Bus swk zähringerplatz 2025 04 08 ©pit wuhrer

Neuer Busfahrplan: Wieder weniger Fahrten

Von Ralph-Raymond Braun
Bus swk zähringerplatz 2025 04 08 ©pit wuhrer
Geduldsprobe am Zähringerplatz: Künftig muss man noch länger auf die Linien 3 und 12 warten

„Wir fahren noch überall hin“, tröstet Ralph Stöhr, Leiter der Konstanzer Busbetriebe, seine Fahrgäste. Noch … Denn einmal mehr schränken die Stadtwerke (SWK) mit dem neuen, ab 12. Oktober geltenden Fahrplan ihr Angebot ein. Doch eine gute Nachricht vorweg: Ab dem Fahrplanwechsel werden die meisten Buslinien wieder den Bahnhof anfahren, einige sogar ohne Umweg über die Laube.

Von ihrem Plan, mehrere Linien auch nach dem Ende der Bahnhofplatz-Umbaus weiterhin am Bürgerbüro enden zu lassen, haben die Verantwortlichen Abstand genommen. Und ersparen damit Zugreisenden die Altstadtdurchquerung mit dem Rollkoffer im Schlepptau. Nur die Linie 14 aus dem Stockackergebiet wird weiter auf der Laube wenden.

Und nun die schlechten Nachrichten. Bei der Linie 5 wird die Haltestelle am Hörnle gestrichen – wer vom Strandbad kommt, muss künftig den Berg hinauf bis zum Waldhaus Jakob laufen. Und von den Wohnheimen in der Rheingutstraße mit der 9A direkt an die Uni? Geht nur noch frühmorgens vor 8 und einmalig auf die um 10 Uhr beginnenden Vorlesungen. Die Linien 3 und 12, früher werktags im 15-Minuten-Takt unterwegs, dann auf 20 Minuten ausgedünnt, fahren künftig nur noch alle halbe Stunde.

Darunter werden neben den Menschen im Berchen- und Schwaketengebiet besonders die Schüler:innen der Gymnasien zu leiden haben, ob sie nun die Geschwister-Scholl-Schule besuchen oder die Linie 12 für Fahrten zum Sportunterricht in der Wollmatinger Halle und im Schwaketenbad benutzen. Schon jetzt sind sie von einer Doppelstunde (90 Minuten) Schwimmen gerade nur 20 Minuten im Wasser. Die restliche Zeit geht für Hin- und Rückfahrt und fürs Umkleiden drauf. Das ohnehin knappe Zeitfenster für den tatsächlichen Sportunterricht wird durch die von drei auf nur noch zwei Fahrten pro Stunde geänderte Taktung zusätzlich verkürzt.

Dies stelle, beklagt Patrick Hartleitner, geschäftsführender Schulleiter der Konstanzer Gymnasien, die betroffenen Schulen vor große Schwierigkeiten. Man werde bei den Stadtwerken nun Verstärkerfahrten anfordern müssen. Hierbei sei noch nicht abschließend geklärt, ob die benötigten Fahrten auch verfügbar sein werden, bzw. ob Fahrzeuge und Personal zur Verfügung stehen.

Keine Infos und Schwächen im Netz

Begründet werden die Kürzungen mit den Kosten. Das Angebot von vor dem Bahnhofsplatz-Umbau wieder herzustellen, so die Stadtwerke, hätte das jährliche Defizit der Busbetriebe von aktuell rund 5 Millionen Euro auf 6,8 Millionen erhöht. Denn gegenüber früher sind nicht nur die Löhne und Sachkosten gestiegen. Tempo 30, Fahrradstraßen (zum Hörnle), und – man höre! – ein wachsendes Fahrgastaufkommen verlängern die Umlaufzeiten der Buskurse, so dass man für ein Angebot wie im Spitzenjahr 2019 heute mehr Fahrzeuge und mehr Fahrpersonal benötigen würde.

Soweit so schlecht. Keinen Fortschritt gibt es bei den seit nun bald zehn Jahren versprochenen Echtzeitinfos der Abfahrtszeiten wenigstes an zentralen Haltestellen wie Bahnhof oder Zähringerplatz. Keinen Fortschritt gibt es bei den Schwächen im Netz, etwa dem Umstieg von der Achse Wollmatinger-/Fürstenbergstraße in Richtung Industriegebiet: Da muss man in Wollmatingen mindestens zehn Minuten warten, bis dann die Busse der Linien 4/13 und 6 unmittelbar hintereinander eintreffen. 

