Bahnhof Konstanz, Schwarzwaldbahn 28.06.2020 (c) Harald Borges

Hans-Peter Storz fordert Verbesserungen bei der Schwarzwaldbahn

Bahnhof Konstanz, Schwarzwaldbahn 28.06.2020 (c) Harald Borges
Bahnhof Konstanz, Schwarzwaldbahn (c) Harald Borges

Der SPD-Landtagsabgeordnete Hans-Peter Storz kritisiert die Qualitätsmängel im Betrieb der Schwarzwaldbahn und dringt darauf, dass die DB Regio die Vereinbarungen mit dem Land einhalten muss. Außerdem soll erst nach der Elektrifizierung der Hochrheinbahn der südbadische Schienenverkehr neu geordnet werden.

Der Abgeordnete griff in einer Pressemitteilung die Kritik von Fahrgästen zu Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und Sauberkeit der Schwarzwaldbahn in einem Schreiben an das Verkehrsministerium in Stuttgart auf. Mit der Antwort von Landes-Verkehrsminister Winfried Hermann ist Storz allerdings nicht zufrieden, denn sie lasse nicht den ernsthaften Willen erkennen, Verbesserungen durchzusetzen. Dabei komme dem Land, so Storz, eine Schlüsselrolle bei der Qualitätssicherung des Schienenregionalverkehrs, nicht nur bei der Schwarzwaldbahn, zu.

Ein Teil der aktuellen Probleme der Schwarzwaldbahn lasse sich auf die Folgeprobleme einer missglückten Instandhaltung zurückführen. Seit dem Austausch der Gleise im tunnel- und kurvenreichen Streckenabschnitt zwischen Hornberg und St. Georgen sei der Verschleiß an den Lokomotiven und Waggons deutlich angestiegen, was eine erhöhten Instandhaltungsbedarf und damit einen Mangel an verfügbarem Zugmaterial nach sich ziehe.

Seit Jahren gelinge es der Bahntochter DB InfraGO, die für das Schienennetz zuständig ist, nicht dieses Problem zu beheben. „Jetzt wird auch noch die Witterung als Grund vorgeschoben“, kritisiert Storz. Weil es nicht mehr so nass ist, soll der Grad der Abnutzung bei den Fahrzeugen der Schwarzwaldbahn in den letzten Wochen wieder gestiegen sein.

DB Regio habe auf den Fahrzeugmangel mit verkürzten Zügen oder durch den Einsatz älterer Modelle aus anderen Regionen des Landes reagiert. Dadurch, so Verkehrsminister Winfried Hermann in seiner Antwort an Storz, habe die DB Regio die Quote ihrer selbst verschuldeten Zugausfälle reduziert. Gleichwohl sei die Ausfallquote auch nach dem Urteil des Ministeriums hoch geblieben. „Verkürzte Züge bedeuten in den Sommermonaten auf der gut ausgelasteten Schwarzwaldbahn jedoch einen erheblichen Mangel an Sitz- und Fahrrad-Stellplätzen, sodass sich die Freude der Fahrgäste über geringe statistische Verbesserungen in Grenzen hält“, sagt Storz zu den ihm vorgelegten Daten.

Verkehrsvertrag 2.0

Zwischen dem Land und der DB Regio sind neue Regelungen über die Strafzahlungen, die bei schlechter Betriebsqualität im Schienenregionalverkehr fällig werden, vereinbart worden. Bei selbstverschuldeten Zugausfällen werden im Vergleich zu früher höhere dieser sogenannten Pönalen fällig. Doch diese, vom Land groß als Verkehrsvertrag 2.0 titulierte Neuregelung, greife bei der Schwarzwaldbahn nur teilweise, da die aktuellen Schwierigkeiten auf das Schienennetz zurückzuführen sind.

