Windräder Im Wald. Bildquelle: pixabay

Grüne: Ja zu Windenergie auf dem Schienerberg

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Windräder Im Wald. Bildquelle: pixabay
Windräder im Wald. Symbolbild: pixabay

Auf dem Schienerberg sollen ab 2027 mehrere Windräder mit einer Höhe von bis zu 250 Metern entstehen. Mit einer Investitionssumme von ca. 40 Millionen Euro wird gerechnet. Das Thema treibt Befürworter und Gegner schon seit langen Jahren um. Der Kreisvorstand von Bündnis 90/Die Grünen befürwortet die Pläne. Hier deren aktuelle Stellungnahme.

Die Energie-Krise einerseits, Temperaturrekorde und Extremwetterereignisse andererseits haben uns die Dringlichkeit zuletzt sehr deutlich vor Augen geführt: Um unsere – auch regionale – Versorgungssicherheit sowie Preisstabilität zu gewährleisten, und gleichzeitig unsere Klimaziele einzuhalten, ist der Umstieg auf echt regenerative Energien unabdingbar. Windkraft und Photovoltaik haben dabei ein massives Ausbaupotential und ergänzen sich dabei ideal: Stromgewinnung aus Photovoltaik liefert vor allem in den Sommermonaten einen großen Beitrag, während Windräder vor allem in den windreichen, kalten Monaten von Oktober bis März einen hohen Ertrag erzielen.

Beide sind damit ein wertvoller und unverzichtbarer Teil der Energiewende und sorgen bei intelligenter Verteilung mittelfristig für Versorgungssicherheit und eine kostenoptimal günstige Stromversorgung. Gleichzeitig sind sie unbedingt notwendig für eine effektive Klimaschutzpolitik und damit für Maßnahmen, wie sich der Klimawandel noch eindämmen lässt.

Gesteigerte Einkünfte für die Kommunen

Windkraft weist dabei spezifische Vorteile auf: So können nach Angaben der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg LUBW für küstenferne Standorte optimierte Anlagen („onshore“) gerade in räumlicher Nähe zu den Verbrauchern im Binnenland einen guten Wirkungsgrad erzielen (https://www.energieatlas-bw.de). Damit amortisiert sich der Energieeinsatz beim Bau von Windenergieanlagen (WEA) bereits nach wenigen Monaten. Auch finanziell zahlt sich die Investition nach wenigen Jahren aus und erzielt dann noch viele Jahre gute Stromerträge – und erwirtschaftet nach den aktuellen Regularien an den Standorten Einkünfte für die Kommunen.

Und dabei haben diese Anlagen noch die günstigste Treibhausbilanz (geringste Emissionen je produzierte Kilowattstunde) aller Stromerzeugungstechnologien; sie liegen nur bei einem Bruchteil der konventionellen Energielieferanten. So liegt die jährliche CO2-Vermeidung einer Windenergieanlage pro Jahr bei ca. 4.200 Tonnen. Hinzu kommt ein vergleichsweise moderater Flächenbedarf (im Betrieb durchschnittlich knapp 0,5 Hektar pro Anlage), der unter anderem dadurch entsteht, dass die Flächen zwischen den Anlagen auch für andere Zwecke nutzbar sind (Aufforstung und nachhaltige Forstwirtschaft). Zum Vergleich: Die bisherige Gesamtfläche der für Windanlagen genutzten Flächen entspricht in etwa der Fläche, die im Braunkohleabbau alle ca. 1,5 Jahre abgebaut wird. Heutige Anlagen sind außerdem so gut steuerbar, dass sowohl saisonal, tageszeitlich oder sogar beim Einzelanflug Kollisionsrisiken mit Vögeln oder Fledermäusen wirksam vermindert werden können. Die positive Bilanz der Windkraftanlagen zieht sich schließlich bis in den Rückbau der Anlage durch: Bei Nutzungsende besteht für die Windräder eine gesetzliche Rückbauverpflichtung, wobei 85% der verwendeten Materialien einer Windenergieanlage recyclingfähig sind. – Langzeitrisiken sind somit per Gesetz minimiert.

In Anbetracht dieser sehr positiven Bilanz von Windkraftanlagen ist das geplante Projekt auf der Höri und damit der Ausbau erneuerbarer Energien bei uns hier vor Ort aus Sicht des Kreisvorstands des KV Konstanz von Bündnis 90/Die Grünen zu befürworten. Die bisher in der Diskussion zum Projekt vorgebrachten Argumente zu Emissionen, Wald- und Wasserschutz, sowie zum Flächenverbrauch sehen wir in einem größeren Kontext. Zum einen im Vergleich zu anderen konventionellen und umweltschädlichen Formen der Energiegewinnung: Das einzig Sichere beim Atomstrom ist das große Risiko im Zuge seiner Nutzung, die immensen Kosten rund um Betrieb und Rückbau und die nach wie vor ungeklärte langfristige Endlagerung.

