
© Pablo Fernandez
Zeitgenössische Musik gilt nicht nur als bierernst und schwer verständlich, sondern auch als ganz und gar nicht kindertauglich. Zwei Konzerte beweisen jetzt das glatte Gegenteil.
Der musikalische Geschmack der meisten Menschen, – sofern sie überhaupt einen besitzen, wurde durch den zumeist eurozentrischen, auf das 18. und 19. Jahrhundert sowie angebliche Volkslieder konzentrierten Musikunterricht geprägt, der für Generationen meist die lebenslänglich einzige Möglichkeit war, mal etwas anderes zu hören als ihre Lieblingsbands. Dementsprechend starr sind auch die Geschmacksurteile vieler Menschen, die alles Neue in der Musik strikt ablehnen und dabei nicht mal wissen, welche musikalischen Erfahrungen sie sich dadurch verbauen.
Dagegen helfen die nächsten beiden HighNoon Konzerte.
NewKammer 6.0: „Patchwork“
Neue Musik – was ist das eigentlich? Schüler*innen – und viele andere – haben oft keine Vorstellung davon. Ein Name, ein Etikett eben. Aber Kinder experimentieren gern, probieren aus, was auf den Instrumenten tönen, klingen kann. Und das berührt dann auch das große Feld der Improvisation. Daher gibt es NewKammer, Konzerte, in denen Kinder und Jugendliche Neue Musik spielen.
So sind bei NewKammer 6.0 notierte und genau gearbeitete Kompositionen aus den letzten 50 Jahren ebenso zu hören wie Stücke, die mit eigenen Ideen und Improvisationen der Spieler*innen gestaltet wurden. Elemente avantgardistischer Schreibweisen sind Bitonalität, Pentatonik, Klangfelder, Aleatorik, Clusterspiel, Resonanzklänge u.v.m. Klavier- und Schlagwerkmusik von Komponist*innen wie J. Cage, A. Copland, V. Dinescu, R. Kleinehanding, G. Kurtág, E. Nashashibi, H. Otte u.a. werden aufgeführt. Die jungen Musizierenden und die Lehrkräfte der Musikschule Konstanz trauen sich in „unerhörte“ Klangerlebnisse, die einen spielerisch-kreativen Umgang ermöglichen.
Sonntag, 23. November 2025, 12.00 Uhr
Studio der Bodensee Philharmonie (Fischmarkt 2, Konstanz)
Eintritt: 14 € / 10 € ermäßigt, frei für Kinder und Schüler*innen
Veranstalter: HighNoon – Freunde Neuer Musik e.V. in Kooperation mit der Musikschule Konstanz
„Absurdität“
Wer denkt, zeitgenössische Musik sei eine Musik des angestrengten Stirnrunzelns, kann sich vom Duo Klexs angenehm überraschen lassen. Seit 2016 spielen und vermitteln Léa Legros Pontal und Silke Strahl zeitgenössische Musik mit einer unschlagbaren Mischung aus Präzision und Unbeschwertheit. Sie haben Schalk und Ideen. Was klingt, wird auch sichtbar. Mit ihren Eigenarten und ihrer Akribie haben die Musikerinnen entdeckt, was sie zu sagen haben. Vor allem haben sie ein Gespür dafür entwickelt, wie sie es sagen können. Sie brechen mit Erwartungen, legen überraschende Tiefenstrukturen frei, machen Spaß.
„Ein Projekt rund um Absurdität, ein Versuchen, sich in unsere ultrakapitalistische Gesellschaft hineinzuversetzen, welche meist wegschaut. Absurdität ist aber auch eine der Waffen des Humors. Ein Heilmittel, um bei düsteren Themen nicht in Melancholie zu versinken. In unserem Programm (C. Bauckholt, G. Aperghis, F. Nussbaumer, P. C. Zumthor, C. Torres u.a.) bringen wir Stücke mit absurden Elementen, also Klängen oder performativen Elementen auf die Bühne, welche im ersten Moment skurril, ungewohnt oder sogar unsinnig erscheinen“, so das Duo.
Sonntag, 30. November 2025, 12.00 Uhr, Studio der Bodensee Philharmonie (Fischmarkt 2, Konstanz)
Mitwirkende: Duo Klexs – Léa Legros Pontal (Viola), Silke Strahl (Saxophon) sowie Felix Nussbaumer
Eintritt: 14 € / 10 € ermäßigt, frei für Kinder und Schüler*innen
Veranstalter: HighNoon – Freunde Neuer Musik e.V.
Link: Duo Klexs


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