Gabriele krone schmalz © fi konstanz

Freiheit auch für Andersdenkende?

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Gabriele krone schmalz © fi konstanz

Eigentlich hätte die Friedensinitiative Konstanz Mitveranstalterin sein sollen – doch nur Tage vor der geplanten Veranstaltung zum russischen Krieg in der Ukraine lud das Theater Konstanz die Referentin aus. Nun wollen die Friedensaktivisten wissen, warum. Und haben der Intendantin Karin Becker einen offenen Brief geschrieben, den seemoz hier abdruckt.

„Sehr geehrte Frau Becker,

das Stadttheater Konstanz hat den im Oktober 2024 abgeschlossenen Vertrag mit Frau Prof. Dr. Krone-Schmalz zu einem Vortrag „Russland – und wie weiter?“ am 6. März 2025 gekündigt, aus zunächst nicht spezifizierten „inhaltlichen Gründen“.

Als Mitveranstalterin beunruhigt die Konstanzer Friedensinitiative diese Absage zutiefst. Zum einen, weil wir den außerordentlichen Einsatz des Stadttheaters für Menschenrechte, Demokratie und auch für die Ukraine sehr schätzen, wozu diese Absage nicht passt; zum anderen, weil trotz mehrfacher Nachfragen diese „inhaltlichen Gründe“ für uns nicht zu erfahren waren. Wir erfuhren davon erst aus dem Bericht des Südkurier vom 8. März.

Der russische Einmarsch ist durch nichts zu rechtfertigen

Frau Krone-Schmalz vertritt eine kritische Position zur derzeitigen Außenpolitik der Bundesregierung und positioniert sich gegen Waffenlieferungen an die Ukraine. Sie tritt für eine möglichst zeitnahe Verhandlungslösung ein – aber sie vertritt weder rassistische noch in irgendeiner Weise die Menschenrechte in Frage stellende Positionen – und dies wären unserer Ansicht nach die einzig wirklich legitimen Gründe für eine Einschränkung der Meinungsfreiheit. 

Frau Krone-Schmalz verurteilt entschieden und öffentlich den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine: „Der russische Einmarsch in die Ukraine ist durch nichts zu rechtfertigen.

Und ja, wir wissen, dass sie bis zuletzt glaubte, Russland würde nicht in die Ukraine einmarschieren (wie übrigens auch sämtliche US-Geheimdienste). Und sie stand mit ihrer zunächst zu positiven Einschätzung weiß Gott nicht alleine da – der deutsche Bundestag hat 2001 dem russischen Präsidenten Putin stehend applaudiert. Es wäre doch skurril, allen damaligen Bundestagsabgeordneten heute „aus inhaltlichen Gründen“ das Wort zu verbieten. 

Demokratie und Freiheit verteidigen

Auch wir, die Konstanzer Friedensinitiative, sind mit aller Entschiedenheit dafür, Demokratie und Freiheit zu verteidigen gegen jeden Versuch, eine Diktatur zu errichten.

Aber muss es nicht erlaubt bleiben zu fragen, wie man auf diesen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg reagiert?  Muss es nicht erlaubt bleiben zu fragen, ob und wie sinnvoll es ist, Demokratie und Freiheit in der Ukraine – oder anderswo – mit militärischen Mitteln zu verteidigen? Muss es nicht erlaubt bleiben, öffentlich zu sagen, dass man Demokratie und Freiheit ohne militärische Gewalt erkämpfen muss und kann.

Die westlichen Staaten haben in den letzten Jahrzehnten in vielen Ländern (Somalia, Irak, Libyen, Syrien, Afghanistan) versucht, Demokratie und Freiheit mit militärischen Mitteln zu verteidigen – und sind dabei gescheitert. Muss man heute im Nachhinein den Krieg in Afghanistan nicht sinnlos nennen? Und wie soll man nach diesem Desaster, bei dem am Ende in Afghanistan dieselben despotischen und demokratie- und frauenfeindlichen Taliban eine Terrorherrschaft ausüben, die Opfer an Menschenleben, das unsägliche Leid und die Vergeudung von Milliarden und Abermilliarden US-Dollar rechtfertigen? 

Und wenn westliche Experten wie zum Beispiel der Chef des US-Generalstabs, Mark Milley, erklärten, dass der Ukraine-Krieg wohl für keine der beiden Seiten militärisch zu gewinnen sei und nur durch eine Verhandlungslösung beendet werden könne, droht dann nicht die Wiederholung? Müssen wir denn dann nicht befürchten, am Ende des Ukrainekrieges wieder vor so einem Scherbenhaufen zu stehen? 

Frau Krone-Schmalz erklärt in ihren Vorträgen immer wieder, dass man die Gegenwart nicht verstehen kann, wenn man die Vergangenheit außer Acht lässt.

Ist das inhaltlich zu beanstanden?

Unmittelbar nach dem russischen Überfall haben noch alle Parteien – von den Grünen bis zur CDU – Waffenlieferungen mit der Begründung abgelehnt, dass man sich in diesen Krieg nicht hineinziehen lassen dürfe. Also, als die Ukraine in allergrößter Not war, hat eine große Mehrheit in Deutschland deren Unterstützung noch abgelehnt. In der falschen Annahme, Russland würde die Ukraine im Handstreich erobern.

Frieden durch Verhandlungen

Schon vier Wochen nach dem russischen Überfall fanden Ende März 2022 in Istanbul Friedensverhandlungen statt, auf Vermittlung von Naftali Bennett, früher israelischer Ministerpräsident. Der Vorschlag der Ukraine umfasste im Kern:

  1. Neutralitätsstatus der Ukraine
  2. Keine ausländischen Militäreinrichtungen auf ukrainischem Territorium.
  3. Verlässliche Sicherheitsgarantien durch mehrere Staaten.
  4. Einfrieren des Konflikts um die Krim für bis zu 15 Jahre und in dieser Zeit Verhandlungen über die Krim mit Russland.
  5. Direkte Verhandlungen zwischen Selenskyj und Putin über die umstrittenen Gebiete im Donbass.

Die russische Seite bezeichnete diesen Vorschlag als „konstruktiv“.

Die Ukraine ihrerseits wusste, dass sie sich — trotz anfänglicher militärischer Erfolge — ohne westliche Waffen in einem längeren Krieg nicht würde behaupten können. Wohl auch deshalb verhandelte die Ukraine mit Russland und hätte auch einen bitteren Waffenstillstand akzeptiert. Die Stimmung im Westen änderte sich unter dem Einfluss der ukrainischen militärischen Erfolge und der bestialischen Ereignisse in Butscha zugunsten von mehr Waffenlieferungen an die Ukraine. (1) 

Ist es denn illegitim, an diese geschichtlichen Entwicklungen zu erinnern?

