kulturkiosk als vielfältigen Kunst- und Kulturort zu entwickeln. Neben professionellen und Laien-KünstlerInnen soll das diverse Publikum (Studierende, RentnerInnen, Zugewanderte und Alt-Eingesessene usw.) miteinbezogen werden.

Text: Kulturamt Konstanz

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