
Das breit gefächerte Landesbündnis „Pro Gäubahn“ begrüßt die Verschiebung der geplanten Teilinbetriebnahme von Stuttgart 21. Statt einer Kappung der Gäubahn spricht es sich für einen Kombibahnhof-Betrieb sowie einen zweigleisigen Ausbau aus. Die Verbindung müsse auch 2027, 2028 und darüber hinaus möglichst dauerhaft an den Stuttgarter Kopfbahnhof verkehren.
Laut SWR wurde das Milliardenprojekt (derzeitige Kosten-Prognose: rund 11,3 Milliarden Euro) schon mehrfach verschoben – zuletzt auf Dezember 2026. Bei Abschluss der Finanzierungsvereinbarung im Jahr 2009 war man von einer Eröffnung 2019 ausgegangen.
Hier die Pressemitteilung des Pro-Gäubahn-Bündnisses vom 20. November:
„Besonders bemerkenswert ist, dass die Bahn keinen neuen Termin für die Inbetriebnahme nennt – ein deutliches Zeichen dafür, dass auch im Jahr 2027 keine Teilinbetriebnahme zu erwarten ist. Die Unfähigkeit der Deutschen Bahn, S21 fertigzubauen, erweist sich für die Gäubahn allerdings zunehmend als Glücksfall, ist Pro Gäubahn überzeugt. Denn solange der Kopfbahnhof betrieben wird, kann auch die Gäubahn bis zum Hauptbahnhof geführt werden.
Eine funktionierende Anbindung der Gäubahn an den Hauptbahnhof ist für die rund 1,4 Millionen Menschen im Einzugsgebiet der Gäubahn unverzichtbar. Das Pro Gäubahn Landesbündnis erwartet daher von der Deutschen Bahn und der Politik eine klare Zusage, dass der oberirdische Gäubahn-Zugang dauerhaft weiterbetrieben wird. Es ist nicht zielführend, von einer Kappungsverschiebung der Gäubahn zur nächsten zu stolpern – vielmehr braucht es eine dauerhafte Perspektive für die Gäubahn als Teil einer zukünftigen Kombibahnhofslösung in Stuttgart.
Stopp der Pfaffensteigtunnel-Planungen
Alle Planungen, die die Gäubahn-Kappung weiter vorsehen, sollten deshalb umgehend storniert werden. Dazu gehört insbesondere die Planung des Pfaffensteigtunnels. Das Landesbündnis „Pro Gäubahn“ lehnt diesen Tunnel gemeinsam mit den großen deutschen Umwelt- und Verkehrsverbänden ab. Der Pfaffensteigtunnel wäre extrem teuer und würde keines der drängenden Probleme des heutigen Gäubahn-Betriebs lösen.
Zudem verursacht der Tunnelbau erhebliche CO₂-Emissionen, ohne dass daraus ein substanzieller verkehrlicher Mehrwert entsteht. Viel besser wäre das Geld für den Pfaffensteigtunnel in einen durchgängig zweigleisigen Ausbau der bestehenden Gäubahnstrecke investiert. Diese Lösung wäre klimafreundlicher, kosteneffizient und hätte den größten Nutzen für die Gäubahn-Fahrgäste sowie für den internationalen Nord-Süd-Güterverkehr.
Die Verschiebung der S21-Inbetriebnahme zeigt erneut, dass das Projekt weit von der behaupteten Termin- und Kostenstabilität entfernt ist. Während die Deutsche Bahn selbst keine neuen Prognosen mehr abgeben will, darf die Gäubahn nicht zum Opfer dieser Unsicherheiten werden.
Das Pro-Gäubahn-Landesbündnis fordert daher, die Kappung über März 2027 hinaus auszusetzen, den Weiterbetrieb der Gäubahn bis Stuttgart Hauptbahnhof (oben) dauerhaft abzusichern und die Prioritäten im Gäubahn-Korridor neu zu setzen: für eine vollständig zweigleisig ausgebaute Gäubahn, die dauerhaft an den Stuttgart Kopfbahnhof angeschlossen bleibt und somit Teil der zukünftigen Kombibahnhoflösung in Stuttgart wird.“
Das Pro-Gäubahn-Landesbündnis wurde im März 2024 in Rottweil gegründet und vertritt die Interessen der Bahnstrecke Stuttgart – Böblingen – Horb – Rottweil – Tuttlingen – Singen (– Konstanz – Zürich). Es setzt sich aus einer Vielzahl lokaler Initiativen entlang der Strecke zusammen und wehrt sich nachdrücklich dagegen, dass die Gäubahn für Stuttgart 21 amputiert und unterbrochen werden soll. Weitere Informationen hier.

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