Und ist es illegitim, die Vorgeschichte dieses Konflikts zu betrachten und zu fragen, ob der Westen mit der Ausweitung der NATO in den Osten nicht auch einen Beitrag zur Entwicklung dieses Konflikts geliefert hat? Darf man daran erinnern, dass „der Westen“ Gorbatschow wiederholt versprach, die NATO nicht in den Osten zu erweitern und mit diesen Versprechen die deutsche Wiedervereinigung und die Mitgliedschaft in der NATO ermöglichte? (2)

Das Vertreten der Position, dass militärische Gewalt nicht sinnvoll ist, dass man die Waffenlieferungen einstellen sollte, müsste in einer Demokratie eine Selbstverständlichkeit sein und bleiben. Das darf man nicht „aus inhaltlichen Gründen“ ablehnen.

Dänemark verteidigen?

Und ganz aktuell: Wenn der IS-amerikanische Präsident seine Drohung wahrmacht und das unabhängige Dänemark angreift, indem er Grönland besetzt, dann werden wir doch hoffentlich nicht an Dänemarks Seite in den Krieg gegen die USA ziehen wollen, auch wenn dies in Analogie der Argumentation dann schlüssig wäre. 

Dann gibt es doch genug Gründe darauf zu setzen, dass die Menschen in Grönland und in Dänemark – und in den USA – ihre Freiheit und die Demokratie ohne Waffen zurückerobern. Ein solcher Krieg hätte in noch höherem Maße das Potenzial, den nächsten und dann wahrscheinlich letzten Weltkrieg auszulösen.

Sonderfall Konstanz?

In zahlreichen Städten (unter anderen Frankfurt, Saarbrücken, Görlitz und Engen) hält Frau Krone-Schmalz Vorträge. Dort scheint die gute alte demokratische Tradition, dass divergierende Meinungen vertreten werden können, noch selbstverständlich zu sein.

Wer Vorträge von Frau Krone-Schmalz hört oder ihre Bücher liest, kann nicht ernsthaft behaupten, sie sei „gegen die Ukraine und für Russland“, oder sie gar als „Putin-Propagandistin“ diffamieren.

Laut Südkurier hatten Sie bei einem Vortrag von Frau Krone Schmalz Sorge um „die Ausgewogenheit“. Nun haben die Medien – und auch der Südkurier – in den letzten Monaten in Hunderten von Artikeln, Stellungnahmen und Kommentaren die Waffenlieferungen an die Ukraine, eine weitere Hochrüstung und eine massive Erhöhung der Rüstungsausgaben gefordert – allermeist ohne eine pazifistische Gegenposition zu Wort kommen zu lassen. Selbst wenn Frau Krone Schmalz monatlich einen kritischen Vortrag zur neuen Hochrüstung und zu den Waffenlieferungen halten würde, wäre die veröffentlichte Meinung zu diesen Themen noch längst nicht ausgewogen. 

Wir bitten Sie sehr, Ihre Entscheidung zu überdenken und weiter dafür einzustehen, dass unangepasste Positionen vertreten werden können, denn die eigentliche Freiheit bleibt weiterhin die Freiheit der Andersdenkenden.

Wir hoffen sehr, dass Sie sich zu einer Korrektur durchringen können und es wagen, Frau Krone Schmalz doch noch einzuladen, auch wenn deren Position nicht dem Mainstream entspricht.

Solidarität mit der Ukraine! Waffenstillstand sofort!

Mit freundlichen Grüßen
für die Konstanzer Friedensinitiative: Thomas Jonasson, Helmut Luz, Roland Didra, Dr. Maik Schluroff

Fussnoten: 

(1) Der Westen, vor allem Großbritannien, war gegen einen „voreiligen“ Waffenstillstand. Die britische Außenministerin Liz Truss: „Wir werden immer weiter und immer schneller vorgehen, um Russland aus der gesamten Ukraine zu vertreiben.“
Der damalige Premier Boris Johnson sagte zu Selenskyj: „Putin ist ein Kriegsverbrecher, man darf nicht mit ihm verhandeln, sondern muss ihn unter Druck setzen.“
Der ehemalige israelische Premier Naftali Bennett, der von beiden Kriegsparteien als Vermittler anerkannt war, sagte in einem ausführlichen Interview (leider nur auf Ivrit / Hebräisch): „Ich behaupte, dass es eine gute Chance auf einen Waffenstillstand gab, wenn sie [der Westen] ihn nicht verhindert hätten.“ (Siehe auch den Beitrag im US-Magazin Jacobin.) Und 2023: Beide Seiten (!) hätten einen Waffenstillstand gewollt. Die Chancen dafür hätten bei 50:50 gelegen, aber die westlichen Unterstützer der Ukraine hätten den „Deal gestoppt.

(2) Die immer wieder vorgebrachte Behauptung, es habe das Versprechen „Keine NATO-Osterweiterung“ nicht  gegeben oder sei nicht fest vereinbart worden, ist spätestens 2017 mit der umfangreichen Veröffentlichung der Verhandlungsdokumente inklusive handschriftlicher Vermerke durch das US-amerikanische Nationalarchiv endgültig widerlegt.

Text: Konstanzer Friedensinitiative / Foto: privat

41 Kommentare

  1. Dr. Peter Krause

    // am:

    Lieber Herr Stribl,

    ob die Referentin Geld für eine Teilnahme bekommen hätte, ist die eine Seite. Die andere Seite ist, dass das Stadttheater allem Anschein nach Räumlichkeiten, Technik und Personal zur Verfügung stellen würde, um diese Veranstaltung durchzuführen – so ist zumindest meine Annahme nach der Lektüre des hier veröffentlichten Textes. Und ich stelle die Frage, ob dieser Einsatz von auch durch meine Steuergelder finanzierten städtischen Ressourcen im Sinne des Auftrages des Theaters ist.
    Und ich habe angeregt, dass das Theater sich dem Thema Krieg in der Ukraine ggf. doch mit künstlerischen Mitteln widmen könnte, was mir näher am Auftrag eines Theaters zu sein scheint.
    Zur Frage der Kreditaufnahme zur Finanzierung der Ausrüstung der Bundeswehr,von Maßnahmen für den Klimaschutz und von Infrastrukturprojekten etc. durch die Bundesregierung, habe ich mich gar nicht geäußert.
    Und es sei mir noch eine etwas weniger ernste Anmerkung gestattet: Das Verweisen auf irgendwelche Zitate von Hannah Arendt scheint in den aktuellen politischen Debatten unserer Zeit allem Anschein nach „angesagt“, auch der Ministerpräsident tut dies ja gelegentlich. Als ich Texte von Hannah Arendt das erste Mal gelesen habe – lange ist es her! -, galt sie in bestimmten linken Kreisen wegen ihres Buches zum Totalitarismus noch als „Philosophin des Kalten Krieges“. Dieser Ansicht war ich nie und fand ihre Texte durchaus immer wieder anregend und interessant zu lesen, auch wenn ich ihr nicht in allem zustimme.

