Kundgebung gegen Rechtsextremismus, Konstanz 24.01.2024 © Harald Borges

Für ein freies Leben, gegen Hetze und Rechtsradikalismus

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Kundgebung gegen Rechtsextremismus – für Zusammenhalt und Demokratie 24.01.2024 © Harald Borges
Kundgebung gegen Rechtsextremismus – für Zusammenhalt und Demokratie © Harald Borges

Viele Tausend Menschen demonstrierten heute Abend in Konstanz gegen die AfD, Rechtsradikalismus, Hetze, Hass und jene politischen Kreise, die davon zu profitieren versuchen. Bei der vielleicht größten Demonstration der Konstanzer Geschichte hielt David Tchakoura, Leiter der Stabsstelle Konstanz International, eine bewegende Rede, die wir hier dokumentieren.

Mein Name ist David Tchakoura,

ich spreche zu Ihnen als Bürger dieses Landes.

Ich spreche zu Ihnen als jemand, der beruflich für den Zusammenhalt in dieser wunderschönen Stadt Konstanz arbeiten darf. Ich spreche zu Ihnen, als Vater von zwei Kindern, die hier geboren sind und die sich mit keinem anderen Land so gut identifizieren können wie mit Deutschland.

Ich spreche zu Ihnen als sogenannter Migrant bzw. Mensch mit Migrationshintergrund, und so spreche zu Euch, meine sehr geehrten Damen und Herren, auch als einer, den einige deportieren wollen. Wohin, wie und warum, das weiß ich nicht genau. Meine Kinder hätten sie auch mitdeportiert.

Ich sage Ihnen eines: Auch wenn ich diese Rede heute mit viel Emotion verfasst habe und gerade mit genau so vielen Emotionen halte, diese Deportationspläne haben mich keineswegs überrascht. Ich bin mir auch ganz sicher, dass diese Pläne bei Weitem nicht das Schlimmste sind, wozu nationalsozialistische Kräfte bereit wären. Wir müssen hier nur in die Geschichte zurückblicken.

Die Fragen, die mich kümmern und bekümmern, sind:
– Wie konnte es so weit kommen?
– Ist 1933 wieder möglich?

Meine Antwort ist: JA! Ja, wenn es so weiter geht mit der Förderung der Salonfähigkeit einer offensichtlich rassistischen Partei. Wie oft hat man nicht den Satz gehört: „Nicht jeder, der diese Partei wählt, ist ein Rassist.“ Dies mag sein, ändert aber nichts am rassistischen Charakter und Hintergrund der Partei selbst, und aus einer Affinität kann sehr schnell Radikalismus werden.

Lange wollte man die Augen vor der Wahrheit verschließen. Viel zu lange haben wir wie Vögel Strauße unsere Köpfe in den Sand gesteckt. Wie die berühmten drei Affen wollten wir nichts sehen, nichts hören, nichts sagen.

Noch schlimmer, einige ahmten diese Partei nach, um selbst so erfolgreich zu sein wie sie.

Daraus resultierte als verheerendes Ergebnis die Banalisierung des rechtsextremistischen Gedankenguts in der breiten Bevölkerung. Nun stehen wir vor den Folgen: Die Planung der Deportation von Millionen von Menschen, allein aufgrund ihrer nahen oder fernen Herkunft.

David Tchakoura 24.01.2024 © hr
David Tchakoura bei seiner Rede © hr

Im Jahr 2022 lebten 20,2 Millionen Menschen mit Einwanderungsgeschichte in Deutschland. Kriegt man wirklich so viele Menschen aus dem Land, ohne auf Gaskammern zurückzugreifen? Das glaube ich nicht.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, nicht nur Ausländer und sogenannte Menschen mit Migrationshintergrund wären Opfer dieser morbiden Pläne geworden:
– Die deutschen Ehegattinnen und Ehegatten aus kulturell gemischten Ehen wären bestraft worden, wegen der Schändung des deutschen Blutes und der Zeugung von Bastarden. Die Geschichte lehrt uns das, denken Sie nur an die sogenannten „Rheinland-Bastarde“, wenn Sie es genauer wissen wollen, lesen Sie mal über die „Schwarze Schmach“.
– Menschen mit guten Beziehungen zu Migranten und Menschen mit Migrationshintergrund wären als Verräter denunziert und bestraft worden, das kennen wir aus der Geschichte.
– Andersdenkende, Menschen mit Behinderungen und Minderheiten wie Sinti und Roma wären wieder verfolgt worden.
– Idealtypische deutsche Männer und Frauen würden wieder in neue Lebensborn-Heime gebracht, um in diesen rassistischen Zuchtanstalten eine neue „arische Elite“ bzw. ein neues „richtiges“ deutsches Volk zu reproduzieren.
– Die Wirtschaft hätte keine Arbeitskräfte mehr, schon jetzt ist Deutschland auf Fachkräfte aus dem Ausland angewiesen.

