Bahnhof singen, gäubahn 2022 07 13 01 © winfried kropp

Die Gäubahn muss weiterhin rollen

Aus der Redaktion
Gäubahn bei rottweil © pro gäubahn bündnis

In Sachen der geplanten langjährigen Kappung der Gäubahn sowie des Ausbaus der Strecke tut sich einiges. Der Konstanzer Arm des Bündnisses Pro Gäubahn lädt am Donnerstag zum konstituierenden Treffen aller Interessierten. Der Singener Abgeordnete Hans-Peter Storz ist im Landtag aktiv geworden, und die Bürgermeister*innen der betroffenen Kommunen haben eine gemeinsame Erklärung veröffentlicht.

Das Desaster Stuttgart 21, der unterirdische Neubau des dortigen Hauptbahnhofs, hat schlimme Folgen für den gesamten öffentlichen Verkehr entlang der Gäubahn und bis an den Bodensee und die schweizerische Grenze. Dagegen regt sich Widerstand auf vielen Ebenen.

Pro-Gäubahn-Gruppe Konstanz konstituiert sich

Hier die Einladung der Veranstalter*innen:

Das Pro-Gäubahn-Bündnis wurde im März 2024 in Rottweil von Initiativen und Einzelpersonen aus verschiedenen Orten entlang der Gäubahn von Konstanz bis Stuttgart gegründet. Unser Ziel: Eine ununterbrochene Zufahrt unserer Bahnstrecke zum HBF-Stuttgart.

Ununterbrochen heißt: Keine Kappung der Einfahrt in den Stuttgarter HBF (weder 2026 noch wie jetzt geplant 2027) und kein Umsteigen in Stuttgart Vaihingen. Dass für den teuersten Bahnhof Deutschlands eine 150 Jahr alte Hauptstrecke (Schweiz-Deutschland) für unabsehbare Zeit im Stuttgarter Vorortbahnhof Vaihingen enden soll, ist ein Skandal.

Auch die – wie jeder weiß – vollkommen substanzlose Versprechung, dass durch den Bau des Pfaffensteigtunnels, des längsten deutschen Bahntunnels, die Gäubahn BALD wieder an den Hauptbahnhof angeschlossen würde, widerspricht allen bisherigen Erfahrungen mit Zusicherungen der DB-AG. Wenn von fünf bis sieben Jahren Bauzeit und schikanösem Umstieg in Vaihingen gesprochen wird, weiß jeder, dass dies in der Realität die doppelte Bauzeit, also mindestens 10 Jahre, dauern dürfte. Und ob dieses superteure Tunnelprojekt, das massenweise Klimagase beim Bau verursachen würde, überhaupt realisiert wird, ist völlig offen.

Darum setzt sich das Pro-Gäubahn-Bündnis für den Weiterbetrieb der vorhandenen Panorama-Strecke ein – zumindest so lange ein vollwertiger Ersatz nicht tatsächlich im Betrieb ist. Die Betreiber des Projekts S-21 wollen dagegen möglichst schnell vollendete Tatsachen schaffen und die Gäubahn selbst dann schon kappen, während der oberirdische Kopfbahnhof noch in Betrieb ist.

Dagegen will Pro-Gäubahn mobilisieren und das zu einer Knackpunktfrage im kommenden Landtags-Wahlkampf machen. Mit einem Aktionstag, einer Demonstration der Unzumutbarkeit des Umstiegs in Vaihingen und mit Aktionen in allen Gäubahn-Orten. Bei beiden Aktionen wäre eine starke Teilnahme auch aus Konstanz wichtig.

Alle Pro-Gäubahn-Interessierte in Konstanz und Umgebung möchten wir zu diesem Treffen einladen. Nach einer aktuellen Darstellung des Sachstandes sollen Aktionen, Stände etc. diskutiert und geplant werden.

Treffpunkt am 11. September 2025 um 18.00 Uhr im Pirmin Saal, Hofhalde 10a [Kolpinghaus], 78462 Konstanz. Dazu freuen sich auf eure Teilnahme die Organisatoren Hendrik Auhagen, Elisabeth Grübel, Martina Kristan, Michael Scholtz

Presse-Statement der Oberbürgermeister entlang der Gäubahn

Hier eine gemeinsame Medienmitteilung:

Die Oberbürgermeister entlang der Gäubahn, Dr. Stefan Belz (Böblingen), Nico Reith (Herrenberg), Peter Rosenberger (Horb a.N.), Stephan Neher (Rottenburg), Bernd Häusler (Singen) und Michael Beck (Tuttlingen), sagen:

„Die Zusage des Bundes zur Finanzierung des Pfaffensteigtunnels im Haushaltsentwurf 2026 ist ein starkes Signal und ein großer Schritt nach vorn. Dafür haben wir als Städte entlang der Gäubahn viele Jahre mit Nachdruck gekämpft. Unsere Appelle und Forderungen sind nun endlich in der Bundespolitik angekommen.