  2. Robert Becker

    // am:

    @ PETER STRIBL

    Unterschiedlicher Meinung kann man ja immer sein, und das ist auch gut so. Wahres Wissen haben wohl nur die wenigsten über gewisse Dinge. Insofern sind die meisten doof und müssen irgendwas glauben. Muß man mit leben. Unsere Vorfahren hatten es da ja viel leichter, sie sind beispielsweise unterschiedlicher Meinung gewesen, ob die Erde eine Kugel oder eine Scheibe ist, haben Jahrhunderte darüber diskutiert und wir Schlauberger fahren heutzutage einfach in den Weltraum und schauen nach(-;

  3. Peter Stribl

    // am:

    @Dr. Peter Krause
    Ohne die Einzelheiten des Vertrags zu kennen, vermute ich, daß die finanzielle Seite der „nicht veranstalteten Veranstaltung“ zu vernachlässigen ist. Steuertechnisch also wohl nicht relevant. Im Gegensatz zu den unermeßlichen Milliarden, die dem „Verteidigungs-Haushalt“ obendrauf zugeschustert wurden. In ehrlichen Zeiten, lang lang ist’s her, nannte man sowas Kriegskredite. Interessant daran sind mehrere Aspekte: Können die Bürger Anteile zeichnen und wie sieht das mit der Verzinsung und den Renditen aus? Wie wird nebenbei die Amortisation eines Panzers ermittelt? Durch die Anzahl der Toten, die der verursacht?

    Diesem volkswirtschaftlichen Vorzeigeprojekt stehen die von Merz angekündigten Kürzungen im Sozialbereich gegenüber. Auch hier ergeben sich Fragen: Wie „moderat“ werden die Erhöhungen bei Krankenkassen- und Pflegeversicherung-Beiträgen sein? Wird der Mindestlohn gekürzt, um die Soldatenrekrutierung zu forcieren? Werden die Rentner über strukturelle Gewalt teilweise enteignet z.B. bei Wohneigentum?

    Zur Entspannung – hoffentlich nicht zum Horror – schließlich der Hinweis auf einen Beitrag:

    https://publikumskonferenz.de/blog/zu-den-waffen-buerger-der-frieden-greift-an/

    Dort ebenfalls angemerkt:
    „Meinungsfreiheit ist eine Farce, wenn die Information über die Tatsachen nicht garantiert ist.“ Hannah Arendt

  4. Robert Becker

    // am:

    Wenn Frau Krone-Schmalz dem sog. Westen die Leviten liest, ob im Detail nun begründet oder nicht sei mal dahingestellt, mag das ja verkraftbar sein. Wer sitzt denn nicht wenigstens ein bisschen im Glashaus? Gerade was das Thema Klimawandel betrifft, können die Probleme aber tatsächlich größer und globaler werden als jede Atombombe, die irgendein Verrückter abfeuert. Der wirtschaftliche und gesellschaftliche Transformationsdruck ist überall vorhanden, wenn man diese Thematik ernst nimmt.

    Wenn es Frau Krone-Schmalz tatsächlich um eine umfassende und neutrale Betrachtung der Weltlage mit einhergehendem Friedenswillen geht, sollte sie den Angriffskrieg durch Russland schwerpunktmäßig nicht nur verurteilen, sondern diesen auch in Zusammenhang zum Klimaschutz, Klimawandel und zur ökonomische Transformation bringen, der alle Industriestaaten betrifft.

    Der Angriffskrieg durch Russland ist tatsächlich eine immense Umweltkatastrophe, von daher schon völlig inakzeptabel, und die ökonomische Abhängigkeit von Russland von Öl und Gas ist natürlich auch alles andere als zukunftsfähig. Der Handlungsbedarf in Russland ist mit Sicherheit noch ein vielfaches höher als in westlichen demokratischen Ländern und es besteht Grund zur Sorge, dass sich die Autokratien dieser Welt dessen nicht bewusst und wegen überwiegend machtpolitischer und ideologischer Interessen nicht in der Lage sind, hier gegenzusteuern.

    Klimaschutz ist auch Friedenspolitik!

  5. Dr. Peter Krause

    // am:

    Eine Anmerkung.
    Ich frage mich, warum das Stadttheater derartige Veranstaltungen veranstaltet?
    Sollte sich ein Stadttheater nicht der Aufführung von Theaterstücken und weiteren vergleichbaren kulturellen Veranstaltungen widmen?
    Ein Theater kann (und sollte!) sich gerne mit künstlerischen Mitteln – z.B. in Form von Theateraufführungen oder Lesungen – dem Thema Krieg und Frieden zuwenden, aber politische Diskussionsrunde ohne jeden künstlerischen Gehalt oder Bezug, sollte man doch anderen überlassen.
    Aber vielleicht wäre der abgesagte Auftritt ja ganz großes (Horror)Kino gewesen…. Who knows. Soll doch die Friedensinitiative eine eigene Veranstaltung organisieren, diese würde dann (hoffentlich) nicht mit meinen Steuergeldern finanziert werden.

  6. Peter Stribl

    // am:

    @Robert Becker
    Ihren Vorschlag würde ich unter zwei Bedingungen verwirklichen:

    1. Sie referieren auf dem Maidan über Bandera und das Bataillon Asow aus russischer Sicht.

    2. Sie zahlen die Reisekosten inkl. Spesen. Obwohl ich liebend gerne Russland kennengelernt hätte, fehlen mir dazu die Mittel. Als Arbeiter/Angestellter der Südkurier-Druckerei hatte ich in den 70er-Jahren ein Spitzengehalt, im Lauf der Jahre danach haben sich dann Holtzbrinck und die Augsburger Allgemeine im Lohnraub betätigt; entsprechend sieht meine Rente aus.

  7. Robert Becker

    // am:

    @Peter Stribl

    Machen Sie am besten einen Selbstversuch: Stellen Sie sich in Moskau auf den Roten Platz und philosophieren Sie über Immanuel Kant und Gott und die Welt und das gleiche in Berlin vor dem Brandenburger Tor und berichten hier über Ihr Wohlergehen und andere Erfahrungen danach. Erfahrung macht klug.

  8. Janosch Tillmann

    // am:

    @Peter Stribl,

    Sie denken, dass es Putin und seinem Regime um das Menschenwohl geht? Oder was meinen Sie?

  9. Peter Stribl

    // am:

    @Robert Becker
    „Das Menschenwohl, ob russisch oder nicht dürfte dem russischen Regime eher nachrangig sein.“

    Wenn Sie das „russische Regime“ durch ukrainische Rechtsextremisten in Verbund mit NATO, Baerbock, Kiesewetter, Nuland, Brzeziński & Co. ersetzen, haben Sie meine volle Zustimmung.

  10. Robert Becker

    // am:

    @PETER STRIBL

    Die These von der Befreiung von russischen Landsleuten in der Ukraine kann man glauben oder nicht. Vermutlich stehen eher geopolitische und finanzielle Interessen im Vordergrund. Das Menschenwohl, ob russisch oder nicht dürfte dem russischen Regime eher nachrangig sein.

