Spitalstiftung luisenheim 2022 01 30 16 9 kompr © harald borges

Jetzt wird wieder in die Hände gespuckt

Von Harald Borges
Spitalstiftung luisenheim 2022 01 30 16 9 kompr © harald borges

Zwei größere Projekte stehen in nächster Zeit für die Spitalstiftung an: Die Fontainebleau-Allee soll schöner und sicherer werden, und das Luisenheim wird großenteils zu Räumlichkeiten des Sozialpädiatrischen Zentrums (SPZ) umgebaut – sofern die Stiftungsrät:innen zustimmen.

Die 800-jährige Spitalstiftung ist seit jeher ein wichtiges Organ der Daseinsfürsorge in Konstanz, zuständig für Kranke, Alte, Junge, den Weinbau und noch manches Andere. Ihre Führung war in den vergangenen Jahrhunderten immer wieder umstritten und unterlag dem Wandel der Machtverhältnisse und den Klassenkämpfen in unserer gar nicht immer so verschlafenen ehemaligen Bischofsstadt. Heute, in (noch) halbwegs demokratischen Zeiten, ist der Gemeinderat in Personalunion zugleich Stiftungsrat und damit oberstes Organ der Stiftung, die ihre Aufgaben nicht zuletzt mit den Einnahmen aus ihrem umfangreichen Grund- und Immobilienbesitz – dazu zählen auch Weinberge und Spitalkellerei – finanziert.

Neue Bahn im Lorettowald

Zu ihrem historischen Erbe gehört der Lorettowald mit der vor allem bei Hundehalter:innen und Jogger:innen, aber auch bei normalen Menschen beliebten Fontainebleau-Allee im Lorettowald, die immerhin 4500 Quadratmeter Fläche hat. Sie ist einfach in die Jahre gekommen und soll daher ertüchtigt werden. So wie bisher geht es jedenfalls auf keinen Fall weiter, Unebenheiten und Schlaglöcher gefährden die Sicherheit der Nutzer:innen, ein neuer Belag muss einfach her.

Welcher das ist, sollen die Volksvertreter:innen in dieser Woche klären. Also hat sich die Stiftungsverwaltung mit einigen Interessenvertreter:innen, dem Forstamt, dem Behinderten- sowie dem Fahrradbeauftragten, Gedanken gemacht. (Die Interessenvertretung der Fußgänger:innen wurden scheint’s nicht um ihre Meinung gefragt.)

Ein öffentlich zugängliches Gutachten stellte erst einmal klar, dass der bisherige Belag ohne Probleme mit Schadstoffen ganz normal entsorgt werden kann. Von den drei Varianten für die Neugestaltung überzeugte dann die ökologischste und zugleich billigste, für die sich auch der Spitalausschuss in seiner Sitzung am Dienstag entscheiden dürfte: Die Entsiegelung und Aufbringung einer Sand-wassergebundenen Wegedecke, die für vergleichsweise schlappe 150.000 Euro zu haben ist. Dabei handelt es sich um den vertrauten unbefestigten Straßenbelag, der aus Brechsand, Splitt und Schotter besteht. Auf dieser Oberfläche sollen nach Angaben der Verwaltung auch „Menschen mit Mobilitätseinschränkungen – einschließlich Rollstuhlfahrern und Personen mit Kinderwagen – sicher und komfortabel“ vorankommen.

Zum Vergleich: Ein Asphaltbelag etwa hätte 656.000 Euro gekostet, und eine Entsiegelung von Flächen ist ja, wo immer möglich, ohnehin das Gebot der Stunde. Also alles bestens?

Für den Nachwuchs

Das Sozialpädiatrische Zentrum (SPZ), ebenfalls zur Spitalstiftung gehörig, ist für eine umfassende ambulante Betreuung kranker Menschen bis zu 18 Jahren unerlässlich. Auf seiner Homepage heißt es: „Wir sind spezialisiert auf dem Gebiet der Nervenerkrankungen und Störungen in der Entwicklung bei Kindern und Jugendlichen. Dabei beachten wir immer auch das familiäre, schulische und freizeitbezogene Umfeld der Kinder und Jugendlichen.“ Dort kümmert man sich also um sämtliche „Auffälligkeiten in der körperlichen, geistigen, seelischen oder sozialen Entwicklung“. Untergebracht ist das SPZ auf dem Krankenhausareal in einem Altbau aus den 1950er Jahren, der mittlerweile zu eng geworden ist.

Das ehemalige Luisenheim hingegen, 1990 gebaut und ebenfalls auf dem Krankenhausgelände gelegen, ist seit 30. September 2025, abgesehen von der Tagespflege, verwaist. Nachdem Zweibettzimmer in Heimen nicht mehr zulässig waren, wurde es geschlossen, da es nach der Umstellung auf die jetzt zulässigen Zimmergrößen mit nur noch 42 statt wie früher 60 Pflegeplätzen hätte arbeiten dürfen und damit unrentabel geworden wäre, so zumindest die Begründung der Verwaltung. „Das Gebäude verfügt über vier oberirdische Geschosse, wovon für das SPZ die Geschosse im ersten und zweiten Obergeschoss sowie im Dachgeschoss vorgesehen sind. Zusätzlich steht ein Kellergeschoss mit Haustechnik und Lager- und Umkleideräumen zur Verfügung.“

„Nach 35 Jahren intensiver Nutzung weist das Gebäude jedoch einen erheblichen Sanierungsstau, sicherheitstechnische Defizite (Stichwort Brandschutz) sowie eine Überalterung der haustechnischen Anlagen auf.“ Deshalb sollen diese leerstehenden Räumlichkeiten jetzt für rund 7,6 Millionen Euro (inklusive Mobiliar) renoviert und künftig vom Sozialpädiatrischen Zentrum genutzt werden. Für den Umbau werden etwa anderthalb Jahre veranschlagt.

Da während der Bauarbeiten mit erheblichen Belästigungen zu rechnen ist, soll die im Luisenheim ansässige, stark nachgefragte Tagespflege vorübergehend nach nebenan ins ebenfalls gerade leerstehende „Terracotta“ umziehen. Eine Idee, die zu bester Verwaltungspoesie inspiriert: „Die Atmosphäre ist freundlich und für die Gäste angenehm, Garten und Terrasse stehen zur Verfügung, eine Küche ist vorhanden und kann für gemeinsame Aktivitäten genutzt werden. Das Gebäude ist barrierefrei.“ Eine Küche für gemeinsame Aktivitäten ist tatsächlich äußerst begrü´ßenswert, denn wie wir alle wissen, ist essen die Erotik des Alters.

Quellen: Beschlussvorlage 2025-1151, Beschlussvorlage 2025-1123.

Mehr zur Stiftung: Sabine Schilling und Andreas Voß (Herausgeber), Die älteste Bürgerstiftung am Bodensee: 800 Jahre Spitalstiftung Konstanz, Kleine Schriftenreihe des Stadtarchivs Konstanz, UVK, Konstanz 2025, ISBN ‎978-3381132010, 278 Seiten, 16,00 Euro.

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