„Die Drohung mit Pönalen bewirkt also wenig,“ fasst Storz das Problem zusammen. Auch aus der Vereinbarung des Landes mit der DB Regio für eine bessere Qualität im Regionalverkehr durch mehr Lokführer, mehr Fahrzeuge und höhere Instandhaltungskapazitäten werden nach Einschätzung des Abgeordneten trotz aller Bemühungen der Eisenbahnunternehmen nicht so schnell auf die Schiene kommen.

Damit teilt Storz die Sorge vieler Fahrgäste: „Ohne besseres, also neueres Zugmaterial wird die DB Regio die Probleme auf der Schwarzwaldbahn wahrscheinlich nicht beseitigen können“. Doch dieses sei vorerst nicht zu erwarten, weil das Land den Verkehrsvertrag mit der DB Regio auf der Schwarzwaldbahn bis maximal 2032 verlängert hat.

Bremst diese Vertragsverlängerung nachhaltige Verbesserungen auf der Schwarzwaldbahn für die nächsten Jahre aus? Nach Ansicht des Verkehrspolitikers Storz muss dies so nicht eintreten. Er verweist auf die grundlegende Neuordnung des Schienenregionalverkehrs in Südbaden in den Jahren ab 2028. Für die Zeit ab diesem Fahrplanwechsel schreibt das Land die Schienenverkehre im Schwarzwald und in der Region Hochrhein-Bodensee neu aus.

Dabei werden unterschiedliche Lose gebildet: Verkehrsunternehmen können sich auf den S-Bahn-Verbindungen im Landkreis Konstanz, also die Seehas-Strecke, die S-Bahn am Hochrhein von Basel nach Waldshut, auf die Schwarzwaldbahn sowie auf die Express-Verbindung von Basel nach Friedrichshafen bewerben.

Die Inbetriebnahme der neu vergebenen Linien soll ab 2028 stufenweise erfolgen. Begründet wird dies, so Storz, mit der Verfügbarkeit der Fahrzeuge. Sie sollen alle von der Landesanstalt Schienenfahrzeuge BW gestellt und den Eisenbahn-Unternehmen zur Verfügung gestellt werden, so Storz. Doch bis dahin dürfe das Land nicht zusehen, wenn sich die Qualität auf der Schwarzwaldbahn verschlechtere – immerhin bezahle das Land viel Geld an die DB Regio für den Zugbetrieb.

„Dafür können die Fahrgäste eine entsprechende Gegenleistung erwarten“, betont er. Es sei Aufgabe des Landes, diese sicherzustellen und durchzusetzen. „Hier erwarte ich mehr Engagement von Verkehrsminister Winfried Hermann“.

MM, Bild (c) Harald Borges

4 Kommentare

  1. Dr. Peter Krause

    // am:

    Ich habe schon seit längerer Zeit beschlossen, wenn es geht in Deutschland NICHT mit der Bahn zu fahren. Sollte ich in Deutschland irgendwo hinfahren wollen/müssen, fliege ich oder benutze das Auto.
    Zum Glück wohnen wir hier praktisch in der Schweiz – zumindest bahntechnisch – und können in Richtung Süden nahezu problemlos die schönsten Orte mit der Bahn erreichen. Und vom Flughafen Zürich, den man in unter einer Stunde mit der Bahn erreichen kann, kommt man in die ganze Welt ohne 2 bis 3 Stunden bei der Sicherheitskontrolle dämlich runzustehen.
    „Isch over“, sagte Wolfgang Schäuble einmal in einem anderen Zusammenhang, aber irgendwie kommt mir diese Bemerkung von ihm in jüngster Zeit öfter in den Sinn, wenn ich den Zustand unserer Republik hier dort betrachte: Infrastruktur, Schulen, Krankenhäuser, Renten- und Pensionslasten, Wohnungsbau, usw. usf.
    Bundespräsident Roman Herzog hielt vor fast drei Jahrzehnten seine berühmte „Ruck-Rede“, wo er angesichts wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Erstarrung dazu aufrief, „jetzt an die Arbeit (zu)gehen“ und die Probleme anzupacken. Die Rede, vom 26. April 1997 !!!, ist heute so aktuell wie damals – irgendwie auch traurig.
    Zum Nachlesen: https://www.bundespraesident.de/SharedDocs/Reden/DE/Roman-Herzog/Reden/1997/04/19970426_Rede.html
    Ich weiß, es geht hier nur um die Bahn, aber irgendwie ist der Zustand der Bahn symptomatisch für einiges, was nicht so richtig rund läuft.

