Kundgebung gegen Rechtsextremismus, Konstanz 24.01.2024 © Harald Borges

Rede der Gesellschaft der Stadt Konstanz (I)

Demo gegen rechts, AfD, Konstanz 24.01.2024 © Harald Borges
Kundgebung gegen Rechtsextremismus, 24.01.2024 © Harald Borges

Sehr viele Menschen, Initiativen, Verbände, Vereine wollten sich auf verschiedene Art und Weise bei der gestrigen Kundgebung einbringen. Das ist einfach großartig! Alle Stimmen zu Wort kommen zu lassen, hätte der zeitliche Rahmen nicht zugelassen. Und so haben wir ein Statement der vielen Stimmen aus dieser Stadt zusammengestellt. Hier ist sie also, die Rede der Gesellschaft der Stadt Konstanz.

Teil 1/2

Jüdische Gemeinde Konstanz e.V.

Wir von der Jüdischen Gemeinde Konstanz e.V., der liberalen jüdischen Gemeinde in Konstanz, wissen, was es bedeutet, wenn Rechtsextreme Pläne für Massendeportationen schmieden. Es erinnert uns an das dunkelste Kapitel dieses Landes.

Wir erinnern uns, dass die Pläne von damals in die Realität umgesetzt worden sind. Aus Worten wurde Gewalt und Töten, es war kaum Zeit dazwischen.

Heute stehen wir im ganzen Land auf und sagen: Nie wieder! Wir sehen heute, wie viele Menschen sich hier versammelt haben, um gemeinsam gegen den erstarkenden Rechtsextremismus, gegen Hass und Hetze aufzustehen. Gemeinsam sind wir mehr!

JEF Konstanz

Als Junge Europäer-JEF Konstanz e.V. setzen wir uns seit jeher für ein starkes, geeintes und offenes Europa ein, in dem sich Menschen ungehindert von nationalen Grenzen entfalten können. Wir verurteilen jegliche Form des politischen Extremismus, der diese Möglichkeiten einzuschränken sucht. Die rechtsextremen Bestrebungen, Menschen mit Migrationshintergrund aus Deutschland zu deportieren, sind nicht nur bedrohlich für die Grundwerte der EU, sondern stellen auch eine direkte Herausforderung für die von uns verteidigte Idee der grenzenlosen Gemeinschaft dar.

Wir glauben fest daran, dass die Stärke Europas in seiner Vielfalt liegt. Wir rufen daher alle Mitglieder und Unterstützer dazu auf, sich aktiv für eine inklusive EU einzusetzen und gemeinsam gegen Diskriminierung und Extremismus vorzugehen.

Demo gegen rechts, AfD, Konstanz 24.01.2024 © Harald Borges
Kundgebung gegen Rechtsextremismus, 24.01.2024 © Harald Borges

Stolpersteine für Konstanz – Gegen Vergessen und Intoleranz

Ausschnitte aus einem Songtext von Konstantin Wecker, „Sage Nein!“:

Wenn sie jetzt ganz unverhohlen
wieder Nazi-Lieder johlen,
über Juden Witze machen,
über Menschenrechte lachen,
wenn sie dann in lauten Tönen
saufend ihrer Dummheit frönen,
denn am Deutschen hinterm Tresen
muss nun mal die Welt genesen,
dann steh auf und misch dich ein:
Sage nein!

Ob als Penner oder Sänger,
Bänker oder Müßiggänger,
ob als Priester oder Lehrer,
Hausfrau oder Straßenkehrer,
ob du sechs bist oder hundert,
sei nicht nur erschreckt, verwundert,
tobe, zürne, misch dich ein:
Sage nein! Sag nein!