Sie sehen, nicht nur Ausländer, sondern die Gesamtgesellschaft wären von diesen rechtsextremistischen Plänen betroffen. Was wir heute hier machen, ist also keine Solidaritätskundgebung. Wir demonstrieren für uns alle, für ein freies Deutschland, für ein Leben in Würde, für ein Leben ohne Angst, für Zusammenhalt und Demokratie.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, diese Kundgebung ist sehr wichtig. Sie schickt nach außen in Richtung obskurantistischer Kräfte ein nicht überhörbares und nicht übersehbares Signal, dass Konstanz kein Platz für sie ist. Ich bin stolz, wenn ich sehe, wie viele Menschen hier versammelt sind und wie heterogen wir sind.

So schön und wichtig diese Kundgebung und Kundgebungen im Allgemeinen sein mögen, das muss ich leider hinzufügen, werden sie allein nicht reichen, um die nationalsozialistische Gefahr ein für alle Mal zu beseitigen. Wir müssen es schaffen, dass es sich nicht lohnt, ein Nazi zu sein, dass die Kosten für Rechtsextremisten höher sind als der Ertrag – wir müssen diese Kreise isolieren.

Wie schaffen wir das?

Das ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.

Es fängt an mit der entschlossenen Bekämpfung von Alltagsrassismen (z.B. Racial Profiling) und allen Formen von Diskriminierungen, z.B. auf dem Arbeitsmarkt, bei der Wohnungssuche.

Gestatten Sie mir bitte einen kurzen Exkurs: Ich habe kürzlich mit einem Bekannten mit Migrationsgeschichte über die jüngst enthüllten AfD-Pläne gesprochen. Wie mich hatten sie auch ihn nicht überrascht. Es seien immerhin nur „Pläne“. Was ihn akut beschäftigt, seien seine Diskriminierungserfahrungen im Alltag. Bis die neuen AfD-Pläne umgesetzt sind, ist er wieder für die Rente in seinem Herkunftsland. Zur Frage, warum er hier nicht bis an sein Lebensende bleiben würde, sagte er: Altersheim hier kommt für mich gar nicht in Frage. Wenn ich jung und gesund diskriminiert werde, wie soll es dann werden, wenn ich alt und schwach bin und in die Hose mache? Eine Nacht werde ich einfach ein Kissen auf die Nase gedrückt bekommen. Diese Ängste muss man ernst nehmen, auch wenn sie relativiert werden können.

Die entschlossene Bekämpfung von Alltagsrassismen (z.B. Racial Profiling) und aller Formen von Diskriminierungen sind sehr wichtig. Jede solche Tat ist eine latente Unterstützung für Rechtsextremisten.

Ferner ist es ganz wichtig, durch konkrete Fakten zu beweisen, dass Vielfalt in diesem Land ganz normal ist. Die wiederholte Behauptung, Deutschland sei ein Einwanderungsland, bleibt ein hohles Statement, wenn solide Fakten dafür in der Öffentlichkeit fehlen.

Was meine ich mit soliden Fakten?

Damit meine ich mehr Sichtbarkeit der knappen 20 Millionen Menschen mit Migrationsgeschichte, mehr Sichtbarkeit in allen beruflichen Bereichen und auf allen Verantwortungsebenen:
– In der Politik auf Kommunal-, Landkreis-, Landes- und Bundesebene,
– in Landesregierungen und in der Bundesregierung,
– in Verwaltungen, Polizei, Gerichten usw.

Es darf nicht sein, dass diese Repräsentanz uns hauptsächlich auf Baustellen, in Pflegeberufen und in Restaurants gelingt. Sie muss und kann uns in mehr Bereichen gelingen!

