Verpackungssteuer (c) stadt kn

Konstanzer Verpackungssteuer zeigt Wirkung

Aus der Redaktion
Verpackungssteuer (c) stadt kn
Die Verpackungssteuer hat 2025 dazu beigetragen, den Müll im öffentlichen Raum zu reduzieren
(Bild © Stadt Konstanz)

Seit dem 1. Januar 2025 erhebt die Stadt Konstanz eine Verpackungssteuer auf Einwegverpackungen für Speisen und Getränke zum Sofortverzehr. Nach Tübingen ist Konstanz die zweite Stadt in Deutschland mit einer solchen Lenkungsabgabe, in Rottweil ist die Abgabe letzten Mittwoch knapp gescheitert. Nun konnte die Stadtverwaltung in Kooperation mit der Universität Konstanz zeigen, dass die Steuer wirkt.

Wie die Stadt Konstanz in einer Pressemitteilung schreibt, fallen pro Tag in Konstanz rund 1,4 Tonnen Müll auf öffentlichen Flächen an: in Mülleimern, auf Straßen und Plätzen sowie am Seeufer. Pro Jahr macht das rund 500 Tonnen Müll. Ziel der Verpackungssteuer war es daher, das Abfallaufkommen im öffentlichen Raum spürbar zu reduzieren, die Nutzung von Mehrwegsystemen bei Betrieben sowie bei Kund:innen zu fördern und die Sauberkeit in der Stadt zu verbessern. Die Vermeidung von Verpackungsmüll dient auch dem Schutz von Ressourcen, Umwelt und Klima.

In Zeiten angespannter kommunaler Haushalte stärkt die Steuer zudem – dem Verursacherprinzip folgend – die gerechte Verteilung der Entsorgungskosten für Straßenabfall: Wer durch Einwegverpackungen Müll im öffentlichen Raum produziert, wird über die Verpackungssteuer an den Entsorgungskosten beteiligt. Flankierend zur Einführung der Steuer wurde im öffentlichen Raum und über die städtischen Kommunikationskanäle verstärkt für die Nutzung von Mehrweg geworben. Darüber hinaus wurde eine Mehrwegförderung für Konstanzer Handels- und Gastrobetriebe sowie Vereine eingeführt.

Weniger Müll im Vergleich zu den Vorjahren

Bisher sind die Müllmengen von Jahr zu Jahr kontinuierlich angestiegen. Wie hat sich das Müllaufkommen im öffentlichen Raum seit Jahresbeginn 2025 entwickelt? Um nachweisen zu können, ob sich die Verpackungssteuer darauf auswirkt, wurde ihre Einführung von Beginn an mit einer datenbasierten Evaluation verknüpft. Dabei galt es, einige Aspekte zu berücksichtigen. So liegt die Müllmenge im öffentlichen Raum beispielsweise nicht in Bezug auf das Volumen, sondern auf das Gewicht vor.

Dies stellt die Evaluation der Müllreduktion vor Herausforderungen, denn Einwegverpackungen sind relativ leicht. Hinzu kommt, dass unterschiedliche Faktoren eine Rolle für das Müllaufkommen spielen, vor allem die Witterung. Bei schönem Wetter halten sich die Menschen eher draußen auf und konsumieren dort. Auch die Zahl öffentlicher Veranstaltungen wurde im Jahresvergleich betrachtet.

Neun Monate nach der Einführung der Verpackungssteuer zog die Stadt eine positive Zwischenbilanz: Zwischen Januar und September 2025 hat sich eine Müllreduktion um 14 Tonnen im Vergleich zu den Vorjahren ergeben. Übersetzt in Volumen sind das rund 1 Million Einwegbecher. Prozentual gesehen liegt die Müllreduktion bei 4,7 %. Im Jahresvergleich wurden Kontextfaktoren wie Wetter, Veranstaltungen etc. berücksichtigt. In einigen Stadtteilen lag der Rückgang sogar bei rund 14 %.

„Die Einführung einer Verpackungssteuer wurde in Konstanz emotional diskutiert, bevor der Gemeinderat im September 2024 mehrheitlich dafür gestimmt hat“, so Philipp Baumgartner, Leiter des Amts für Klimaschutz. „Die positive Auswirkung auf das Müllaufkommen im öffentlichen Raum zeigt uns, dass es viel bringen kann, auch teils unpopuläre Maßnahmen in die Umsetzung zu bringen.“ Die Ergebnisse sind vorläufig, da noch kein vollständiges Jahr vorliegt. Mit Abschluss der touristischen Hauptsaison stehen jedoch belastbare Zwischenbefunde bereit. Die Stadt Konstanz führt die Evaluation fort, um Veränderungspfade und mögliche Langfristeffekte zu beobachten.

Mehrwegangebote nehmen zu

Ein weiterer positiver Effekt der Verpackungssteuer ist, dass sich das Mehrwegangebot in Konstanz vergrößert hat. Der Anbieter Recup verzeichnete beispielsweise zwischen Herbst 2024 und Frühjahr 2025 ein Wachstum von 60 %. Aktuell gibt es über 100 Ausgabestellen für Mehrweg im gesamten Stadtgebiet. Auch die Auswahl an Speisen, die in Mehrwegverpackungen angeboten werden, ist vielfältiger geworden. Einige Betriebe haben sogar Lösungen gefunden, um fast vollständig auf Einwegverpackungen zu verzichten.

Siehe auch hier.

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