Gesamtelternbeirat Konstanz

Der Gesamtelternbeirat vertritt die Eltern von ca. 8000 Schülerinnen und Schüler. Eltern, die aus aller Herren Länder kommen, aus Dettingen, aus Tansania, aus Allmannsdorf, Syrien, dem Paradies oder der Ukraine. Eltern aller Hautfarben und Religionen. Konstanz ist bunt und so ist die Eltern- und Schülerschaft. So ist es gut und so soll es bleiben. Der GEB ist überparteilich und politisch neutral. Aber wir ergreifen klar Partei gegen Rechtsextremismus und gegen jede völkische-identitäre Machtfantasien. Hier sagen wir ein klares lautes NEIN. Nie wieder ist jetzt.

Terre des Femmes, Städtegruppe Konstanz, Menschenrechte für die Frau e.V.

Die menschenverachtende Einstellung der AfD ist, wenn man genau hinschaut, in vielfältiger Weise seit langer Zeit sichtbar.

In Anbetracht der baldigen Konstanzer Straßenfasnacht teilt die Terre des Femmes Städtegruppe Konstanz ein Zitat mit uns, welches von AfD Mitglied Johannes Biesel 2018 auf Twitter veröffentlicht wurde: „Das Problem an Fasching ist, dass du nicht sagen kannst, ob sie 14 oder 18 ist. Wenn du dann Pech hast, kommste an die 18jährige.“

Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten, Kreisvereinigung Konstanz

Es nervt und ist faktisch falsch, wenn in Medien und der Debatte insgesamt immer wieder davon geredet wird, in Potsdam hätten sich Neonazis oder „Rechtsextreme“ „mit“ der AfD getroffen.

Nein, die AfD ist eine Nazi-Partei mit dem Nazi Björn Höcke als inoffiziellen Führer. Eine Unterscheidung zwischen Neonazis und der AfD gibt der AfD einen bürgerlich/rechtskonservativen Anstrich, der einfach nicht der Wahrheit entspricht. Wer AfD wählt, wählt Nazis.

Kantine Konstanz

In unserem Club ist kein Platz für Rechte!

Demo gegen rechts, AfD, Konstanz 24.01.2024 © hr
Kundgebung gegen Rechtsextremismus, 24.01.2024 © hr

Deutsch-Israelische-Gesellschaft Bodensee e.V.

Ich möchte allen, die damit liebäugeln, die AFD zu wählen, die alten Liedverse von Wolf Biermann zurufen:

„Schon wieder Blut und Tränen
Was gehst du denn mit denen?
Du weißt doch was dir blüht“

Denn das ist es, was am Ende einer erneuten rechtsextremen Herrschaft stehen wird: Blut und Tränen.

Um das zu verhindern, sind auch wir heute Abend in Konstanz auf die Straße gegangen. Denn nur mit einer massenhaften öffentlichen Präsenz können wir eine Atmosphäre schaffen, in der es sich alle Rechtsextremen nicht mehr so ohne weiteres trauen, ihre menschenverachtenden Parolen zu verbreiten! Unsere heutige Aktion kann dafür nur der Anfang sein!

Als Deutsch-Israelische Gesellschaft sind wir froh, dass nach dem grandiosen, beispielhaften Engagement großer Teile der israelischen Bevölkerung für den Erhalt ihrer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft, sich jetzt auch in Deutschland so viele Menschen in aller Öffentlichkeit für eine offene, demokratische und menschenfreundliche Gesellschaft stark machen.

Catcalls of Konstanz

Unser Feminismus ist nicht verhandelbar. Zu einer demokratischen Gesellschaft gehören alle Geschlechtsidentitäten und alle sexuellen Orientierungen.

Aber rechtsextreme Politik bedroht queeres Leben, schränkt reproduktive Rechte ein und drängt uns in Geschlechternormen. Unter dem Deckmantel von „Frauenschutz“ verstecken sie ihre menschenfeindliche und rassistische Politik. Rechtsextreme treten mit Füßen, wofür Feminist*innen seit Jahrhunderten kämpfen. Das lassen wir nicht zu, wir sind mehr!

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