Gleichzeitig dürfen wir nicht übersehen: Die Kappung der Gäubahn in Stuttgart-Vaihingen bis zur Inbetriebnahme des Pfaffensteigtunnels – also voraussichtlich bis 2032 – würde unsere Städte, unsere Region und unser Land hart treffen. Eine Unterbrechung ohne verlässliche, attraktive Alternative schwächt den Schienenverkehr und belastet Fahrgäste, Wirtschaft und Kommunen gleichermaßen.

Darum fordern wir mit Nachdruck:

  1. Klarheit über die Finanzierung und den weiteren Projektverlauf – nachvollziehbar und verbindlich.
  2. Eine durchgehende Anbindung der Gäubahn bis 2032, um einen attraktiven und leistungsfähigen Bahnverkehr zu gewährleisten.Eine durchgehende Anbindung der Gäubahn bis 2032, um einen attraktiven und leistungsfähigen Bahnverkehr zu gewährleisten.

Wir begrüßen die Mittelbereitstellung als wichtiges Etappenziel. Jetzt kommt es darauf an, die Kontinuität der Gäubahn-Anbindung sicherzustellen und so die Leistungsfähigkeit des Schienenverkehrs zwischen Bodensee, Gäu und Stuttgart zu erhalten.“

Hans-Peter Storz bringt Ausbauplanungen in den Landtag

Hier eine (leicht bearbeitete) Medienmitteilung seines Büros:

155 Kilometer lang ist der südliche Abschnitt der Gäubahn, der von der Schweizer Grenze bis nach Böblingen reicht. Allein die Planung dieser für die Verbindung des Bodensees nach Stuttgart wichtigen Bahnlinie wird noch viele Jahre dauern. Der SPD-Landtagsabgeordnete Hans-Peter Storz hat die Haltung des Landesverkehrsministeriums dazu abgefragt.

Aus der Stellungnahme des Ministeriums geht hervor, dass die Vorplanung für zwei Baumaßnahmen bereits abgeschlossen ist: „Sowohl für den Hattinger Tunnel zwischen Engen und Immendingen sowie für den Bernburg-Tunnel bei Rottweil sind die Planer zur nächsten Stufe übergegangen, sie erarbeiten konkrete Entwürfe“, freut sich Storz über die wichtigste Information aus Stuttgart.

Somit könnten diese beiden Baumaßnahmen wahrscheinlich vorgezogen werden, meint Storz. Dies wäre ein wichtiger weiterer Schritt für den Ausbau im südlichen Streckenteil. Denn bis die ersten Planungen für die Gesamtstrecke vorliegen, werde es auch nach Auskunft des Verkehrsministeriums noch mindestens drei Jahre dauern. Dem Singener Abgeordneten ist der gesamte Zeitplan der Bahn nicht ambitioniert genug. Deshalb fordert er, einzelne Bauabschnitte, die eine hohe Verkehrswirkung erzielen können, vorrangig umzusetzen und die Planungen darauf zu konzentrieren.

Konkret hat Storz das Verkehrsministerium danach gefragt, wo die Landesregierung besondere Chancen für einen solchen vorgezogenen Ausbau sieht. Berthold Frieß, der Ministerialdirektor im Verkehrsministerium, der Storz geantwortet hat, betont genau wie der Landtagsabgeordnete die großen Vorteile durch das zusätzlich zu bauende zweite Gleis zwischen Sulz und Epfendorf im Kreis Rottweil. Dadurch können Fahrzeitverkürzungen von 15 Minuten für die bislang zweistündig verkehrende schnelle Intercity-Verbindung nach Stuttgart umgesetzt werden. Außerdem wäre die Strecke dann leistungsfähig genug, um einen zusätzlichen Metropol-Express, den sogenannten MEX, von Stuttgart direkt nach Villingen im Stundentakt fahren zu lassen.

Doch bis es dazu kommt, müsse noch Überzeugungsarbeit vor allem bei der für den Ausbau zuständigen Bahn-Tochter InfraGO geleistet werden. Ebenso gefragt ist der Bund, denn einige wesentliche Planungsgrundlagen müssen aus Berlin geliefert werden, bevor die Bahn konkrete und damit auch teure Genehmigungsverfahren und Ausführungsplanungen in Angriff nehmen wird. Außerdem müsse die Finanzierung im Bundeshaushalt und der Finanzplanung des Bundes abgesichert werden.

„Die Gäubahn endet nicht kurz vor Böblingen“, mahnt Storz. „Nur bei einem gesamten Ausbau von Stuttgart bis zur Schweizer Grenze wird der Landkreis Konstanz besser an den Stuttgarter Raum und das Fernverkehrsnetz der Bahn angebunden. Die Planungsgrundlagen dafür müssen jetzt geschaffen werden“.

Texte: MM/red., Bilder: Winfried Kropp und Bündnis Pro Gäubahn

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