Stadtbus ohne Perspektive

Abgenickt hat das alles der mit Gemeinderät:innen besetzte Busausschuss der Stadtwerke. Der tagt hinter verschlossenen Türen, und so wissen wir nicht, ob dies ein Konsens quer über alle Parteien und Gruppierungen war. Klar ist: Die Stadt ist klamm und muss sparen. Klar ist aber auch: Unsere Stadtwerke samt Kommunalpolitiker:innen haben keine Perspektive, wie sie den öffentlichen Verkehr und damit die Verkehrswende stärken können. 

Die bürgerliche Mehrheit, wozu man auch die SPD zählen muss, verweigert sich jeder Erhöhung der städtischen Einnahmen – seien es die Parkgebühren oder auch nur das Anheben der Grundsteuer, um hier wieder auf das Niveau von vor der durch das Verfassungsgericht verordneten Neuberechnung zu kommen. An die nach Landesrecht mögliche Nahverkehrsabgabe für Einwohner oder Kfz-Halterinnen, beschönigend „Mobilitätspass“ gelabelt, wagen sich weder Rat noch Verwaltung.

Die Schweiz kann’s besser

Doch wo soll das hinführen? Die Kosten für den Betrieb des „Roten Arnold“ werden weiter steigen und man wird sie auch mit den zum Jahreswechsel so sicher wie das neue Jahr ankommenden Fahrpreiserhöhungen nicht auffangen können. Wenn der Gemeinderat nicht bereit ist, den Busbetrieb höher zu subventionieren, sind weitere Kürzungen des Angebots bis hin zum Streichen einzelner Linien unausweichlich. Denken wir an Ralph Stöhrs „noch“ …

Dass es auch anders geht, zeigt unsere Nachbarstadt Kreuzlingen. Dort hat nicht nur das gerade nur ein Franken teure „Stützliticket“ die Nutzung der Stadtbusse beflügelt, sondern auch die Quersubventionierung durch Parkgebühren die günstigen Fahrpreise erst ermöglicht. Fast möchte man wünschen, die Konstanzer Stadtwerke und der Gemeinderat würden den Betrieb des „Roten Arnold“ an Kreuzlingen abgeben. Die Schweizer:innen können’s mit den Öffis einfach besser.

Foto: Pit Wuhrer

3 Antworten

  1. Bernd Eisenbarth

    // am:

    Neulich samstags in der Innenstadt, überall stehen Verkehrskadetten. Wieder so eine Eigenart in dieser Stadt: Man labert von Klimanotstand und Umweltschutz, leitet aber den Autoverkehrsstrom, vor allem aus der Schweiz, nicht an der Innenstadt vorbei ins neue, teuer errichtete, Parkhaus Europabrücke, sondern lässt ihn wie bisher ungebremst herein mit entsprechendem Chaos. Wenn es halt um die bequemen Schweizer und deren Kaufkraft geht, muss der Umweltschutz trotz „Notstand“ wieder einmal hinten anstehen – „konschtanzerisch“ halt.

  2. Peter Krause

    // am:

    Ich stimme Herrn Freitag zu.
    Es ist alles sehr widersprüchlich: Ein stetes und ständiges Gerede über Klimakrise und Umweltschutz, aber keine hinreichende Versorgung mit öffentlichen Nahverkehr. Aber ein städtisches „Amt für Klimaschutz“ (mit wie vielen Mitarbeitern?) und den entsprechenden Personalkosten.
    Gerne eine Erhöhung der Parkgebühren, aber zuerst vor allem für Menschen, die nicht in der Stadt wohnen! Die ungeheure Anzahl an Einkaufstouristen ist doch in erster Linie für den ausufernden Autoverkehr verantwortlich. Und man soll mir nicht mit dem Argument kommen, nach europäischen Recht sei eine derartige Ungleichbehandlung unzulässig. Das stimmt schlicht und einfach nicht.

  3. arno freitag

    // am:

    Bei der Stadt wird immer über Umweltschutz geredet, aber wenn es drauf ankommt, gibt es immer eine Rolle rückwärts. Man könnte locker die Parkgebühren anheben und damit den Bus subventionieren. Bin selbst Autofahrer, fahre aber nur mit dem Bus in die Stadt.

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