Äpfel © congerdesign auf Pixabay

Zwischen allen Stühlen … Reisende Äpfel, ein offenes Seminar

Äpfel © congerdesign auf Pixabay
Äpfel © congerdesign auf Pixabay

Am 8. April beginnt ein offenes Seminar im Raum für Initiativen, Dammgasse 8. Albert Kümmel-Schnur lädt Studierende und alle Interessierten dazu ein, der Reise der Äpfel vom Tien Shan bis in den Norden Europas in Geschichten zu folgen und so über Migration nachzudenken.

„Oh, Lake Constance – that’s all apples“, sagte mir ein Mathematiker vor Jahren auf einer Party in London, als ich erzählte, dass ich vom Bodensee komme. Alles Äpfel, ja, so will es scheinen: wenn die Kulturlandschaft des Bodenseeraumes wird von Streuobstwiesen geprägt. Der Apfel: das sind wir. Der Apfel: das ist Heimat. Der Apfel, dessen rosaweiße Blüten Honig stiften. Der Apfel, den man zu Saft pressen, mosten, zu Kuchen backen oder in Ringen trocknen kann und den man mit Apfelfesten, Apfelwochen und Apfelköniginnen feiert.

Wie wäre es nun, wenn ich Ihnen sagte „Auch der Apfel ist ein Einwanderer, ein Migrant?“ Das, was wir für das Eigene halten, ist der Effekt einer langen Reise über viele Tausende von Jahren. Ursprünglich in Amerika beheimatet, wanderte der Apfel über die Beringstraße – also genau gegengleich zum Menschen nach Sibirien und China. In der Eiszeit starb er fast aus, überlebte aber bis heute im Tien Shan-Gebirge in Kasachstan an der Grenze zu China. Von dort aus verbreiteten ihn Bären, Pferde der Handelsreisenden der Seidenstraße, Ägypter, Perser, Griechen und Römer schätzen ihn. In ihren Geschichten und denen vieler anderer Völker, in die der Apfel reiste, um zu bleiben, wurde ihm Heilkraft, ja, Unsterblichkeit zugeschrieben. Der Apfel steht für Eros und, wo die Liebe hinfällt, da blühen auch Verrat, Neid, Eifersucht: der Apfel ist ein vergiftetes Geschenk. Schneewittchen kann ein Liedchen davon singen. Auch Adam und Eva wissen, was es heißt, von Früchten, die verboten sind, zu essen.

Mäandernd zwischen Fakten und Fiktionen, zwischen Menschen, Geschichten und Früchten, zwischen Biologie und Kulturgeschichte lade ich Sie jeden Montag um 18 Uhr in die Dammgasse 8 ein. Bringen Sie Ihre Apfelgeschichten mit – es wird sich ein Raum dafür finden. Schritt für Schritt entdecken wir das Fremde im Eigenen und das Eigene im Fremden: die kulturstiftende Kraft von Migration und Vermischung.

Jede(r) darf ohne jede Vorbereitung jederzeit kommen und mitmachen. Die Veranstaltung kann als ganze oder in Teilen besucht werden.

Für Nachfragen und weitere Informationen: albert.kuemmel-schnur@uni-konstanz.de

DatumThema
08.04.24Alle meine Äpfel – Kennenlernen, Organisatorisches
15.04.24Schneewittchen – Märchenmotive
22.04.24Von 82 Schneewittchen – Geschichten auf Reisen – Kultur als Mischkessel
29.04.24Der Zankapfel – eine Göttin und drei weitere: vom Anfang des Trojanischen Krieges
06.05.24Frucht der Unsterblichkeit- Idunas Äpfel und das Alter der Götter
13.05.24Vom Apfelland – Avalon und Anderswelt
03.06.24Annika Kouris: Der Apfel in der Bildenden Kunst
10.06.24Frucht des Todes – Sündenfall: von verbotenen Früchten
17.06.24Was ist überhaupt ein Apfel? Linguistische, biologische und kulturhistorische Überlegungen
24.06.24Wie kam der Apfel nach Europa?
01.07.24Ein Apfelbäumchen pflanzen – die Karriere eines fiktiven Luthersatzes
08.07.24Ende der Vielfalt? Industrielle Apfelproduktion und Erhalt der Artenvielfalt
15.07.24Abschluss und Ausblick

Text: Albert Kümmel-Schnur, Bild: congerdesign auf Pixabay

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