    Die ersten unternehmerischen Grundlagen zur Gewinnung von Rohstoffen in den durch Russland besetzten ukrainischen Gebieten sind wohl schon gestartet.

  11. Norbert Faulhaber

    // am:

    Die NATO und Russland haben sich 1997 zum Prinzip der Unverletzlichkeit der Grenzen in Europa bekannt – wunderbar. Und wer hat 1999 (Rest-)Jugoslawien überfallen, um die hauptsächlich von Albanern bewohnte jugoslawische Provinz Kosovo abzuspalten? War das Russland? Die beiden Minsk-Vereinbarungen nach 2014 sahen vor, dass die überwiegend von ethnischen Russen bewohnte Donbassregion bei der Ukraine verbleibt – wenn die Regierung in Kiev ihr regionale Autonomie zugesteht. Leider ist dies dann nie geschehen. Wir können natürlich noch nicht wissen, was bei den ab nächster Woche in Saudi-Arabien stattfindenden Verhandlungen zwischen den USA, Russland und der Ukraine herauskommen wird – aber selbst Trump spricht ja inzwischen schon von „Gebietsabtretungen“…

  12. Peer Mennecke

    // am:

    @Peter Stribl und alle anderen Hobbyhistoriker und Geschichtszurechtbieger

    Kleiner Beitrag zur Weiterbildung:

    Die NATO und Russland haben sich am 27. Mai 1997 in Paris vertraglich zu Kooperation, freier Bündniswahl von Staaten und der Unverletzlichkeit von Grenzen verpflichtet. Dieser Vertrag besteht immer noch.

  13. Peter Stribl

    // am:

    @Peer Mennecke, Robert Becker,
    stellen Sie sich einen Landstrich in Mexiko vor, in dem überwiegend US-Amerikaner leben. Eines Tages übernimmt unter chaotischen Verhältnissen eine Gruppe mit sozialistischer oder anarchistischer Gesinnung die Macht. Die US-Amerikaner in Mexiko lassen es sich nicht gefallen, einem geänderten System ausgeliefert zu sein und greifen zu den Waffen, was einen „Bürgerkrieg von oben“ zur Folge hat.

    Was denken Sie, wie die US-Regierung, egal ob Harris oder Trump als Präsident, darauf reagieren würde? Mit einem „Angriffskrieg“ oder mit einer „Befreiung der Landsleute“?

    Die Wortwahl, mit der Sie in diese Auseinandersetzung marschieren, hat mit Rhetorik nichts zu tun. Sie entstammt der westlichen Meinungsmache. Krone-Schmalz hat angemerkt, daß beide Seiten zu Propaganda fähig sind. Vielleicht sollten Sie den einen oder anderen Artikel von ihr lesen. Ohne CIA-Scheuklappen.

    In geduldiger Erwartung der angeforderten Quellen inkl. Formulierung
    Peter Stribl

  14. Peer Mennecke

    // am:

    @Peter Stribl

    Machen Sie es doch einfach so wie ich: Lesen UND verstehen. Dann könnten Sie sich Ihre epischen Zitatensammlungen komplett sparen.

    Ich schrieb nämlich: „…wenn auch nicht wörtlich…“.

    Ignoranten, Lumpen und Flachköpfe allüberall.

  15. Robert Becker

    // am:

    @PETER STRIBL

    Im übrig sollte bei einem Angriffskrieg das Hauptaugenmerk nicht auf der Begründungsrhetorik des Aggressors liegen. Das würde dann tatsächlich ganz schnell auch in Richtung Verständnisrhetorik gehen.

    Das eigentliche Verbrechen und die Verbrecher sollten im Fokus stehen und klar benannt werden!

  16. Peter Stribl

    // am:

    @Peer Mennecke – Sie haben zumindest nachgewiesen, daß Sie es mit dem Lesen nicht ganz so hinkriegen: Ich habe nach der Quelle gefragt bzw. der Formulierung. Manès Sperber hat in seinen „Stufen der praktikablen Unwissenheit“ Formen der Ignoranz aufgezählt. Er kommt u.a. zum Schluß:

    „In diesem Jahrhundert, in dem auch der letzte Lump eine Ideologie braucht und jeder Flachkopf sich auf sie beruft, als ob er dank ihr auf fundierte Kenntnisse verzichten und umso besser alle Probleme durchschauen und ihre Lösungen im voraus bestimmen könnte – in diesem Jahrhundert dürften wohl mehr Intellektuelle triumphierend irregegangen sein und andere irregeführt haben als zu irgendeiner andern Zeit, ausser während der Religionskriege. Und das in dieser unserer Epoche, in der alle fast alles wissen können.“

    Den Bellizisten hier fällt es leicht, Ereignisse zu ignorieren oder sich zurechtzubiegen. Wie sieht es aus mit der Bewertung des Falls Janukowitsch? Hätte der Wertewesten zugesehen, wie ein Präsident ihres Einflußbereichs verfassungswidrig aus dem Land gejagt wird?

    Wie sieht es aus mit der Responsibility to Protect? Gilt die nur, wenn es der NATO wie im Jugoslawienkrieg in den Kram paßt…? – während man über 14.000 Tote im Donbass lautlos hinweggeht? Ich habe herzlich wenig übrig für die Oligarchen Russlands, aber verstehe vollkommen, daß Russland seine Interessen wahrt: Keine NATO in der Ukraine, kein NATO-Stützpunkt auf der Krim. Die Trampolinspringerin im Auswärtigen Amt hat es auf den Nenner gebracht: „Das wird Russland ruinieren“. Nicht Putin oder Lawrow – Russland.

    Bevor Trump seine Immobilienspekulationen bezüglich Ressourcen im Donbass bzw. Ukraine ausposaunte, hat CDU-Kiesewetter über das Lithium dort schwadroniert. Lang vor ihm hat Zbigniew Brzeziński Strategien entworfen, die zum Teil wahr wurden. Ein Teil dieser Wahrheit: Europa, vor allem Deutschland zahlt die Zeche. Flüchtlinge, wirtschaftlicher Niedergang etc. pp.

    Meine Zuneigung zu Trump ist ebenfalls überschaubar. Aber Vance hatte recht mit seiner Behauptung, mit der Meinungsfreiheit sei es hierzulande nicht weit her*. Das Verhalten gegenüber Krone-Schmalz ist ein Stein in diesem ekligen Puzzle.

    *Zynischerweise wurde AP von der Berichterstattung im Weißen Haus ausgeschlossen.

  17. Peer Mennecke

    // am:

    @Peter Stribl

    „Und das ist ja die Argumentation von Putin: Vor lauter Angst greife ich mal eben an, in schierer Notwehr.“

    Das ist doch DAS Narrativ, das hier von allen Verteidigern Putins, wenn auch nicht wörtlich, als heiliges Mantra heruntergebetet wird (NATO-Osterweiterung etc.). Dass Sie das jetzt hinterfragen bzw. in Abrede stellen wollen, heißt wohl, dass Sie alle anderen Kommentatoren für des Lesens unfähig halten.

