Fff protestaktion autofreie marktstätte 2025 09 20 © fff konstanz

Klimaschutz: Fehlende Mittel erschweren den Fortschritt

Von Manuel Oestringer
Fff protestaktion autofreie marktstätte 2025 09 20 © fff konstanz
Für einen autofreien Stephansplatz: FFF-Protestaktion am 20. September 2025

Der halbjährlich erscheinende Zwischenbericht zum Klimaschutz in Konstanz zeigt neben ein paar Lichtblicken vor allem, dass aktuell deutlich zu wenig Mittel bereit gestellt werden. Für die großen Dekarbonisierungsschritte braucht es mehr, warnt der Bericht. Trotzdem konnten im Jahr 2025 kleinere Schritte in Richtung Klimaneutralität gemacht werden.

Der am vergangenen Donnerstag vorgestellte Zwischenbericht zum Stand des Klimaschutzes in Konstanz ist – wie so oft, wenn es ums Klima geht – ein Warnruf. Neben den bekannten Unzulänglichkeiten mangelt es vor allem an Geld. Bisher hat die Stadt all ihre Klimaschutzziele verfehlt, und das könnte so weitergehen, warnt Philipp Baumgartner, Leiter des Amtes für Klimaschutzes. Jedenfalls reichen die aktuellen Mittel für die notwendigen Klimaschutzmaßnahmen in Konstanz nicht aus. 

20 Millionen Euro jährliche Klimaschutzinvestitionen hatte der Gemeinderat einst in einem Grundsatzbeschluss versprochen. Geflossen ist 2025 jedoch nur die Hälfte davon: 10,7 Millionen. Auch für 2026 sind bis jetzt nur 13 Millionen für Klimaschutz veranschlagt. Insbesondere für die „großen Dekarbonisierungsschritte“ braucht es aber mehr. Für den Dekarbonisierungsfahrplan für städtische Gebäude seien 2025 Null Euro vorgesehen, so die Gemeinderatsvorlage. Trotzdem finden einzelne Sanierungen statt, die sich im Nachgang auch in deutlich reduzierten Energiekosten niederschlagen, wie etwa eine Halbierung der Energiekosten für die frisch sanierte Berchen-Realschule.

Pkw bestand konstanz 2025
Es werden einfach nicht weniger: Pkw-Bestand in Konstanz

Um insgesamt aber in einem der Lage angemessenen Tempo beim Klimaschutz vorwärts zu kommen, braucht es dringend mehr Geld: „Angesichts dessen ist es bedauerlich, dass die Erhöhung der Besucherparkgebühren im Mai in den politischen Gremien vorerst keine Mehrheit gefunden hat.“ Dies ist auch bedauerlich vor dem Hintergrund, dass damit wichtige Klimaschutzmaßnahmen wie die Maßnahme „Parken teurer als ÖPNV“ nicht wirklich vorwärts kommen und der Pkw-Bestand in Konstanz auf einem sehr hohen Niveau verbleibt. Der leichte Abwärtstrend der letzten Jahre konnte sich nicht weiter fortsetzen.

Der steuerfreie Schiffsdiesel

Die Frage der Parkplätze und deren Gebühren ist in mehrerlei Hinsicht relevant. Wie der Klimamobilitätsplan aufzeigt, werden für Strecken innerhalb von Konstanz lediglich 18 Prozent der Wege im Auto zurückgelegt. Für Fahrten von und nach Konstanz sind es jedoch 48 Prozent. Diese Fernfahrten verursachen rund 45 Prozent aller verkehrsbedingten CO2-Emissionen.

Nicht in der Vorlage oder der anschließenden Gemeinderatsdiskussion enthalten, aber durchaus bedauerlich, ist daher auch, dass die laut Klimaschutzplan bis 2025 zu vollziehende Halbierung der innerstädtischen Parkplätze nicht angepackt wurde. Dagegen hält die Stadt trotz Kassenknappheit und Haushaltssperre an einer sporadischen Schiffsverbindung zwischen Bodenseeforum und Hafen fest – einem Projekt, das jährlich mit mehreren Hunderttausend Euro bezuschusst werden muss.

