03 Ms Stein Am Rhein Kompr. Credit Urh

Da bläst er! – Whale watching auf dem Untersee

Nœise, Foto Peter Reutlinger
Nœise, Foto Peter Reutlinger

Neue Musik an ungewöhnliche Orte zu bringen und damit einem breiteren Publikum zugänglich machen, darum geht es bei „Nœise“. Diesmal lädt die interdisziplinäre Konzertreihe für Neue Musik zur Walbeobachtungsfahrt auf dem Untersee ein.

Wer Wale sehen will, muss genau hinhören. Wale kommunizieren mit ihren Gesängen unter Wasser. Durch spezifische Melodien können sich Individuen über mehrere Kilometer Distanz miteinander austauschen. Dieses Rufen und Hinhören steht bei „See, the Whale!“ im Mittelpunkt. Denn der Mensch scheint in einem endlosen Rauschen von Konsumgütern und der medialen Dauerberieselung verlernt zu haben, auf seine Umwelt zu hören.

Die musikalische Walbeobachtungsfahrt wird somit zur Metapher für eine Gesellschaft, deren Bezug zur Natur mehr und mehr auf Konsum und Unterhaltung reduziert wird. Um die Gäste bei Laune zu halten, bietet die Crew ein vielseitiges Programm an. Auf dass beim Warten bis zum Instagram-tauglichen Walsichtungsmoment keine Langeweile aufkommt.

Gleichzeitig laden Neugierde und Faszination für die Wale dazu ein, unsere Umgebung mit offenen Sinnen wahrzunehmen und dabei unsere eigene Position und Perspektive zu reflektieren. Indem wir den Gesang der Wale, oder auch denjenigen von Vögeln, Moskitos sowie andere Klänge der Biosphäre, hören, können wir uns darauf besinnen, dass auch wir ein Teil dieses Ökosystems sind. Denn Zuhören heißt in Beziehung treten, das andere als Gegenüber wahrzunehmen.

Der Komponist Léo Collin hat „See, the Whale!“ als Monodrama für Sprechstimme, Trompete, Saxophon, Flöte, Elektronik, Kontrabass und Schlagzeug konzipiert. Es ist eine Collage aus Texten über Menschen und Wale – inspiriert von bekannten Geschichten wie Jona und der Wal, Pinocchio oder Moby Dick – und ist sowohl fiktive Geschichte als auch philosophischer Text.

Proben zu Nœise, Credit Léo Collin
Proben zu Nœise, Credit Léo Collin

Neben Christoph Luchsinger, dem Trompeter und Initianten von „Nœise“, und Léo Collin sind der Tontechniker Leandro Gianini, die Tänzerin Naomi Schwarz sowie Musiker:innen des „kollektiv iиterиatioиal totem“ und des „Ensemble Tzara“ mit an Bord. Das Boot wird von der Schweizerischen Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein gestellt.

Weitere Informationen

„Nœise“ ist eine interdisziplinäre Konzertreihe für Neue Musik im Kanton Thurgau. Hervorgegangen aus der Wettbewerbsausschreibung „KosmosMusikThurgau“ des Kulturamts, hat der Initiant, Musiker Christoph Luchsinger, 2022 die erste Konzertsaison in Form von drei „Interaktionen“ organisiert. Seit August 2023 geht „Nœise“ mit der Saison 2023/24 weiter. Unterstützt von der Kulturstiftung Thurgau werden unter dem Titel „Stadt – Land – See“ drei interaktive Programme an besonderen Orten realisiert.
www.noeise.ch
„See, the Whale!“
Musikalische Walbeobachtungsfahrt auf dem Untersee Crew:
Léo Collin (Idee, Konzeption, Komposition und Performance), Leandro Gianini (Konzeption und Technik), Christoph Luchsinger (Konzeption, Trompete, Performance und Künstlerische Leitung), Naomi Schwarz (Konzeption und Performance), Aleksander Gabrys (Kontrabass und Performance), Sebastian Hofmann (Perkussion und Performance), Nuriia Khasenova (Flöte und Performance), Kay Zhang (Saxophon und Performance) Mariana Vieira Grünig (Kostüme).