    Ich bin froh, dass Frau Krone-Schmalz diesen und anderen unreflektierten Unfug, den ich schon von ihr lesen musste, nicht im Theater Konstanz zum Besten geben durfte.
    Schließlich hat eine Kultureinrichtung wie das Theater auch einen Bildungsauftrag.

  18. Peter Stribl

    // am:

    @Robert Becker
    „Und das ist ja die Argumentation von Putin: Vor lauter Angst greife ich mal eben an, in schierer Notwehr.“
    Zeigen Sie mir, aus welcher Quelle, aus welchem Wortlaut, sich diese Behauptung ergibt.

  19. Robert Becker

    // am:

    @ NORBERT FAULHABER

    Falsch. Zeigen Sie mir erst einmal aus welchem Beitrag sich diese Argumentation und deren Widerspruch ergibt.

    Hinsichtlich der Situation des Kräfteverhältnisses von NATO und Russland sollte man sich auf die Militärs verlassen. Das ist jetzt auch nicht gerade etwas, was täglich in der Bildzeitung stehen muss.

    Fakt ist aber, dass die Ukraine, andere Nachbarn oder auch NATO niemals in der Lage waren, Russland anzugreifen oder gefährlich zu werden. Und das ist ja die Argumentation von Putin: Vor lauter Angst greife ich mal eben an, in schierer Notwehr.

    Wer’s glaubt wird selig.

    Aufgrund der notwendigen Übermacht an Mitteln von mindestens 6:1 wäre tatsächlich niemand in der Lage Russland anzugreifen. Diese These bezieht sich natürlich auf die Zeit bevor Russland seine Gerätschaften in der Ukraine zerstören läßt.

  20. Norbert Faulhaber

    // am:

    Sehr geehrter Herr Becker, erklären Sie mir doch einmal einen klaffenden Widerspruch in Ihrer Argumentation: Wenn sich (wie sie schreiben) Russland so schwer damit tut, die ukrainische Armee niederzuringen – wieso ist es dann eine so ungeheure Bedrohung für die NATO, die stärkste Militärallianz der Welt?

  21. Robert Becker

    // am:

    @ PETRA HARINK

    Ich bin zwar kein Militärexperte, aber wenn man die diesbezüglichen seriösen Medien anzapft kann man nachlesen, dass zwischen einem Angriffskrieg und der Landesverteidigung im Krieg erhebliche Unterschiede bestehen: Die benötigten Ressourcen an Mensch und Material für einen Angriff sind erheblich größer. Bis zu 10fach.

    Da die Verluste Russlands nach 3 Jahren als gravierend bezeichnet werden können, ist der Verteidigungskampf der Ukrainer bislang als ziemlich erfolgreich zu bewerten. Von einem Sieg kann natürlich nicht gesprochen werden. Aber Russland hat die Ukraine bislang eben auch nicht besiegt.

    Der Konflikt wird möglicherweise solange ausgetragen, bis einer Partei die Ressourcen ausgehen und das könnte Russland in den nächsten 1-2 Jahren sein. So jedenfalls viele Experten.

    Und die geplante Aufrüstung Europas ist in erster Linie eher eine Nachrüstung, weil die USA unter Trump bekanntlich als Bündnispartner der NATO unsicherer geworden ist.

    Insofern ist das „nur“ Reaktion auf ein hochagressives Russland oder, wenn man die Terminologie von Krone-Schmalz übernimmt, Notwehr West-Europas.

  22. Petra Harink

    // am:

    Herrn Helmut Dietrich möchte ich fragen, ob er denn Roderich Kiesewetter oder Agnes Strack-Zimmermann., im Sinne der Ausgewogenheit, auch nicht alleine unwidersprochen auftreten lassen möchte. Oder gilt das nur für die Zeitgenossen, die nicht seine Position vertreten.
    Alle, die seit 3 Jahren für immer mehr Waffenlieferungen plädieren, möchte ich fragen: Wo soll die Reise denn hingehen? In eine sich unendlich drehende Rüstungsspirale und Konfrontation verbunden mit einer zunehmenden Eskalationsgefahr? Und alle die sagen, für die Ukraine sieht es nur deshalb so schlecht aus, weil der Westen nicht genug Waffen geliefert hat, möchte ich fragen: Haben Sie wirklich geglaubt, dass die Ukraine gegen Russland gewinnen kann? Russland ist seit dem Wiener Kongress 1814 eine Gestaltungsmacht in Europa. Alle, die versucht haben, das gewaltsam zu ändern, sind blutig gescheitert. Zuletzt -zum Glück Hitler-Deutschland- im zweiten Weltkrieg mit 60 Millionen Toten, allein 27 Millionen in der Sowjetunion. Eine vergleichbare, vermutlich sogar noch weit schlimmere Konfrontation kann niemand wollen und die würde auch die Ukraine endgültig zerstören. Russland ist heute die größte Atommacht. Ja, Putin ist der Aggressor, ein Autokrat und der Angriffskrieg ist duch nichts zu rechtfertigen. Trotzdem wird unsere Sicherheit verbunden bleiben mit der Sicherheit Russlands. Gegen Russland kann es keinen Frieden und keine Sicherheit geben. In den 1990 ger Jahren hätte es eine einmalige Chance auf eine gemeinsame Sicherheitsarchitektur gegeben. Die wurde wesentlich auch vom Westen zerstört. Heute müssen wir auf Friedensverhandlungen, Deeskalation und Abrüstung setzen. Wir müssen aus der militärischen Lögik aussteigen. Wir müssen mehr Frieden wagen. Wir haben keine andere Chance.

  23. Helmut Dietrich

    // am:

    Nein, ich finde nicht, dass die Stadt verpflichtet ist, Frau Krone- Schmalz allein eine Bühne zu bieten, eine Podiumsdiussion wäre gerade noch vorstellbar. Aber bei keiner Gruppe, die die Lieferung von Waffen, die Unterstützung der Ukraine ablehnt und dem Westen Kriegstreiberei vorwirft, gibt es ein realistisches Szenario, was für einen Preis Europa, insbesondere der Osten dafür zahlen müsste. Ohne diese Einpreisung ist die Diskussion obsolet.

  24. Robert Becker

    // am:

    @ ANDREAS REMARK

    Anzumerken ist natürlich, dass das Russland seit Putin sicherlich mit Kommunismus nicht mehr viel zu tun hat. Eher etwas mit einem diktatorisch regierenden superreichen kapitalistischen Großbürgertum, das überwiegend vom Verkauf von Öl und Gas lebt und imperialen und revisionistischen Vorstellungen nachhängt. Ich würde mal behaupten, dass die Wertvorstellungen der Kommunisten noch vergleichsweise moderat und ehrenhaft waren. Zumindest in Friedenszeiten.

  25. Janosch Tillmann

    // am:

    @Maik Schluroff,

    nun gut, es handelt sich um einen offenen Brief.