Wir müssen, meine sehr geehrten Damen und Herren, wegkommen von der Betrachtung der Chancengleichheit als Großzügigkeit und hinkommen zur Verinnerlichung der Chancengleichheit und der Gleichberechtigung als Selbstverständlichkeit, denn wir sind alle Deutschland!

Lassen Sie uns das Zusammengehörigkeitsgefühl stärken. Wo Vielfalt gelebt wird und eine Selbstverständlichkeit ist, das ist meine feste Überzeugung, wird die Instrumentalisierung des Fremdseins schwierig.

Also: Mehr denn je müssen solche Vielfalt selbstverständlich machenden Fakten geschaffen werden – und nicht das Gegenteil.

Wir müssen uns stärker als Kollektiv betrachten und nicht immer dichotomisch zwischen Einheimischen und Fremden unterscheiden, denn selbst gut integrierte Personen bleiben Fremde mit dieser dichotomischen Betrachtungsweise, und dies fördert den Zusammenhalt nicht.

Vor diesem Hintergrund haben wir als Stadt Konstanz 2020 das ehemalige Integrationsbüro zur „Stabsstelle Konstanz International“ weiterentwickelt und als Fachstrategie zur Förderung des Zusammenlebens in unserer Stadt statt eines sogenannten „Integrationskonzepts“ das Konzept „Konstanz Internationale Stadt“ entwickelt. Wir stellen uns mit diesem Ansatz nicht mehr die Frage, wie wir wen in was integrieren wollen, sondern wie wir als internationale und kulturell vielfältige Stadt unsere Vielfalt gestalten können, damit es allen gut geht und das Zusammenleben gut funktioniert. Das ist der richtige und nachhaltige Ansatz.

Wir freuen uns, dass der gesamte Gemeinderat und die Stadtspitze das Konzept mittragen und dass der Zusammenhalt ein Eckpfeiler des Handlungskompasses des Sozialdezernats von Bürgermeister Andreas Osner ist.

Meine Damen und Herren, mit einer kurzen Erzählung möchte ich meine Rede beenden. Einmal hat mich jemand gefragt, ob es für mich in meiner Position als Führungskraft angebracht ist, Deutschland in Sachen gleichberechtigter Teilhabe zu kritisieren. Ich habe gesagt, gerade deswegen! Es geht ja nicht nur um mich. Die Kritik bedeutet außerdem nicht, dass alles in diesem Land falsch ist. Ganz im Gegenteil. Es geht darum, Verbesserungen zu erzielen und den Zusammenhalt zu stärken und zukunftssicher zu machen. Deutschland kann es besser. Das Land hat mir persönlich viel ermöglicht. Ich habe insgesamt drei Stipendien von deutschen Institutionen bekommen, ohne die ich garantiert kein Hochschulstudium, geschweige denn eine Promotion hätte abschließen können. Ich bin dem Land verbunden und sehe es als meine Pflicht an, mitzuhelfen, es zu verbessern.

Togo ist mein Land durch meine Geburt, aber Deutschland habe ich mir selbst und freiwillig ausgesucht. Wir sind Millionen von Menschen, die Deutschland so im Herzen tragen. Teilweise kennen wir sogar mehr von diesem Land, kennen seine Kultur, seine Literatur und seine Geschichte besser als diejenigen, die uns deportieren möchten.

Das darf nicht passieren!

Danke, Konstanz für den Zusammenhalt! Gemeinsam werden wir gegen die Extremisten gewinnen!

Demo gegen rechts, AfD, Konstanz 24.01.2024 © Harald Borges
Kundgebung © Harald Borges

Text: David Tchakoura/red.

12 Kommentare

  1. Juerg Prenn

    // am:

    Sehr geehrter Herr Haschker,

    wenn Sie geschrieben hätten: „Doch ‚AfD-Wähler= Faschisten‘ ist zu kurz gegriffen und auch nur populistisch.“, dann hätte ich Ihnen Recht gegeben. Ich halte die Partei AfD für völkisch und faschistisch. Und ich stehe mit dieser Meinung nicht alleine da. Googeln Sie doch mal „AfD“ und „Faschischmus“, da finden Sie eine Menge Treffer von links bis konservativ, populistisch und seriös.