Während diese teure Verbindung der Verwaltung und dem Gemeinderat angemessen erscheint, scheiterte bisher die Idee einer Umstellung der Autofähren auf vollelektrischen Antrieb. Der Betrieb sei deutlich teurer als mit Diesel betriebene Fähren und würde Mehrkosten von rund einer halben Million Euro im Jahr verursachen. Im Unterschied zu Strom sei Schiffsdiesel nicht besteuert, argumentierte Oberbürgermeister Uli Burchardt. Er zeigte sich aber optimistisch, dass sich diese Rahmenbedingung künftig ändern könnte und damit der Weg für eine elektrische Fähre frei würde. Anzumerken sei hier noch, dass das die vermutlich größte Klimaschutzmaßnahme für den Konzern Stadt darstellen würde.

Ungemütlich, aber wirksam

Auch den städtischen Finanzen käme ein zeitnaher Beschluss des ausgearbeiteten Klimamobilitätsplan zugute: Die Stadt bekommt bei Förderprojekten künftig 75 anstatt der aktuellen 50 Prozent Zuschuss. Dennoch gibt es scharfe Kritik am Plan, die von Fridays for Future (FFF) mit der Übergabe einer Petition noch einmal unterstrichen wurde. Die Klimaaktivist:innen fordern eine Nachbesserung, denn derzeit plant die Stadt bis 2025 lediglich eine Reduktion der CO2-Emissionen um 84 Prozent (gegenüber 2010), statt um 94 Prozent, wie mit der Klimaschutzstrategie beschlossen.

Einzelne Lichtblicke gab es aber doch. So zeigt etwa die Verpackungssteuer Wirkung. Bisher seien rund fünf Prozent weniger Straßenabfall angefallen, rund 18,1 Tonnen. Parallel dazu stieg die Nachfrage nach der zeitgleich eingeführten städtischen Mehrwegförderung deutlich an. Philipp Baumgartner nutzte diese Daten, um nochmals zu appellieren, auch andere ungemütliche aber wirksame Maßnahmen umzusetzen. Allen voran eine Erhöhung der Parkgebühren.

Darüber hinaus wächst die E-Bus-Flotte der Stadtwerke mit dem Kauf von weiteren 15 E-Bussen auf 29 von insgesamt 57 an; parallel dazu erhofft sich die Stadt von einer Ausweitung an E-Ladesäulen mehr Elektroautos.

Ein Minus von 30 Prozent

Für den Bereich Wärme gab der kurze Zwischenbericht keine neuen Infos. Man freue sich über die Partnerschaft mit Iqony Energies für den Bau des Wärmenetzes Therme. Der Bau des Wärmenetzes Wallhausen/Dingelsdorf durch solarcomplex steht in den Startlöchern. Es wird nur auf den Bescheid der Bundesförderung gewartet. 

Neben den geplanten Wärmenetzen ging es in der Debatte vor allem darum, dass in Konstanz rund 7800 Gebäude voraussichtlich nicht an ein Wärmenetz angeschlossen werden – und es deswegen sehr wichtig sei, die energetische Sanierung dieser Gebäude (Gesamtkosten: schätzungsweise 700 Millionen Euro) voranzutreiben. Der gesunkene Gaspreis erschwere hier aktuell die Motivation zu Sanierung und Heizungswechsel, hieß es in der Sitzung. Umso wichtiger, dass dieses Jahr die Stadt in rund 280 Fällen eine energetische Sanierung unterstützte. Darüber hinaus will man auch künftig mit der Energiekarawane in die Quartiere gehen und energetische Beratungen anbieten.

Pv zuwachs konstanz 2025
Auch hier ist noch viel Luft nach oben

Bleibt noch das Thema Photovoltaik. Hier wurden 2025 bis jetzt etwa 5,8 Megawatt Peak (MWp) an Leistung zugebaut. Das entspricht in etwa den Zuwachsraten der vergangenen Jahre. Um die in der Klimaschutzstrategie beschlossenen Ausbauziele zu erreichen, müssten jedoch etwa doppelt so viele Solarmodule angeschraubt werden.

Fazit: Die Gesamtbilanz aller Maßnahmen zeigt eine Lücke von 30 Prozent zwischen Ziel und Realität; genauere Daten gibt es jedoch erst im vollständigen Bericht Anfang 2026. Mit dem Bau der Wärmenetze kann die Lücke etwas verkleinert werden – aber eine Rückkehr auf den einst beschlossenen Klimapfad ist aktuell schwer vorstellbar. Insbesondere solange kaum Mitteln in die energetische Sanierung gesteckt werden und politisch anscheinend unbequeme Maßnahmen im Verkehrsbereich ausbleiben. 

Foto: FFF Konstanz / Grafiken: Stadt Konstanz

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