
Auch in dieser 11. Runde hat Konstanz den Fahrradklima-Test des ADFC wieder gut bestanden. Mit einer Gesamtnote von 3,0 kam es auf den vierten Platz unter 113 Kommunen in der Größenklasse mit 50.000-100.000 Einwohner*innen. Zugleich wird deutlich, woran es fast überall noch fehlt.
Bundesweit gab es 212.818 Rückmeldungen, die 1074 Kommunen in die Wertung brachten (Kommunen mit zu wenigen Antworten wurden nicht bewertet). Die Kommunen wurden nach Ortsgrößen ausgewertet. In der Konstanzer Gruppe mit 50.000–100.000 Menschen kamen insgesamt 113 Kommunen in die Wertung.
Ansehnliche 578 Teilnehmende haben beim 11. Fahrradklima-Test über die Fahrradqualitäten der Radstadt Konstanz abgestimmt. Herausgekommen ist eine Note von 3,04 (Klassendurchschnitt 4,0), was einer leichten Verbesserung gegenüber dem letzten Ergebnis aus dem Jahr 2022 bedeutet, als Konstanz eine 3,27 erhielt. Damit hat Konstanz seinen vierten Platz unter den Kommunen seiner Größenklasse gehalten.
Die ersten drei Städte hingegen haben die Plätze getauscht. 2022 waren es noch Nordhorn (Note 2,76), Bocholt (Note 3,09) und Tübingen (Note 3,12), 2024 sind es jetzt Tübingen (Note 2,77), Nordhorn (Note 2,83) und Bocholt (Note 2,92). Die Note entsteht jeweils aus dem Durchschnitt der Bewertungen in 27 Fragen, die sich in den letzten Jahren nicht verändert haben. Die Teilnahmequote in diesen Städten ist allerdings sehr unterschiedlich – der Rücklauf in Konstanz ist mit etwa 6,7 Antworten pro 1000 Einwohner*innen etwa viermal so hoch wie jener in Bocholt mit 1,7. Deshalb sollte man diese Noten wohl besser nicht als in Stein gemeißelt, sondern als aktuelles, lokal geprägtes Stimmungsbild verstehen, das die Entwicklung der Stimmungslage in einer Stadt über die Jahre hinweg dokumentieren kann.
Woran hapert es vor allem?
Dass solche Noten im Abitur allerdings weder Lehrer- noch Schülerschaft befriedigen würden, versteht sich von selbst. Daher lohnt es sich, einmal zu betrachten, was 2022 und 2024 nach Meinung der Antwortenden (noch) nicht richtig funktionierte. Bei einem Vergleich wird sehr schnell erkennbar, dass in all den genannten vier Städten Tübingen, Nordhorn, Bocholt und Konstanz ein Bereich die jeweils schlechteste Note erhielt: Frage 15 nach dem Fahrraddiebstahl mit Noten zwischen 3,9 und 4,9; mit einer 4,4 (nach 4,7 im Jahr 2022) kommt Konstanz in seiner Klasse sogar noch leidlich gut davon, der Schnitt liegt hier bei 4,05. Spitzenreiter sind unter den Konstanzer Konkurrent*innen übrigens die ansonsten mittelmäßigen Villingen-Schwenningen und Hattingen mit einer Bewertung von jeweils 3,2. Über die Gründe lässt sich nur spekulieren.
Offensichtlich haben Radelnde in Konstanz und anderswo also schlichtweg Angst davor, dass ihnen ihr Drahtesel geklaut wird. Damit erweisen sich gesicherte Abstellanlagen als die nach Meinung der Fahrradbenutzer*innen wichtigste Problemlösung, das es möglichst bald zu verwirklichen gilt. In Konstanz wurde ja im Paradies jüngst ein erstes lokales Fahrradparkhaus installiert, das inzwischen komplett ausgebucht ist und nach Augenscheinnahme auch rege benutzt wird. Dies könnte eine Lösung für die Zukunft sein, die zügig auch in anderen Stadtteilen angeboten werden sollte.
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Als weiteres Manko werden in Konstanz die Konflikte mit Fußgänger*innen bezeichnet, die in der Tat – für beide Seiten – gravierend sind, Man denke nur an die Situation an der Ampel nahe dem Theater, wo sich Fußgänger*innen einen schmalen Pfad mit einem Zwei-Richtungs-Radweg teilen müssen, was unweigerlich zu Stress, Unsicherheit und blankem Hass führt. Auch die sich pestilenzartig verbreitende Neigung von Fußgänger*innen, auf der alten Rheinbrücke, am liebsten zu mehreren nebeneinander, den ohnehin schon sehr schmal bemessenen Radweg entlangzulatschen, führt immer wieder zu verbalen und nonverbalen Gewaltausbrüchen. Dass skrupellose Autofahrer in der Fahrradstraße Petershauser Straße bei der Fahrt in Richtung Zähringerplatz die Sperre vor den Bahnschranken zunehmend rechts über den Fußweg umschleichen, ist hingegen sowohl für Fußgänger*innen als auch für Radelnde lästig. Im Befragungsergebnis dürfte sich all dies allerdings (noch) nicht entscheidend niedergeschlagen haben.
Das passt
Eine ausgesprochene Stärke weist Konstanz in der Infrastruktur des Radverkehrsnetzes (Note 2,0) auf, was nicht zuletzt den Fahrradstraßen und der „Fahrrad“-Brücke geschuldet sein dürfte. Hier macht sich wohl vor allem die langjährige hartnäckige Arbeit des Radverkehrsbeauftragten Gregor Gaffga bezahlt, der neben den Gro´ßprojekten vor allem auch viele „kleine“ Verbesserungen wie eine bessere Wegweisung, abgesenkte Bordsteine, öffentliche Reparatur-Stationen oder frische Markierungen auf den Radweg brachte. Das hat inzwischen auch internationale Aufmerksamkeit gefunden, wie die Publikation „beyond Copenhagen. Walking & cycling success stories from cities worldwide“ beweist, in der neben Metropolen wie Buenos Aires, Hoboken, Leiden, London, Montreal, Nairobi oder Osaka auch Konstanz als Erfolgsstory vorgestellt wird.
Die Kommunen der Region
Ort | Teilnehmende | Platzierung | Gesamtnote |
---|---|---|---|
Allensbach | 57 | 45. Platz unter 423 Kommunen der Größenklasse weniger 20.000 Einwohner*innen | 3,37 |
Konstanz | 578 | 4. Platz unter 113 der Größenklasse 50.000–100.000 Einwohner*innen | 3,04 |
Radolfzell | 163 | 32. Platz unter 429 der Größenklasse 20.000–50.000 Einwohner*innen | 3,46 |
Singen | 76 | 21. Platz unter 429 der Größenklasse 20.000–50.000 Einwohner*innen | 3,41 |
Stockach | 55 | 311. Platz unter 423 Kommunen der Größenklasse weniger 20.000 Einwohner*innen | 4,08 |
Text & Bilder: Harald Borges, Quelle: https://fahrradklima-test.adfc.de/ergebnisse
27. April 2023 | Fahrradklima 2022: Konstanz weiter in der Spitzengruppe
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