Aufführungen/Rundfahrten:
– Samstag, 01. Juni 2024, 14.00-16.30 Uhr, ab Kreuzlingen Hafen, Seestrasse 47, 8280 Kreuzlingen

– Sonntag, 02. Juni 2024, 15.30-18.00 Uhr, ab Stein am Rhein, Schiffländi 11, 8260 Stein am Rhein

Tickets
Erwachsene: sFr. 30.–, Studenten/Lehrlinge/Kinder (unter 16 Jahren): sFr. 15.– Reservation unter www.noeise.ch

Zu den Mitwirkenden

Christoph Luchsinger, 1975 geboren und wohnhaft in Weinfelden/TG, studierte an der Hochschule für Musik und Theater in Zürich bei Claude Rippas sowie an der Hochschule für Musik in Freiburg i. Br. bei Prof. Anthony Plog Trompete und an der Hochschule der Künste Bern bei Ludwig Wicki Blasorchesterdirektion.

Mit der 2001 durch ihn mitgegründeten „Liberty Brass Band Junior“ gewann er bis 2019 mehrere Wettbewerbe. Von 2017 bis Ende 2021 war Christoph Luchsinger zudem Chefdirigent der renommierten Oberaargauer Brass Band.

2022 fand erstmals „Nœise“ statt, eine interdisziplinäre Konzertreihe für Neue Musik im Kanton Thurgau, welche er konzipierte und künstlerisch leitet. Christoph Luchsinger unterrichtet an der Jugendmusikschule Amriswil und der Musikschule Weinfelden, ist freischaffender Solist und Zuzüger und konzertiert als Mitglied des Orchesters Camerata Schweiz, des Blechbläserquintetts Generell5, des Ensembles TZARA und des experimentellen Trompetenduos double2 im In- und Ausland.

Léo Collin (1990*) hat angewandte Kunst in Marseille, klassische Musik in Lyon und Musikkomposition in Genf, Freiburg im Breisgau und Zürich studiert. Seine Partituren wurden von renommierten Ensembles wie Intercontemporain, les métaboles, soundinitiative-paris leminiscate-basel, lucillin-luxembourg, avanti-helsinki und weiteren aufgeführt. Er hat auch elektronische Musik für das Schauspielhaus Zürich und das deutsche Theater Berlin komponiert. Darüber hinaus ist Léo als Interpret tätig und spielt hauptsächlich Repertoirestücke, die er mit dem Kollektiv international Totem Zürich arrangiert. Seine Interpretation von Peter Eötvos‘ Oper „Atlantis“ wurde 2019 im Dampfzentrale- Bern uraufgeführt und erhielt den 1. Preis in der Open Space Kategorie des Nicati Wettbewerbs.

Léo ist auch ein vielseitiger Künstler und entwickelt umfangreiche interdisziplinäre Projekte im Bereich des Musiktheaters. Er konzipiert und entwickelt diese Projekte gemeinsam mit dem Kollektiv, für das er nicht nur die Musik komponiert, sondern auch die Texte selbst schreibt und als Videoeditor arbeitet. Seit 2018 arbeitet Léo mit dem Zürcher Komponisten und Künstler Jörg Köppl.

Leandro Gianini studierte klassisches Schlagzeug am Conservatorio della Svizzera italiana. Anschliessend absolvierte er ein Tonmeister-Studium an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK). Seither arbeitet er als freischaffender Tonmeister und als technischer Leiter für verschiedene Produktionen im Studio und live. Seit 2019 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am ICST (Institut für Computermusik und Tontechnik) an der ZHdK.

Naomi Schwarz, 1994 geboren im Thurgau, ist eine international anerkannte Tänzerin und Performance-Künstlerin, die ihre Ausbildung erfolgreich an der Fontys Hogeschool voor de Kunsten in den Niederlanden im Sommer 2017 abgeschlossen hat. Sie hat bereits mit namhaften Choreografen im In- und Ausland zusammengearbeitet. Ihre eigenen choreografischen Arbeiten wurden auf verschiedenen Plattformen und Bühnen im In- und Ausland präsentiert, darunter Tanzunplugged Winterthur, Open Stage St. Gallen sowie an der Universität Codarts in Rotterdam.

Neben ihrer Tätigkeit als Tänzerin und Performance-Künstlerin engagiert sich Naomi auch als Tanzpädagogin und hat an verschiedenen Bildungseinrichtungen unterrichtet. Sie hat ein Postgraduate Diploma in Tanz, Politik und Soziologie an der renommierten Roehampton University in London erworben. In den letzten zwei Jahren war sie an verschiedenen interdisziplinären Produktionen beteiligt, darunter „Rigolo Nouveau Cirque“, „Lava Collective“, „Nœise“ von Christoph Luchsinger und die „Company DG (Diane Gemsch)“.

Text: MM/red.

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