    Dieser enthält aber mehr, als nur die Ausladung von Frau Krone-Schmalz – die ich im übrigen nicht gutheiße. Man sollte so eine Person und ihre Position, meiner Meinung nach kritisieren, wenn sie stattfindet.

    Meine Erwartung zum Inhalt Ihres Briefes ist zugegebenermaßen, dass Sie dann auch etwas dazu sagen können. Denn auf den Inhalt beziehe ich mich ja. Sie thematisieren all die Dinge in dem Brief, die ich anspreche.

    Ich finde diese „Der Westen fängt die Kriege an und fängt er sie nicht an, hat er die anderen dazu genötigt“-Nummer äußerst befremdlich und adressiere das auch.

    Das die Invasion von Grenada oder die Unterstützung der Contras eine Sauerei waren, kann ich Ihnen hier auch gerne hinschreiben, die haben Sie aber nicht als Beispiele gewählt. Warum eigentlich nicht? Stattdessen militärische Auseinandersetzungen mit Diktatoren und Warlords. Das ist dann auch der Bezug zu dem, was Sie in dem offenen Brief geschrieben haben.

  26. Andreas Remark

    // am:

    @ To whom it may concern

    Arthur Koestler, der sich 1937 nach entsetzlichen Erfahrungen vom Kommunismus losgesagt hatte, wies 1950 in Berlin auf dem „Kongress für kulturelle Freiheit“ auf die erbärmliche Rolle liberaler westlicher Intellektuellen gegenüber Russlands Politik mit folgenden Worten hin:
    „Ich spreche hier von jener Kategorie unserer intellektuellen Kollegen im Westen, die die Neutralität gegenüber der Cholera predigen. Sie sind die Halbjungfrauen der Demokratie. Die mit der Tyrannei flirten und gleichzeitig glauben, damit ihre demokratische Unschuld bewahren zu können“.

    (Persönliche Anmerkung: Wenn Koestler von „NEUTRALITÄT gegenüber der Cholera“ spricht, dann ist dies in meinen Augen noch eine äußerst gnädige Formulierung).

  27. Heinrich Schuster

    // am:

    Natürlich kann ich den Angriffskrieg Rußlands auf die Ukraine auch nicht akzeptieren. Aber wir wissen doch alle wie es 1962 in Kuba endete, als Kennedy keine russische Präsens oder gar A – Raketen in der Nähe der USA duldete. Warum sollte ein russischer Präsident, selbst wenn er ein Autokrat ist, nicht dieselben Vorstellungen für sein Land haben dürfen. Auf diese Frage der NATO – Osterweiterung hat der Westen leider überhaupt nicht reagiert. Als weitere Folge dieses Krieges und der Trump Regierung haben wir jetzt in Europa, und mir scheint ganz besonders in Deutschland, einen Aufrüstungswahnsinn geschaffen, der unserem Planeten in Sachen Ausbeutung und Klimaschädigung wahrscheinlich den Rest geben wird. Ich warte immer noch darauf, dass Politiker begreifen, was sogenannte Abschreckung für andere bedeutet, nämlich nichts anderes als Bedrohung, die sofort zu weltweitem Wettrüsten führt. Dabei ist Militär der größte Klimakiller sogar ohne Krieg. Wer will, kann nachlesen, dass Europäische Nato Staaten ohne die USA jährliche Militärausgaben von 430 Milliard. haben, gegenüber 300 Milliard. die Russland ausgibt. Ich habe nie verstanden warum fast ein ganzes Volk einem Hitler nachgelaufen ist. Die momentane Aufrüstungseuphorie mit Weltmachtsanspruch zeigt mir, wie schnell so etwas gehen kann. Wo bleiben die Politiker, die ein weltweites Miteinander, schon wegen der Klimakrise im Blick haben? Gerade deshalb braucht eine Demokratie noch mehr Menschen wie Prof. Dr. Krone Schmalz. Es würde mich nicht wundern, wenn demnächst noch ein ja für 5000 europ. Atombomben über uns hereinbricht. Enkeltauglichkeit sieht anders aus!

  28. Robert Becker

    // am:

    @ NORBERT FAULHABER

    Diese historische Aufzählung rechtfertigt aber keinen Angriffskrieg im Jetzt. Das einzig zu rechtfertigende Konzept wäre eine starke Armee zur Landesverteidigung. Und die hat Russland. Bis an die Zähne bewaffnet und den unmittelbaren Nachbarn haushoch überlegen.

    Und nochmal: Ein Angriffskrieg ist mit dem Argument historischer Wunden nie zu rechtfertigen!

  29. Norbert Faulhaber

    // am:

    Franz Segbers hat völlig recht: Es ist dringend erforderlich, sich auch einmal in die Psyche der anderen Seite zu versetzen. Dreimal in den letzten drei Jahrhunderten hat eine konkurrierende europäische Macht versucht, Russland zu unterwerfen: 1708 die Schweden, 1812 die Franzosen und 1914/1941 die Deutschen (gleich zweimal). Wenn es stimmt (wie es russische Medien behaupten), dass bei dem russischen Angriff auf ein Ausbildungs- und Kommunikationszentrum der ukrainischen Armee in Poltawa im September letzten Jahres fast der gesamte technische Entwicklungsstab des schwedischen Rüstungs-(und Automobil-)Konzerns Saab getötet wurde, entbehrt dies nicht einer zynischen historischen Ironie: In eben diesem Poltawa fand 1709 die entscheidende Schlacht zwischen den schwedischen und den russischen Truppen statt – und endete mit einer vernichtenden Niederlage der Schweden…

  30. Robert Becker

    // am:

    @ FRANZ SEGBERS

    Vielleicht ist der riesengroße Elefant auch, wenn man Putin und das Russland der letzten 20 Jahre in eine Art logische Verbindung zu den Zeiten des kalten Krieges und davor bringt. Man könnte da jetzt auch an die Zeiten des osmanischen Reiches anknüpfen.

    Entscheidend ist doch die Frage, wer den derzeitigen Krieg in der Ukraine beenden kann. Und das kann doch nur der Angreifer sein.

    Und hinsichtlich der hier angerissenen Frage, ob die Ukraine durch Putsch oder Revolution zum Systemwechsel gelangt ist, beantwortet sich doch nach 10 Jahren Euromaidan fast schon von selbst: Hunderttausende gingen auf die Straße. Und heute verteidigen Hunderttausende Ukrainer westliche Werte von Recht, Freiheit und Demokratie.