  2. Armin März

    // am:

    Als Pendler bin ich regelmässig von unzuverlässigen Verbindungen betroffen. Dieses Jahr stellt dabei einen absoluten Tiefpunkt dar und die Schwelle, mal wieder das Abo-Ticket abzugeben sinkt in steiler Kurve.
    Aber: Der Herr Storz sollte sich auch an die eigene Nase fassen. Die chronische Unterfinanzierung des DB-Konzerns ist ein politisches Problem. Der Schwarzwaldbahn dafür vors Schienbein treten zu wollen, ist schon ziemlich infam.
    Wenn man bedenkt, dass die Schweiz pro Jahr und Bürger ungefähr das vierfache in die Bahn investiert ist durchaus einer der Gründe für deren guten Service.
    Den Bahnchef einfach zu feuern und keinen Nachfolger oder gar ein Konzept für die Zukunft zu haben, ist ein Armutszeugnis für „die Politik.“

  3. Manuel Puchinger

    // am:

    Ich kenne die Probleme und die Schwarzwaldbahn schon sehr lange…

    Die Bahn bekommt es nicht hin, ihren Fuhrpark instand zu setzen.

    Normalerweise sind vier Doppelstockwagen pro Garnitur unterwegs. Benötigt werden 8 Garnituren für den regelmäßigen Betrieb. Als Reserve gibt es zwei Garnituren, welche jedoch weit ab des eigentlichen Einsatzgebiets in Freiburg stationiert sind und nur unter der Woche von Mo-Fr über die Rheintalbahn durch das Zugpaar RE4748/49 an die Schwarzwaldbahn zum Tausch der Zug Garnituren oder deren Wartung möglich.

    Es hat sich auch gezeigt, dass die vier Wagen-Züge leider nicht immer ausreichend sind. Vor allem auf dem Abschnitt zwischen Offenburg und Karlsruhe sind die Züge bis auf den letzten Sitzplatz gefüllt.

    Und eine Verbesserung gibt es auch nur auf kurze Sicht:

    Bis 31.07. gibt es einen zusätzlichen RE zwischen Karlsruhe und Offenburg sowie noch bis Anfang September einen neuen RE von Offenburg nach Konstanz sowie zurück nach Karlsruhe und retour nach Offenburg an Sonntagen, da dort in Offenburg eine Garnitur Sonntags planlos herum stand.

    Würde man wieder auf die Sparte von DB Gebrauchtzug zurück greifen, könnte man mit Sicherheit weitere Wagen anfordern, welche auch langfristig auf der Schwarzwaldbahn verbleiben können (und nicht schon nach zwei, drei Monaten wieder abgezogen werden, weil mal kurz alles funktioniert hat)

    Und neue Züge machen das ganze nicht besser. Wir sehen ja, was im Rheintal und Höllental passiert ist, als man auf neue einstöckige Fahrzeuge umgestellt hat. Kein Platz, unbequem und zu wenig Fahrzeuge

  4. René Frey

    // am:

    Wie konkret soll denn laut Herrn Storz der Landesverkehrsminister Hermann dafür sorgen, dass die Qualität der Fahrzeuge auf der Schwarzwaldbahn besser wird? Das erschließt sich mir überhaupt nicht auch in Bezug auf die Machbarkeit. Finanzierung? Umsetzung?

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