    Apropos populistisch, ich finde Ihr Mantra, alles was in diesem Land schiefläuft, generell „der Politik“ zuzuschieben, sehr gefährlich. Sie gießen damit Wasser auf die Mühlen der Faschisten. Und nochmal: Auch wenn alles schiefläuft in diesem Land, ist das noch lange kein Grund bei den Faschisten ein Kreuzchen zu machen.

    Mit freundlichem Gruß,
    Juerg Prenn

  2. Juerg Prenn

    // am:

    Liebe Frau Kiss,

    Sie nennen die Rede von David Tchakoura in Ihrem Kommentar „berührend“. Ich halte seine Rede zum Teil für erschreckend und alarmierend:

    „Ich spreche zu Ihnen als sogenannter Migrant bzw. Mensch mit Migrationshintergrund, und so spreche zu Euch, meine sehr geehrten Damen und Herren, auch als einer, den einige deportieren wollen. Wohin, wie und warum, das weiß ich nicht genau. Meine Kinder hätten sie auch mitdeportiert.“

    „Im Jahr 2022 lebten 20,2 Millionen Menschen mit Einwanderungsgeschichte in Deutschland. Kriegt man wirklich so viele Menschen aus dem Land, ohne auf Gaskammern zurückzugreifen? Das glaube ich nicht.“

    „(…) Ich habe kürzlich mit einem Bekannten mit Migrationsgeschichte über die jüngst enthüllten AfD-Pläne gesprochen. Wie mich hatten sie auch ihn nicht überrascht. Es seien immerhin nur „Pläne“. Was ihn akut beschäftigt, seien seine Diskriminierungserfahrungen im Alltag.“

    Die Rede von David Tchakoura ist aber auch konstruktiv. Er sagt uns genau, worauf es ankommt:

    „Wir müssen, meine sehr geehrten Damen und Herren, wegkommen von der Betrachtung der Chancengleichheit als Großzügigkeit und hinkommen zur Verinnerlichung der Chancengleichheit und der Gleichberechtigung als Selbstverständlichkeit, denn wir sind alle Deutschland!

    Lassen Sie uns das Zusammengehörigkeitsgefühl stärken. Wo Vielfalt gelebt wird und eine Selbstverständlichkeit ist, das ist meine feste Überzeugung, wird die Instrumentalisierung des Fremdseins schwierig.“

    Das hat mich auch berührt. Dennoch: Wir müssen endlich aufwachen, Frau Kiss! Bei der Verteidigung unseres Rechtsstaats und unserer Demokratie geht es nicht nur darum, an unserem Lebensstil festzuhalten oder für ein besseres Leben zu sorgen. Im Angesicht des aufkommenden Faschismus geht es für viele unter uns mittlerweile wieder um Leben und Tod (siehe [1]).

    Mit freundlichem Gruß,
    Juerg Prenn

    [1]

  3. Gunder Haschker

    // am:

    Herr Prenn, ich sehe das ein bisschen anders. Die meisten Leute wählen da keine „Faschisten“, sondern aus Unzufriedenheit mit der Regierungspolitik eine populistische Partei, die von ihrem Programm her a priori nicht verfassungsfeindlich ist, auch wenn sie etliche Verfassungsfeinde in ihren Reihen hat. Doch „AfD = Faschisten“ ist zu kurz gegriffen und auch nur populistisch. Das Potential der AfD lag lange so um die 10 Prozent der Wählerschaft, erst mit der katastrophalen Politik der Ampel, speziell seit dem Skandal um das „Heizungsgesetz“, schoss diese Zahl nach oben. Diese unzufriedene Wählerschaft steht sicher in ihrer großen Mehrheit nicht Faschisten nahe. Die Gesellschaft hat nicht geschlafen, die Politik hat versagt.