  31. Peter Stribl

    // am:

    Es geht um mehr als die Meinungsfreiheit. Es geht um die INFORMATIONSfreiheit. Wo zum Beispiel kann man diese Meldung lesen?:
    https://publikumskonferenz.de/blog/news/europaeischer-gerichtshof-verurteilt-ukraine-fuer-duldung-von-gewalt-am-2-mai-2014-in-odessa/

    Bei der Suche nach „Odessa“ in ARD.de, Stand 16.3., 00:30 jedenfalls bloß das hier:
    https://www.tagesschau.de/suche#/all/1/?searchText=Odessa

    Es geht darum, daß Quellen mühsam gesucht werden müssen, um derartige Meldungen aufzufinden, die nicht in das Narrativ von CIA-Hörigen passen. Diese Quellen werden von den Anhängern der Geschichtsklitterung, den „Vergesslichen“ nicht genehmer Ereignisse als „umstritten, spekulativ, unseriös“, etc. diskreditiert. Siehe unter anderem die Behandlung der NachDenkSeiten durch die Medien.

  32. Maik Schluroff

    // am:

    @Janosch Tillmann
    Danke für Ihren Hinweis auf den Fehler:
    „Und ja, wir wissen, dass sie bis zuletzt glaubte, Russland würde nicht in die Ukraine einmarschieren (wie übrigens auch sämtliche US-Geheimdienste).
    Richtig muss es heißen: “ … (wie übrigens viele andere auch).

    Das Thema des „Offenen Briefs“ (nicht, wie Sie mehrfach schreiben, des „Aufrufs“) ist, dass das Theater Konstanz Frau Krone-Schmalz zu einem Vortrag einladen und Monate später wieder ausladen durfte, und was diese Ausladung für die Meinungsfreiheit bedeutet.
    Dazu haben Sie sich nicht geäußert.

  33. Petra Harink

    // am:

    „Ich missbillige, was Sie sagen, aber ich werde bis zum Tod Ihr Recht verteidigen, es zu sagen.“
    Diese Voltaire (1694 – 1778) zugeschriebene Zitat sollte man sich ernsthaft in Erinnerung rufen, bevor man Gabriele Krone Schmalz den Auftritt im Konstanzer Theater verweigert.
    Es gab offensichtlich schon im 17-18 Jahrhundert wichtige Denker, die, was die Meinungsfreiheit betrifft, weiter waren, als wir heute hier in Konstanz.
    Ansonsten möchte ich mich bei Herrn Prof. Franz Segbers ausdrücklich für seinen, wie ich finde sehr gelungenen Beitrag, bedanken. Ich stimme vollständig überein.

  34. Franz Segbers

    // am:

    Hinter den Kommentaren verbirgt sich ein riesengroßer Elefant im Raum: Kann man Putin überhaupt trauen? Ich schlage vor, die Frage umzudrehen. Ich bin Jahrgang 1949. Alle meine Lehrer haben in der Ukraine Krieg geführt und uns Schülern darüber erzählt. Was sie nicht erzählt haben war, dass sie einen Rassenkrieg geführt haben. Es kamen auf dem Territorium der Ukraine etwa 8 Millionen Ukrainer und 400 000 deutsche Soldaten ums Leben. Im Ersten und Zweiten Weltkrieg haben deutsche Truppen Russland überfallen. Das hat sich tief eingeprägt. Warum sollte Putin dem Westen trauen, nachdem dieser so viele Absprachen nicht gehalten hat? Die NATO-Osterweiterung gegen Buchstaben und Geist des Vertrags von Paris, die Kündigung der Rüstungskontrollverträge durch den Westen, wie ABM, INF, Open Sky, KSE… Verantwortliche Sicherheits- und Friedenspolitik braucht die Grundüberzeugung einer Entspannungspolitik, nach der die eigene Sicherheit nur gewährleistet ist, wenn auch die Sicherheit des andren gewährleistet wird. Es geht um eine Politik der gemeinsamen Sicherheit, auf die sich die Charta von Paris, die am 21. November 1990 in Paris unterzeichnet wurde. Sie zielt darauf ab, eine neue friedliche Ordnung in Europa nach der Wiedervereinigung Deutschlands und dem Ende der Ost-West-Konfrontation zu schaffen. Sie wurde unterzeichnet von der Europäischen Gemeinschaft und der damals noch existierenden Sowjetunion. Willy Brandt und andere gehörten zur Kriegsgeneration, die noch wussten, was Krieg bedeutet. Der Pfad der Kriegslogik muss verlassen werden. Das fängt dort an, wenn man auch im Stadttheater in Konstanz andere Stimmen zu Wort kommen lässt.
    Prof. Dr. Franz Segbers, Sozialethiker, Konstanz

  35. Prof. Dr. Helga Kotthoff

    // am:

    Ich finde es merkwürdig und etwas kleinkariert, dass die Journalistin Krone-Schmalz vom Konstanzer Stadttheater ausgeladen wurde. Die Verhältnisse rund um den Krieg in der Ukraine sind schon seit langer Zeit kompliziert und man sollte unterschiedliche Perspektiven zulassen, wenn man sie auch nur annähernd erfassen will. Dazu hätte dieser Vortrag gedient. Im Unterschied zu den meisten Medien in Deutschland erinnert Krone-Schmalz z.B. daran, dass in der Ostukraine seit 2014 Krieg herrscht, nachdem die Verwaltungsbezirke Donezk und Lugansk der neuen per Staatsreich und mit viel amerikanischer Unterstützung an die Macht gekommenen Kiewer Führung die Gefolgschaft verweigerten und Autonomie forderten. Der Ausgangpunkt ist ihrer Meinung nach innerukrainisch gewesen, weil Kiew seitdem versuchte, die Gebiete militärisch zurückzuerobern. Das Leid der Menschen in der Ostukraine seit 2014 wird im massenmedialen Westen „eher nicht wahrgenommen“ sagt sie in Vorträgen, trotz der etwa 14.000 getöteten Zivilisten dort bis 2022. Gleichzeitig sei Kiew in die Zukunftsplanung der Nato einbezogen worden und es habe eine ganze Reihe Manöver der Nato sowie US-Aufklärungsaktivitäten an der ukrainisch-russischen Grenze gegeben. Das soll hier mal als ein einziges Unterthema genügen, bei dem sie vernachlässigte Fakten benennt. Krone- Schmalz beleuchtet Aspekte, die zu oft außen vor bleiben, und ich hätte sie deshalb gern angehört. Ich hätte auch nicht das Konstanzer Theater mit ihrer Sicht identifiziert, was ich bei anderen Vorträgen dort auch nicht tue.

  36. Janosch Tillmann

    // am:

    @Maik Schluroff,

    wie sich sehe lesen Sie hier mit und äußern sich auch.

    Daher ein paar Anmerkungen und Fragen zu Ihrem Aufruf. Warum behaupten Sie, dass nicht einmal US-Geheimdienste glaubten, Putin würde in die Ukraine einmarschieren? Das ist nämlich schlichtweg falsch. Die CIA warnte mit deutlichen Worten vor Russlands Einmarsch.

