Karacke The Jhesus of Lubeke, die zeitweise zum Sklavenhandel verwendet wurde

Konquistadoren und Sklavenhändler: Kolonialgeschichte in der Bodenseeregion

Karacke „The Jhesus of Lubeke“ („Jesus von Lübeck“), die zeitweise für den Sklavenhandel verwendet wurde, Quelle: Wikipedia
Karacke „The Jhesus of Lubeke“, zeitweise für den Sklavenhandel verwendet, Quelle: Wikipedia

Dass auch am Bodensee Profiteure des Kolonialismus saßen (und vielleicht noch immer sitzen) ist eine wenig bekannte Tatsache. Dieses Themas nimmt sich jetzt vom 4. April bis 29. Mai eine Veranstaltungsreihe an, die ihren Schwerpunkt in St. Gallen hat.

Zwei Kaufleute, der St. Galler Hieronymus Sailer und der Konstanzer Ulrich Ehinger, erhielten 1528 vom spanischen König eine Lizenz – weltweit erst die zweite – zum Handel mit versklavten Menschen aus Westafrika. Gleichzeitig unterzeichneten die beiden Kaufleute auch einen Vertrag, der ihnen die Kolonisation Venezuelas zusicherte.

Diese bislang weitgehend unbekannte Geschichte der Kolonialherren aus der Bodenseeregion bildet den Ausgangspunkt für den breit angelegten Themenmonat zur Kolonialgeschichte. Ausgehend von der Kolonisation Venezuelas und der Verschleppung von tausenden versklavten Menschen aus Westafrika, an denen St. Galler wesentlichen Anteil hatten, finden auf Initiative von Stadtarchiv und Vadianischer Sammlung der Ortsbürgergemeinde im April und Mai 2024 in St. Gallen und darüber hinaus verschiedene Veranstaltungen statt. Der Themenmonat bietet mit seinen vielfältigen Angeboten einen breiten Zugang, um sich dem Thema der Kolonialgeschichte aus unterschiedlichen Perspektiven zu nähern. Im Mittelpunkt des Monats stehen unbekannte Geschichten, neue Erkenntnisse und überraschende Einblicke in ein Thema, das bis in unsere Gegenwart hineinreicht.

Zur Themenreihe ist gerade auch ein Buch erschienen: Rezia Krauer, Hannah A. Beck, Kirsten Mahlke und Nicole Stadelmann, herausgegeben von St. Gallen Stadtarchiv und St. Gallen Ortsbürgergemeinde, „Konquistadoren und Sklavenhändler vom Bodensee: Kolonialgeschichte im 16. Jahrhundert“, 96 Seiten, ISBN 978-3038950615, 34,00 EUR.

Weitere Informationen und das komplette Programm finden Sie hier.

Das Programm im April

04.04.2024 | 18.00–19.00
Buchvorstellung: Dr. Nicole Stadelmann, Dr. Rezia Krauer, Stadtarchiv und Vadianische Sammlung der Ortsbürgergemeinde, „Konquistadoren und Sklavenhändler vom Bodensee. Kolonialgeschichte im 16. Jahrhundert“.
Ort: Stadthaus der Ortsbürgergemeinde, Gallusstrasse 14, 9001 St.Gallen
Eintritt: gratis (Anmeldung nicht notwendig)

10.04.2024 | 18.15–19.45
Prof. Dr. Kirsten Mahlke, M.A. Hannah A. Beck, Historischer Verein des Kantons St. Gallen, Referat: Kolonisatoren und Sklavenhändler vom Bodensee: Internationale Handelsgeflechte in der frühen Neuzeit. Geschäftsfrauen im Kolonialhandel des 16. und 17. Jahrhunderts
Ort: Raum für Literatur, Bibliothek Hauptpost, St. Leonhard-Strasse 40, 9000 St.Gallen, 3. Stock
Reihe: Öffentliche Vorlesungen der Universität St.Gallen
Eintritt: Semesterpass (Anmeldung nicht notwendig)