Genossenschaftliche Betriebsmodelle möglich

Die Zukunft einer unabhängigen Energieversorgung ist erneuerbar! Zum anderen stellen Planungs- und Genehmigungsverfahren sicher, dass im Rahmen der Vorgaben des Bundesnaturschutzgesetzes Windenergienutzung und Artenschutz konfliktarm in Einklang gebracht werden können. Die umfangreiche Begutachtung aller Gegebenheiten vor Ort während Planung und Genehmigung ist aus unserer Sicht ein Garant dafür, dass Energiegewinnung, Naturschutz, Geräuschentwicklung und Brandschutz umfangreich überprüft und nach den geltenden Gesetzen umgesetzt werden. Zugleich sind angesichts der Belastungen der Kommunen durch die gegenwärtigen Krisen die Einnahmen durch Energieertrag und Gewerbesteuer für die umliegenden Gemeinden zu begrüßen. Diese durch Klimaschutz erwirtschafteten Erträge können so wiederum sozialpolitischen Projekten zugutekommen. Genossenschaftliche Betriebsmodelle erlauben sogar eine direkte wirtschaftliche Teilhabe der Bürger:innen.

Es ist unsere feste Überzeugung, dass jede Region und jeder Landkreis einen Beitrag leisten sollte, wo sich dieser als machbar erweist und die eigene Verantwortung für Energiewende und Versorgungssicherheit nicht auf andere Regionen abwälzen sollte. Die Standorte auf dem Schienerberg sind mit den neuen Anlagen nach den Erfahrungen mit den bisherigen Standorten von Windanlagen in der Region wirtschaftlich zu betreiben, sprich es gibt genügend Wind, der Flächenverbrauch hält sich in Grenzen und ein eventueller Rückbau der Anlagen ist gesichert. Die Anlagen auf der Höri sind demnach ein effektiver Beitrag zum Klimaschutz.

Text: Kreisvorstand Kreisverband von Bündnis 90/DIE GRÜNEN

4 Kommentare

  1. Peer Mennecke

    // am:

    @ Helmut Reinhardt
    „Ein Kompromiss ist dann vollkommen, wenn alle unzufrieden sind.“
    Aristide Briand (1862 – 1932), Friedensnobelpreisträger 1926

    Viel Spaß weiterhin mit dem Versuch einer Politik ohne Kompromisse.

  2. Helmut Reinhardt

    // am:

    „Der Naturschutz wurde niedergewalzt“, Mitglieder der Grünen kritisieren eine einseitige Fixierung auf die Klimapolitik zulasten der Ökologie. Sie haben sich innerparteilich zu einem „Dissidenten-Forum“ zusammengeschlossen. Einer der Kritiker ist Martin Flade. Der Ökologe leitet das Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin in Brandenburg, hier im Interview mit den Riffreportern:
    https://www.riffreporter.de/de/umwelt/gruene-naturschuetzer-klimaschutz-fokussierung-schutzgebiete-windkraftausbau

  3. Peer Mennecke

    // am:

    @ Ulrich Bielefeld
    Ohne Klimaschutz ist der Naturschutz irgendwann obsolet. Da sollte man schon Prioritäten setzen.

  4. Ulrich Bielefeld

    // am:

    Ich bin gespannt, wie die Grünen mit dem Konflikt umgehen werden, der sich aus der Weltnaturschutzkonferenz und den Beschlüssen auf Bundes- und EU-Ebene ergeben: 30% jeden Landes streng zu schützen, einschließlich Verschlechterungsverbot. Nach Bundesamt für Naturschutz und Wiss. Dienst des Bundestages ist dieses Ziel nur erreichbar, wenn alle vorhandenen Schutzgebiete hierfür genutzt werden, d.h. vor allem Landschaftsschutzgebiete und Naturparke. Der Schiener Berg ist seit 50 Jahren Landschaftsschutzgebiet. Naturbasierter Klimaschutz, der gleichzeitig CO2-Senke ist und der Biodiversität dient, ist l.t. Bund-Länder-Arbeitgemeinschaft der Naturschutzbehörden (LANA) effektiver und kostengünstiger, z.B. durch Waldschutz, Aufforstung und Renaturierung von Moorflächen, siehe auch neues Milliarden-Förderprogramm des BMUV. Vor allem wirken solche Maßnahmen sofort und nicht erst in über 100 Jahren, wenn CO2 langsam abgebaut wird.
    Ein weiterer Konflikt droht durch den Verlust des Welterbestatus der Reichenau. Baden-Baden, seit 2021 Welterbe, hat gerade durch ein sehr teures Gutachten erfahren, dass Windräder in 10 km Abstand von der Stadt zum Statusverlust nach den Regeln der UNESCO führen würde.

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