Solidaritätsdemo für Philharmonie und Theater am 23.10.2023. Bild: Holger Reile

Kürzungen beim Theater: „Fatales Vorbild“

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Solidaritätsdemo für Philharmonie und Theater am 23.10.2023. Bild: Holger Reile
Solidaritätsdemo für Philharmonie und Theater am 23.10.2023. Bild: Holger Reile

Seitdem bekannt geworden ist, dass nicht nur der Philharmonie sondern auch dem Theater teilweise der Geldhahn zugedreht werden soll, treffen Solidaritätsbekundungen aus allen Ecken der Republik ein und appellieren an die Entscheidungsträger*innen der Stadt Konstanz, weiterhin zum Theater zu stehen. Hier nun der Aufruf mehrerer Intendant*innen.

An den Oberbürgermeister der Stadt Konstanz
An die Mitglieder des Gemeinderats der Stadt Konstanz

Zukunft des Theaters Konstanz

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Burchardt,
Sehr geehrte Mitglieder des Gemeinderates,

im Januar 2024 soll die Halbjahressitzung unserer Intendant*innengruppe mit ihren 148 Mitgliedern – Intendant*innen aus ganz Deutschland – am Theater Konstanz stattfinden. Ein Haus, das in der Theaterlandschaft als zeitgenössisch, umtriebig und besonders aktiv im Bereich lokaler Wirksamkeit und Kinder- und Jugendtheater in Erscheinung tritt. Wir nehmen die Entwicklungen in Konstanz mit großer Sorge wahr

Als Intendant*innen wissen wir, welche Auswirkungen die ins Auge gefassten Kürzungen für ein Theater und seine Mitarbeiter*innen haben. Wenn es darum geht, Einsparungen zu verhindern, die die Substanz eines renommierten, höchst lebendigen und in der Stadt verwurzelten Theaters fundamental angreifen würden, stehen wir solidarisch an der Seite unserer Kollegin Karin Becker.

Die Nöte der Kommunen sind uns bewusst. Gerade deshalb sind die Meldungen aus Konstanz ein dramatisches Zeichen: Einsparungen einer solchen Dimension an einem so etablierten Haus in einer kulturaffinen Stadt könnten fatales Vorbild werden.

Wir alle stehen in der Verantwortung für zahlreiche Mitarbeitende und deren Arbeitsplätze. Wir alle ringen gerade in dieser bewegten Zeit darum, mit unseren Häusern zum gemeinschaftlich demokratischen Miteinander, zur kulturellen Bildung und zur komplexen Auseinandersetzung mit den Themen des Moments in unseren Kommunen beizutragen. Theater sind Orte des Austauschs und des Miteinanders!

Bitte stehen Sie in dieser Zeit für eine Sicherung der Zukunft Ihres Stadttheaters ein!

Mit freundlichen Grüßen
für die gesamte Intendant*innengruppe

Text: Dr. Kathrin Mädler und Hasko WeberCo-Vorsitzende der Intendant*innengruppe
Bild: H. Reile. Aufgenommen bei der Solidaritätsdemo für Philharmonie und Theater am 23.10. 2023

1 Kommentar

  1. Dagmar Schlingmann

    // am:

    Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Burchardt,
    sehr geehrte Herren Bürgermeister Langensteiner-Schönborn und Osner,

    auf der heutigen Sitzung des Gemeinderates der Stadt Konstanz soll voraussichtlich über Einsparungen des Budgets für das Stadttheater Konstanz entschieden werden.

    Als ehemalige Intendantin des Theaters Konstanz von 2001 bis 2006 bin ich nach wie vor sehr interessiert an der Entwicklung dieses wunderbaren Hauses und kann nicht verhehlen, dass mich die Medienberichterstattung über die geplanten Kürzungen mit großer Sorge erfüllt.

    Das Theater leistet einen wichtigen Beitrag im Kulturleben der Stadt Konstanz und der Region und erreicht mit seinem vielfältigen Angebot ein breites Publikum. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass das Theater sehr wirtschaftlich arbeitet, und auch die amtierende Intendantin Karin Becker leistet mit ihren Ressourcen und dem vorhandenen Budget Hervorragendes. Zu einem lebendigen Theater gehört die Möglichkeit, die unterschiedlichsten Formate anbieten zu können, um die ganze Breite der Stadtgesellschaft anzusprechen.

    Nun erreicht mich die Nachricht, dass über eine Schließung der sogenannten „Werkstatt“ nachgedacht wird und das Theater damit eine wichtige Spielstätte, einen zentralen Baustein in Karin Beckers Programm verlieren würde. Ich möchte darum bitten, dass Sie dieser Idee nicht zustimmen. Aus künstlerischer Sicht würde die Schließung der Werkstatt die Programmatik des Theaters erheblich beeinträchtigen. Aus menschlicher Sicht würde durch den Wegfall von Arbeitsplätzen eine nie mehr gut zu machende Lücke in eine tolle Mannschaft mit einer ohnehin knappen Personaldecke gerissen werden. Die Menschen, die am Theater Konstanz arbeiten, tun dies mit einem hohen Maß an Motivation und arbeiten mit Herzblut für ihr Theater. Durch den Wegfall der Spielstätte würde das Theater Konstanz nachhaltig, wenn nicht gar irreversibel beschädigt. Denn insbesondere für den Aufbau eines neuen, jungen Publikums, das die Theaterbesucher:innen von morgen hervorbringt, sind Spielstätten wie die „Werkstatt“ unabdingbar, in denen sich das Theater partizipativ, zielgruppengerecht und nahbarer als in den etablierten Räumen zeigen kann.

    Ich erlaube mir, diesen Brief auch an die Mitglieder des Gemeinderates zu senden, und bitte Sie eindringlich um eine zukunftsorientierte Entscheidung für „Ihr“ Theater.

    Mit freundlichen Grüßen

    Dagmar Schlingmann
    Staatstheater Braunschweig
    Generalintendantin

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