  4. Juerg Prenn

    // am:

    Lieber Herr Haschker,

    Sie schreiben, dass diese Demos jetzt nichts bringen werden, wenn sich die Politik nicht ändert. Das ist meines Erachtens zu kurz gedacht, denn eine schlechte Regierungspolitik ist kein Grund gleich die Faschisten zu wählen.
    Das eigentliche Problem war nicht die Politik der GroKo und ist auch nicht die Politik der Ampel, sondern dass wir als Gesellschaft nicht gesehen haben, dass seit Jahren ein Gruppe von Menschen beständig gewachsen ist, die für alle Probleme stets das demokratische System, die Linken, die Ausländer und die Juden verantwortlich macht. Wissenschaftler gehen dabei ca. 20% in unsere Gesellschaft auch, die rechts und radikal sind, den Faschisten nahe stehen oder schon immer Faschisten waren.
    Auch wenn die 68er vor 50 Jahren große Erfolge erzielten, wurde meiner Meinung nach nie richtig „entnazifiziert“. Mit „entnazifiziert“ meine ich nicht, dass die Politik nach dem 2. Weltkrieg vergessen hatte, die Nazis, die nach Deutschland zurückkamen, mit Berufs- und Parteiverboten oder sonstigen autoritären Maßnahmen zu belegen. Ich meine, dass wir als Gesellschaft es verpasst haben, diesen Nazis und deren Kindern und deren Enkeln bis heute Werte wie Weltoffenheit, Toleranz und Nächstenliebe zu vermitteln und Vorbild zu sein, um wirklich mit dem Nazi-Gedankengut ein für allemal aufzuräumen. Stattdessen konnte sich dieser menschenverachtende Hass gegen Demokraten, Linke, Ausländer und Juden, der Hass gegen alles was „anti-deutsch“ ist, in Ost und West bis heute halten und nach dem Fall der Mauer sogar vereinigen und und unverhohlen ausbreiten.
    Wir, lieber Herr Haschker, haben als Gesellschaft geschlafen, das ist das Hauptproblem. Und heute stehen wir vor diesem Scherbenhaufen. Und ähnlich wie in anderen europäischen Staaten oder wie in den Staaten von Amerika, welche wie wir die 68er erlebt haben, ist die Gesellschaft heute nun geteilt. Ich halte den Hass gegen Demokraten, Linke, Ausländer und Juden für genau den Kitt, welcher die weißen Faschisten und ihre vielfältigen Sympathisanten in Ost und West verbindet: Der alte Traum nach einer „rassisch-reinen“ und totalitär geführten Gesellschaft. Dass eine schlechte Politik diesen Traum, den Wunsch nach starker Führung, begünstigt, darin bin ich mit Ihnen, lieber Herr Haschker, einig. Aber das ist eben nicht alles.

    Mit freundlichem Gruß,
    Juerg Prenn

  5. Gunder Haschker

    // am:

    Herr Reinberg, nein, ich war nicht auf der Demo. Ich habe mein Lebenssoll an Demos schon zu DDR-Zeiten übererfüllt, da haben wir auch für Völkerverständigung, Weltfrieden, internationale Solidarität und Freundschaft demonstriert. Was hat es uns gebracht? Auch diese Demos jetzt werden nichts bringen, wenn sich die Politik nicht ändert.

  6. Tom Reinberg

    // am:

    Ich möchte den vielen Initiativen danken, welche die gestrige Demo organisierten, soweit es bei dieser fast unglaublich grossen Teilnehmendenzahl möglich war.
    Super vom Seemoz, die Rede von Herrn Tchakoura so schnell online zu stellen und auch weitere Beiträge.
    Toll, dass die Konstanzer Zivilgesellschaft mit der polizeilich genannten Zahl von ca. 14.000 Teilnehmenden ein Zeichen setzt.

    Ich hoffe, Herr Daub, Herr Haschker und Herr Martin, Sie drei waren ebenso wie ich am gestrigen Abend auf dem beeindruckenden, friedlichen Weg vom Herose-Park zum Münsterplatz.

    Mark Knopfler schrieb ‚Brothers in Arms‘, aus dem die nachfolgenden Zeilen stammen, noch zu Zeiten von ‚Dire Straits‘ und diese haben wir wohl aktuell.
    >> There’s so many different worlds. So many different suns. And we have just one world. But we live in different ones. <<
    Robert Habeck ist in etwa so alt wie ich und wird die Zeilen vermutlich kennen. Ich hoffe, er kann weiterhin, trotz alledem auch Mark Knopflers Gitarrensound dabei geniessen.

