
Immer weniger Kinder kommen mit dem Fahrrad oder zu Fuß zur Schule. Die gesundheitlichen und sozialen Folgen sind ernst. Dabei profitieren nicht nur Kinder und Eltern von sicheren und aktiven Schulwegen mit dem Rad, sondern die ganze Kommune.
Hier eine redaktionell bearbeitete Mitteilung des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs ADFC.
Das Verkehrschaos vor Unterrichtsbeginn ist mittlerweile Alltag an vielen Schulen geworden. Während in den 1970er Jahren nicht einmal fünf Prozent der Grundschulkinder mit dem Auto zur Schule gefahren wurden, sind es heute rund ein Fünftel der Kinder. Dieser Trend hält aktuell trotz des Ausbaus von Fuß- und Radinfrastruktur sowie sinkender Unfallzahlen bei Kindern und Jugendlichen weiter an.
Straßenverkehr ist nicht auf Kinder ausgerichtet
Deutschlands Verkehrssystem richtet sich bis heute vor allem am Auto aus, mit Nachteilen für Kinder, Jugendliche und Familien. Unsichere Wege, große Distanzen und fehlende Alternativen führen dazu, dass viele Eltern ihre Kinder mit dem Auto kutschieren. Finanzschwächere Haushalte sind davon besonders betroffen. Zudem sehen Eltern es zunehmend als ihre Pflicht an, sämtliche Fahrdienste für Kinder zu übernehmen.
Kinder werden oft nicht als aktive und selbstständige Verkehrsteilnehmende betrachtet und gefördert, sondern als gefährdet angesehen. Viele Eltern sehen den Fahrdienst als Pflicht „guter“ Eltern. Zusätzlich führen Kitaplatz-Schwierigkeiten und eine flexible Schulwahl häufig zu komplizierten oder langen Wegen. In vielen Fällen wird nicht die Betreuungseinrichtung oder Schule gewählt, die am nächsten liegt, sondern die, welche die passenden Betreuungszeiten oder überhaupt einen Platz anbietet. Insgesamt steigt auch der Anteil an Kindern, die nicht Fahrradfahren können oder kein eigenes Fahrrad besitzen. Fehlende Kompetenzen der Eltern, geringe finanzielle Mittel oder auch Scham können dazu führen, dass zwar ein Auto mit Mühe finanziert wird, dann aber nichts mehr übrig ist für sonstige Fahrzeuge. Diese sollen dazu mit den Kindern „mitwachsen“, müssen repariert werden und benötigen weiteres Equipment wie Helme und Beleuchtung.
Doch Studien zeigen: Bekommen Kinder sichere Möglichkeiten, sich selbstständig zu bewegen, wachsen Selbstbewusstsein und Eigenständigkeit, und ihre Gesundheit wird durch mehr Bewegung gestärkt. Das zeigt, wie wichtig eine kindgerechte Infrastruktur und gute Alternativen zum Auto sind.
Kinderperspektive ist essenziell für eine sichere Stadt
Nur wer die Perspektive von Kindern einnimmt, weiß, wo es im Straßenverkehr wirklich sicher ist und wo nachgebessert werden muss. Aus Sicht der Verkehrsplanung ist aktive Schulmobilität eine echte Chance für Kommunen: „Je mehr Kinder mit dem Rad oder zu Fuß zur Schule kommen, desto sicherer wird der Straßenverkehr für alle. Erst wenn Kinder selbstverständlich am Straßenverkehr teilnehmen können, ist er wirklich sicher“, so ADFC-Landesvorsitzender Dr. Matthias Zimmermann.
Weitere Informationen, auch zu einem Modellprojekt des ADFC, finden Sie hier.


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