    Ich verlinke Ihnen hier mal einen Spiegelartikel zur eigenen Anschauung: https://www.spiegel.de/politik/deutschland/krise-in-osteuropa-cia-rechnet-mit-russischem-angriff-kommende-woche-a-2e10a45f-b6eb-4b1a-b692-2edc64c04adf

    Dann der Irak als Negativbeispiel bei der Verteidigung/Erringung der Demokratie. Der Irak wurde bis 2003 von einem Mann regiert, der einen jahrzehntelangen Terrorkrieg gegen das eigene Volk geführt hat, dem eine Million Menschen zum Opfer fielen. Saddam hat Giftgas gegen die Kurden und Iraner eingesetzt, Israel mit Scudraketen beschossen, zwei Angriffskriege geführt – sein Regime wurde von deutschen Neonazis als „arabische Variante des Nationalsozialismus“ gepriesen. Der Irak ist heute eine parlamentarische Demokratie. Warum ist das – aus Ihrer Sicht – ein Scheitern der Demokratie?

    Afghanistan: Mädchen und junge Frauen konnten, unter anderem, fast 20 Jahre in Schulen lesen und schreiben lernen oder studieren. Sie haben gelernt, dass Unmündigkeit kein gottgegebener Zustand ist. Wieso soll man da Dollars bejammern, die „verschwendet“ wurden?

    Dann schreiben Sie selber in Ihrem Aufruf: „Wohl auch deshalb verhandelte die Ukraine mit Russland und hätte auch einen bitteren Waffenstillstand akzeptiert.“

    „Waffenstillstand“ nicht „Frieden“. Sie wissen es selber: Es gibt keinen Frieden mit Putin. Den gibt es seit 2014 nicht. Und alle Versprechen von Istanbul waren ohnehin spätestens mit Butscha hinfällig bzw. als Lüge aufgeflogen.

    Das was die Ukraine unter russischer Vorherschafft erwarten kann, lässt sich in den „Volksrepubliken“ und Russland beobachten: Filtrationslager, Bespitzelung, Konformitätsdruck, Willkür…

    Was genau friedlich daran sein soll, bleibt schleierhaft. Friedhofsruhe ist kein Frieden, Zuchthausordnung ist kein Frieden und die Willkür des Tyrannenstiefels ist es auch nicht. Wenn es Ihnen und Ihrer Initiative ernst ist, mit dem Satz: „Auch wir, die Konstanzer Friedensinitiative, sind mit aller Entschiedenheit dafür, Demokratie und Freiheit zu verteidigen gegen jeden Versuch, eine Diktatur zu errichten.“ Dann muss das Berücksichtigung finden. Sonst wird Frieden genauso eine Phrase, wie das stumpfe abfeiern jeden Krieges, als Dienst an der Freiheit.

  37. Robert Becker

    // am:

    Die Dame kann ja frei werdende Termine für Reden auf dem Roten Platz in Moskau ausgleichen. Aus Kreisen hört man, dass der Inhalt solcher Reden zuvor juristisch penibel mit dem Kreml abgestimmt werden sollte, um mögliche gesundheitliche Risiken zu vermeiden.

  38. Maik Schluroff

    // am:

    Sehr geehrte Frau Gutenthaler,

    FALSCH ist: Sie behaupten, Frau Krone-Schmalz habe „ihre schärfste Kritikerin … zum Schweigen bringen“ wollen.

    RICHTIG ist: Frau Krone-Schmalz forderte dazu auf, nicht weiter zu behaupten, sie, Krone-Schmalz, habe in den letzten Jahrzehnten nicht journalistisch zu Russland gearbeitet, ignoriere in Büchern sämtliche Expert:innen, ignoriere die Fachliteratur zum System Putin, leugne Kriegsverbrechen, lüge, stelle Falschbehauptungen auf und verachte Putin-Opfer.

    FALSCH ist: „letztlich verlor sie diese Auseinandersetzung vor Gericht“
    RICHTIG ist: Die Auseinandersetzung wurde inhaltlich nicht letztgültig entschieden und verfing sich im juristischen Gestrüpp (siehe etwa „Legal Tribune Online“
    https://www.lto.de/recht/hintergruende/h/Krone-schmalz-franziska-davies-brost-hoecker-putin-ukraine-russland).

    P.S.: Ich bitte Sie, im Sinne eines anständigen Umgangs miteinander, ihre Bezeichnung von Frau Krone -Schmalz als „Putin-Propagandistin“ und „gegen die Ukraine und für ‚Russland“ zu überdenken.

  39. Peter Stribl

    // am:

    @Robert Becker: Kompetenz zur Beantwortung Ihrer Frage haben ganz bestimmt Golineh Atai, Udo Lielischkies und Birgit Virnich. Nicht zu vergessen Ina Ruck, der ich das Training unterstelle, mit ihren Blicken Putin zu töten.

  40. Petra Gutenthaler

    // am:

    Freiheit auch für Andersdenkende? Ja natürlich!

    Das ist der Kern der Demokratie, der Meinungsaustausch und der Konflikt zwischen verschiedenen Meinungen.
    Im vorliegenden Fall muss man sich die Frage stellen, inwieweit dies eine andere Meinung ist oder ob es nicht schon in Richtung bewusster Desinformation geht.

    Frau Krone-Schmalz ist sehr umstritten. Ihr wird vorgeworfen, dass ihre Darstellungen mit den Mustern der russischen Propaganda übereinstimmen.
    Auch ihr Umgang mit Aufträgen für kremlnahe Unternehmen und ihr Versuch, dies zu verschleiern, wirft Fragen auf.
    Nicht zuletzt ihr Versuch, ihre schärfste Kritikerin, die Osteuropa-Historikerin Frau Franziska Davies, mit einer Unterlassungserklärung zum Schweigen zu bringen.
    Letztlich verlor Frau Krone-Schmalz diese Auseinandersetzung vor Gericht.

    Ich habe ihr Buch „Eiszeit. Wie Russland dämonisiert wird und warum das so gefährlich ist“ gelesen. Und auch einige ihrer Auftritte in Talkshows gesehen und zwei ihrer Vorträge gehört.
    Als Historikerin komme ich zu dem Schluss, dass sie die Geschichte sehr verkürzt und sehr positiv zu Gunsten Russlands auslegt.
    Sehr negativ blieb mir in ihrem Buch ihre Herleitung, weshalb die Krim Russisch ist in Erinnerung. Diese ist einfach nur falsch!

    Im veröffentlichten Kommentar heißt es:

    „Wer Vorträge von Frau Krone-Schmalz hört oder ihre Bücher liest, kann nicht ernsthaft behaupten, sie sei „gegen die Ukraine und für Russland“, oder sie gar als „Putin-Propagandistin“ diffamieren.“

    Doch, genau das kommt einem in den Sinn, wenn man ihre Bücher liest und ihre Auftritte und Vorträge hört.

    Daher kann ich die Entscheidung vom Theater Konstanz vollkommen nachvollziehen und unterstützen, Frau Krone-Schmalz keine Bühne zu geben.

  41. Robert Becker

    // am:

    Ob Frau Prof. Dr. Krone-Schmalz auch in Russland so frei und unbekümmert reden darf ?

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