
Das privat geführte Herz-Zentrum Bodensee, Standort Konstanz, wurde in den 1990er-Jahren gegründet. Seit Anfang Juli läuft ein vorläufiges Insolvenzverfahren gegen das seit längerem finanziell angeschlagene kardiologische Zentrum. ver.di, die Linkspartei Konstanz und der Betriebsrat der Spezialklinik äußerten sich zu der drohenden Schließung.
In einer Pressemeldung vom 23. September 2025 fordert „ver.di Südbaden Schwarzwald“ Klarheit für die über 100 Beschäftigten im Insolvenzpoker um das Herz-Zentrum Konstanz: Ärzt:innen, Pflegekräfte und medizinisches Fachpersonal sowie Servicepersonal erwarteten Sicherheit für ihre Arbeitsplätze.
Seit Wochen finden hinter verschlossenen Türen Verhandlungen über die Zukunft der insolventen Spezialklinik zwischen Eigentümer, Insolvenzverwalter, Landkreis und Landespolitik statt. Für den ver.di-Geschäftsführer Michael Herbstritt ist klar: „Das Herzzentrum muss in Konstanz erhalten werden! Die Zukunftsangst der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter muss ein Ende haben!“
Personal kündigt zunehmend
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Herz-Zentrums stehen vor einer ungewissen Zukunft. Laut Mitteilung des Betriebsrates werde das Personal enorm durch das laufende (vorläufige) Insolvenzverfahren bealstet, es kam bereits zu ersten Kündigungen.
Die ungewisse Situation wirkt sich nicht nur auf die Beschäftigten selbst, sondern auch auf ihre Familien aus, die unter der anhaltenden Belastung leiden. ver.di Gewerkschaftssekretär Thomas Weisz betont: „Noch funktioniert die Patientenversorgung auf hohem Niveau. Eine Schließung des Zentrums würde jedoch nicht nur den Verlust einer wichtigen medizinischen Einrichtung bedeuten, sondern auch den Wegfall vieler qualifizierter Arbeitsplätze in der Region“.
ver.di steht hinter der Petition des Betriebsrates: „Es ist höchste Zeit, dass die politisch und organisatorisch Verantwortlichen eine tragfähige Lösung vorstellen, die für Sicherheit bei Patienten und Beschäftigten sorgt! Die wohnortnahe Spitzenmedizin im Landkreis Konstanz darf nicht zerstört werden“.
Auf openpetition.de haben sich bereit über 5100 Bürgerinnen und Bürger aus der Region für den Erhalt der Herzklinik ausgesprochen. Die Politik und Verwaltungen der zuständigen Ministerien und Behörden in Baden-Würrtemberg sowie die Krankenkassen werden darin augefordert, sich aktiv um die Beantwortung der ungeklärten verwaltungsrechtlichen Fragen zu kümmern, die im Zuge des vorläufigen Insolvenzverfahren entstanden sind. Bis 30. November kann die Petition unterstützt werden.
Linke Konstanz: Keine Profitorientierung im Gesundheitswesen
Die Partei forderte am 25. September in einer Pressemitteilung, die drohende Schließung des Herz-Zentrums Konstanz zu verhindern. Obwohl die Übernahme durch den Gesundheitsverbund Landkreis Konstanz (GLKN) und die positiven Signale aus dem Ministerium einen Lichtblick darstellten, seien die Vorgänge um die Übernahme die Bestätigung einer fundamental gescheiterten Gesundheitspolitik.
„Das, was wir hier erleben, ist ein weiteres Symptom eines kaputt gesparten Gesundheitssystems“, so John Löser, Singener Landtagskandidat. Die Linke Konstanz moniert, dass die Notwendigkeit dieser Rettungsaktion überhaupt erst durch eine profitorientierte Krankenhauspolitik entstanden sei.
Der Fall des Herz-Zentrums – ein privatwirtschaftliches Unternehmen, das trotz oder gerade wegen der Marktmechanismen in die Insolvenz gerät – widerlege die These, dass Gesundheit und Profit Hand in Hand gehen können. Weiter heißt es in der Pressemitteilung:
Die Versorgung der Patient:innen muss im Mittelpunkt stehen! Die Sicherheit, bei einer Herzerkrankung schnell und kompetent versorgt zu werden, ist ein unveräußerliches Recht und keine Frage des Profits. Die Linke Konstanz fordert, dass eine qualitativ hochwertige Versorgung zu jedem Zeitpunkt gewährleistet ist und der Erhalt einer voll umfassenden Herzchirurgie als zwingende Notwendigkeit behandelt wird.
Lars Hofmann (Sprecher und Landtagskandidat der Linken Konstanz) betont, dass die Grundversorgung nicht den Mechanismen des Marktes überlassen werden dürfe. „Die geforderte Entprivatisierung des Gesundheitswesens und die Rückführung von Krankenhäusern in öffentliche Hand ist kein revolutionärer Gedanke, sondern die logische Konsequenz der aktuellen Entwicklungen“.
Die Tatsache, dass der GLKN als öffentlicher Klinikverbund ein starkes Interesse an der Übernahme hat, verdeutliche, dass der Staat dort eingreifen muss, wo der Markt versagt hat. Die Linke Konstanz fordert die Verantwortlichen auf, den Erhalt der Arbeitsplätze und die Sicherung der Gesundheitsversorgung als nicht verhandelbar zu betrachten.
Abschließend ruft auch die Linke Konstanz dazu auf, die Petition „Rettet das Herz-Zentrum!“ zu unterzeichnen und sich aktiv an der Debatte zu beteiligen.
Befürchtungen des Betriebsrates
Schon Anfang September hatte der Betriebsrat des Herz-Zentrums Bodensee in Konstanz einen offenen Brief veröffentlicht. Auslöser war damals das lange Andauern der Verhandlungen zwischen der Spezialklinik und potenziellen Investor:innen.
In dem Schreiben hieß es u. a., dass die Schließung des Herz-Zentrums und damit der dauerhafte Verlust der Herzchirurgie für den Landkreis Konstanz drohe. Aufgrund der aktuellen Gesundheitspolitik und der zunehmenden Zentralisierung der Gesundheitsversorgung sei davon auszugehen, dass der Landkreis anschließend keine Herzchirurgie mehr vor Ort haben werde. Die nächsten Herzchirurgie-Standorte lägen dann in Bad Krozingen, Lahr, Freiburg, Tübingen oder Ulm. Für viele Patient:innen und Angehörige in der Region sei dies ein großer Nachteil.
Auch sei zu befürchten, dass das Angebot für Kinder mit Herzrhythmus-Störungen, die am Herz-Zentrum Bodensee mit großem Erfolg behandelt werden, wahrscheinlich wegfallen würde. Außerdem wäre bei kardiologischen Notfällen die Lage noch prekärer, da der Faktor Zeit über Leben und Tod entscheide.
MMs, Bild: A. Schwede
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