17.04.2024 | 17.30–18.00
Sarah Montani, Stadtarchiv und Vadianische Sammlung der Ortsbürgergemeinde, Kunstprojekt und Referat: Ein virtuelles Sklavenschiff auf dem Bodensee: Ein Kunstprojekt.
Ort: Raum für Literatur, Bibliothek Hauptpost
Eintritt: gratis (Anmeldung nicht notwendig)

17.04.2024 | 18.15–19.45
Dr. Nicole Stadelmann, Dr. Rezia Krauer, Historischer Verein des Kantons St. Gallen, Referat: El Dorado in Venezuela? St. Galler Conquistadoren im 16. Jahrhundert
Ort: Raum für Literatur, Bibliothek Hauptpost Reihe: Öffentliche Vorlesungen der Universität St. Gallen
Eintritt: Semesterpass (Anmeldung nicht notwendig)

20.04.2023 | 14.00–16.00
Karl Schweizer, edition inseltor Lindau, Friedensräume Lindau, edition-inseltor-lindau.de, Öffentliche Stadtführung: Koloniale Orte auf der Insel Lindau.
Ort: Lindau-Insel „Sünfzen“
Eintritt: gratis (Anmeldung nicht notwendig)

22.04.2024 | 18.00–19.00
Prof. Dr. Kirsten Mahlke / M.A. Hannah A. Beck, Historischer Verein des Kantons St. Gallen, Stadtführung: Auf den Spuren der Konstanzer Kolonialzeit
Ort: Konstanz, Angaben zu Treffpunkt und Ablauf folgen für Vereinsmitglieder später per Newsletter/Brief.
Eintritt: gratis (Anmeldung nicht notwendig)

23.04.2024 | 18.00–19.30
M.A. Stephanie Willi, M.A. Roberta Spano, Hochschularchiv der ETH Zürich, Staatsarchiv St. Gallen, Referat: Dekolonisierung von Sammlungen und Archiven am Beispiel der ETH-Bibliothek.
Ort: Lesesaal, Staatsarchiv St. Gallen
Eintritt: gratis
Anmeldung per E-Mail: stephanie.willi@library.ethz.ch

24.04.2024 | 18.15–19.45
Prof. Dr. Mark Häberlein, Historischer Verein des Kantons St. Gallen, Referat: Textilien, Gewürze, Gold und Sklaven: Das geschäftliche Profil der Augsburger Welser-Gesellschaft 1496–1560.
Ort: Raum für Literatur, Bibliothek Hauptpost
Reihe: Öffentliche Vorlesungen der Universität St. Gallen
Eintritt: Semesterpass (Anmeldung nicht notwendig)

30.04.2024 | 17.45–18.30
Dr. Nicole Stadelmann, Dr. Rezia Krauer Kantonsbibliothek Vadiana, Referat: Auf den Spuren der frühen St. Galler Kolonialunternehmer: Möglichkeiten und Grenzen der Quellenarbeit
Ort: Kantonsbibliothek Vadiana, Standort Notkerstrasse 22
Reihe: Entdecken in der Vadiana
Eintritt: gratis (Anmeldung nicht notwendig)

30.04.2024 | 20.15 (Türöffnung 19.45)
Dr. Andreas Zangger, Judith Grosse, Erfreuliche Universität St. Gallen, Archiv für Frauen- und Sozialgeschichte, Referat mit Q&A: Stoffe aus St. Gallen im Sklavenhandel.
Ort: Palace, St.Gallen
Reihe: Themenmonat Kolonialgeschichte
Eintritt: Kollekte (Anmeldung nicht notwendig)

Text: MM/red, Bild: Wikipedia. Es zeigt die Karacke „Jesus of Lübeck“ („The Jhesus of Lubeke“), die zeitweise zum Sklavenhandel verwendet wurde, abgebildet in der Anthony Roll of Henry VIII’s Navy, Pepys Library 2991 and British Library Additional MS 22047 with Related Documents. Dieses Werk ist gemeinfrei, weil seine urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist. Dies gilt für das Herkunftsland des Werks und alle weiteren Staaten mit einer gesetzlichen Schutzfrist von 100 oder weniger Jahren nach dem Tod des Urhebers. Es wurde festgestellt, dass diese Datei frei von bekannten Beschränkungen durch das Urheberrecht ist, alle verbundenen und verwandten Rechte eingeschlossen.

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