Pressekonferenz philharmonie, dirigent gabriel venzago, intendant hans georg hofmann 2025 07 18 027 © harald borges

Neue Saison: Glück und Glas

Pressekonferenz philharmonie, dirigent gabriel venzago, intendant hans georg hofmann 2025 07 18 020 © harald borges

Bei der Vorschau auf die nächste philharmonische Saison 2025/26 kündigten Intendant Hans-Georg Hofmann und Chefdirigent Gabriel Venzago ein neues Format für Nachtschwärmer an und warfen einen Blick auf die kommenden Konzerte mit bekannten und aufstrebenden Künstler*innen.

Mit rund 100 Auftritten war die Bodensee Philharmonie in der letzten Saison gut beschäftigt, und insbesondere bei Konzerten für Schüler*innen – rund 10.000 junge Hörer*innen nahmen daran teil – ist die Nachfrage deutlich größer als das Angebot. „Auch unsere gewagteren Programme haben funktioniert“, zog Gabriel Venzago zufrieden Bilanz. Der Abo-Verkauf läuft dementsprechend gut, und Hans-Georg Hofmann hofft, in absehbarer Zeit vielleicht sogar die 3000er-Marke zu knacken. (Man vergesse nie, was ein Kenner der Szene einst so treffend bemerkte: „Musik machen kann jeder; aber Karten für Konzerte zu verkaufen, das ist die wahre Kunst.“)

Sphärenklänge

Die Butter auf dem Brot der klassischen Musik sind natürlich die Philharmonischen Konzerte im viel geschmähten Konzil. Die insgesamt zehn Programme verbinden wieder Bewährtes von Mozart bis Brahms mit Überraschendem: So ist bereits im September Matthias Würsch der Solist an der – übrigens von keinem Geringeren als Benjamin Franklin erfundenen – Glasharmonika, für die es Stücke von Mozart und Anders Hillborg (*1954) zu hören gibt. Dieses Instrument war bereits im 18. Jahrhundert in der Lage, ganz ohne Elektronik wahre Sphärenklänge aus reinstem Herzblut zu erzeugen. Erlebt man dieses zarte, zerbrechliche Instrumentengeschöpf, seufzt man noch heute unwillkürlich auf, als höre man die Liebesklagen einer verwunschenen Elfe.

Zu den eher zeittypischen Überraschungen der nächsten Konzertsaison gehört sicher auch ein Werk, das die Philharmonie Anfang November uraufführen will – „eine Bodensee-Ouvertüre“, komponiert von einer künstlichen Intelligenz. Selbst einen Anflug ganz irdischer Heimatverbundenheit zeigt das Orchester mit einem Stück von Hans-Werner Henze aus dessen Ballett „Undine“ (1956/57). Was ist daran heimatverbunden? Ganz einfach: Der aufstrebende Henze (1926-2012) verantwortete 1948 bis 1950 die Musik am damals von Heinz Hilpert geleiteten Konstanzer Stadttheater.

Die „großen“ Konzerte präsentieren also wieder den fast unerschöpflichen Fundus einer sich bis heute entwickelnden 250-jährigen Tradition von Mozart bis Ligeti. Das Weihnachtskonzert im Münster, in dem es dann vor allem barock zugehen soll, lässt allen Beteiligten die Brust schwellen, denn es wird sogar vom SWR-Fernsehen aufgezeichnet und landesweit verbreitet.

Extrakonzerte führen das Orchester unter anderem nach Zürich, dessen Tonhalle für die Musiker*innen ein beliebtes akustisches Exil ist. In der Reihe „Klassifest“ werden sie angehende junge Spitzensolist*innen begleiten, von denen Gabriel Venzago nur schwärmen kann – einer von ihnen, der Geiger Raphael Nussbaumer (*2006), wird demnächst auch in Konstanz zu hören sein. Ein Ausflug nach Zürich sei übrigens allen Konstanzer*innen angeraten, die ihr Orchester einmal in einer richtigen Konzerthalle erleben wollen. Auch in der moZart-Reihe, einem Herzensanliegen des Dirigenten, gibt es mit Sophie Branson und Lisanne Schick zwei junge Musikerinnen, die bereits in Zürich brillierten.

Ein Schwatz nach dem Konzert

Für alle, die nach einem Konzert ungern gleich nach Hause gehen, sondern lieber noch bei einem Gläschen der Konversation pflegen möchten, gibt es ab sofort auch in Konstanz eine spätabendliche „Late Night“, zunächst einmal zu drei Konzerten: Frank Dupree wird als Solist in Ravels beidhändigem Klavierkonzert auftreten und das Publikum anschließend mit seinem Jazztrio in die Nacht geleiten. Der griechische Pianist Vassilis Varvaresos will nach seinem Rachmaninow-Konzert über Themen aus „Star Wars“ paraphrasieren und Christian Schmitt verspricht, zur After Hour Orgelmusik zum Besten zu geben.

Vielleicht bewegt das dann ja selbst jene Damen aus den mittleren Reihen, die das ganze Konzert über hingebungsvoll zu schwatzen pflegen („wir reden so leise, das stört doch keinen; und wenn es sie doch stört, müssen Sie sich halt einen anderen Platz suchen“), dazu, auch ohne Androhung einer Tracht Prügel endlich einmal ihre Klappe zu halten und ihren vergifteten Klatsch erst nach dem Konzert bei einer Tasse koffeinfreien Kaffees auszutauschen …

Kartenvorverkauf

Abos sind bereits jetzt erhältlich, Einzelkarten gibt es ab September 2025.

Bodensee Philharmonie, Karten- und Abobüro, Fischmarkt 2, 78462 Konstanz, Telefon: 07531 900-2816. Fax: 07531 900-122816, Mail abo@konstanz.de, Öffnungszeiten Montag–Freitag 9:00–12:30 Uhr, www.bodensee-philharmonie.com
Theaterkasse im KulturKiosk, Wessenbergstraße 41, 78462 Konstanz, Telefon: 07531 900-2150, Mail Theaterkasse@konstanz.de, Öffnungszeiten Dienstag–Freitag 10:00–18:30 Uhr, Samstag 10:00–13:00 Uhr.
Tourist-Information am Bahnhof Konstanz, Bahnhofplatz 43, 78462 Konstanz, keine telefonischen Reservierungen, Öffnungszeiten 1. April–31. Oktober: Montag–Freitag 9:00–17:00 Uhr, Samstag 09:00–16:00 Uhr, Feiertage 9:30–15:00 Uhr, während der baden-württembergischen Sommerferien auch Sonntag 10:00–15:00 Uhr; 1. November–31. Dezember: Montag–Freitag 9:00–16:00 Uhr, Samstag 9:00–16:00 Uhr (nur an Adventssamstagen), Sonn- und Feiertage geschlossen; 1. Januar–31. März: Montag–Freitag 9:00–16:00 Uhr, Samstag, Sonn- und Feiertage geschlossen.
Ortsverwaltungen Dettingen-Wallhausen, Dingelsdorf und Litzelstetten (jeweils nur Schalterverkauf, kein Kartentausch).
– Für Konzerte im Milchwerk Radolfzell: Tourist-Information Radolfzell, Seestraße 30, 78315 Radolfzell am Bodensee, Telefon: 07732 81500, Fax: 07732 81510, E-Mail: info@radolfzell-tourismus.de
Internet: Über die Seite der Philharmonie.

Text & Bild: Harald Borges

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