    … und ich hoffe, wir sehen uns alle 14.000 zur Einstimmung der Kommunalwahl wieder …

  7. Gunder Haschker

    // am:

    Demos gegen den Rechtsradikalismus in der AfD und bei Anderen sind begrüßenswert. Allerdings wird dort nicht darüber gesprochen, wodurch der Rechtsruck vieler Wähler in Richtung AfD eigentlich ausgelöst wurde, nämlich durch die katastrophale Politik der Ampel-Regierung.
    Auslöser für die Demos war ein nichtöffentliches Treffen.
    Als Björn Höcke öffentlich seine nationalsozialistischen Ansichten in die Mikrofone gebrüllt hat, gab es seltsamerweise keinen derartigen Protest auf der Straße…
    Herr Claus Kittsteiner hat Recht, die Politikfehler müssen korrigiert werden! Allerdings: „Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube“ (Goethe)…

  8. Juerg Prenn

    // am:

    „Was folgt den beeindruckenden Demos?“ fragt Claus Kittsteiner.

    Ich versuche mal eine Antwort:

    Mehr beeindruckende Demos. Wir müssen mehr Menschen dauerhaft erreichen, was mit einmal demonstrieren nicht schaffen werden.

    Mehr beeindruckende Gespräche. Wir dürfen Menschen, die eine ausländerfeindliche, rassistische und/oder antisemitische Haltung haben, in unseren Familien, im Freundschaftskreis, bei der Arbeit, in Vereinen und in den sozialen Medien, nicht die Meinungshoheit überlassen.

    Mehr beeindruckende Vorbilder. Wir müssen tagtäglich überzeugen, dass unser Leben in Demokratie und Pluralismus ein besseres Leben ist als ein Leben im Faschismus, dass ein Leben in Vielfalt und Unterschiedlichkeit lebenswert und bereichernd ist.

  9. Andrea Kiss

    // am:

    Vielen Dank an euch, dass ihr diese berührende Rede online zum nachlesen zur Verfügung stellt!

  10. Claus Kittsteiner

    // am:

    Mehr als 1 Million Menschen haben Flagge gegen Rechtsextremismus gezeigt. Es haben sich viele Menschen beteiligt, die sich sonst nicht politisch betätigt oder zivilgesellschaftlich engagiert haben. Wir sollten uns fragen, welchen Einfluss das auf die konkrete Politik hat. Formiert sich daraus eine politische Bewegung – oder nicht? Sind Demos in dieser Größe eher ein einmaliges Ereignis, oder können sie auch eine längerfristige Bewegung zur Folge haben? Kann das funktionieren, bevor konkrete politische Forderungen formuliert sind? Die Positionierung „gegen Rechts“ ist zu allgemein gehalten. Was „gegen Rechts“ genau bedeutet, bleibt offen. Wenn man keine Ziele formuliert, kann man sie auch nicht erreichen. Das Potenzial für eine mögliche Bewegung gegen Rechtsextremismus ist da, machen wir was draus! Klar dürfte dabei sein: Wenn man nicht auch die Regierenden und ihre Politikfehler kritisiert, ändert sich nichts. (C.K.)

  11. Claus Kittsteiner

    // am:

    Die Million an Demonstrierenden ist bundesweit mehr als erreicht, wie gut!
    Die wichtigste Frage stellt sich nun für alle:

    Was folgt den beeindruckenden Demos?
    Was kann mit diesem Potential politisch durchgesetzt werden?

    Gemeinsam dranbleiben!

  12. Christina Herbert-Fischer

    // am:

    Die Rede von David Tchakoura wurde zurecht bejubelt. Sie war eindrücklich.
    Meine Familie und ich waren ziemlich am Anfang des Demozuges. Als wir fast über der alten Rheinbrücke waren, bemerkte ich, dass die Fahrradbrücke immer noch voller Menschen war. So etwas hatte ich in 40 Jahren Konstanz noch nicht erlebt. Laut ersten Südkuriermeldungen waren ca. 15 000 Menschen auf den Beinen, mit Sicherheit die größte Demo in der konstanzer Geschichte. Es kamen 100 Mal so viele Menschen, wie angemeldet waren und es verlief diszipliniert und friedlich.
    Obwohl alle nass waren und viele irgendwann sicher nur noch heim wollten, war auch das Friedensgebet im Münster überraschend gut besucht, das Hauptschiff fast voll, die Feier bewegend.
    Dieser Abend war ein großer Erfolg für unsere städtische Zivilgesellschaft in ihrer Vielfalt und Unterschiedlichkeit.

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